Von: ka
Bozen/Brüssel/Dublin – Das Vorhaben Irlands, Warnetiketten auf Weinflaschen anzubringen, schreckt die großen EU-Weinländer auf.
Seit dem Bekanntwerden, dass die EU Irland erlaubt hat, alle Alkoholprodukte mit Warnhinweisen zu versehen, laufen Italien, Frankreich und Spanien gegen diese Regelung Sturm. Während die Vertreter der europäischen Weinwirtschaft von einem „Angriff auf ihre Länder“ und einer „Kriminalisierung der Weintrinker“ sprechen, erhoffen sich die Iren von den Warnhinweisen, die durch den horrenden Alkoholkonsum hervorgerufene enorme Belastung für die öffentliche Gesundheit zu verringern.
Im Streit zwischen dem Für und Wider von Warnetiketten auf Weinflaschen bleibt aber die Frage, ob diese überhaupt etwas bewirken würden, auf der Strecke. Was jedenfalls das Rauchen betrifft, konnten die hässlichen Bilder, die Lungentumore und schwerkranke Patienten zeigen, kaum einen passionierten Raucher dazu bewegen, sein Laster aufzugeben. Vielmehr waren es harte Einschränkungen – in Italien ist in praktisch allen öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten und Lokalen das Rauchen verboten, in der Nähe von Gesundheitseinrichtungen auch im Außenbereich –, die den Rauchern das Qualmen abgewöhnten.
In diesem Sinne dürften Warnhinweise auf Weinflaschen kaum dazu dienen, Gefährdete von einer Sucht zu bewahren, sondern „nur“ dazu führen, die schönen Etiketten, die Aufschluss über Herkunft, Traube, Jahrgang und Lage geben, zu verschandeln. Wer sich am Sonntagvormittag „a Glasl Guatn“ gönnt, zum Essen in Maßen ein gutes Tröpfchen genießt oder den Skitag auf der Hütte mit einem „Stamperle“ ausklingen lässt, belastet das Gesundheitswesen genauso wenig wie jene Gelegenheitsraucher, die sich nach einem Arbeitstag „a Feierobendzigrettl“ anzünden.
Wer den Alkoholmissbrauch bekämpfen will, findet bessere Möglichkeiten, als an Flaschen Warnetiketten zu kleben. Eine Maßnahme wäre, den Ausschank von Alkohol an Minderjährige und bereits Betrunkene besser zu kontrollieren und sehr hart zu bestrafen. Analog dazu könnten auch Trunkenheit in der Öffentlichkeit härter geahndet und Alkoholiker, die dem Gesundheitswesen zur Last fallen, stärker zur Kasse gebeten werden.
Zuletzt sollten sich die EU-Bürokraten bewusstwerden, dass in gleich mehreren Ländern und Regionen der Wein untrennbarer Teil der Kultur ist. Das Verkosten und Genießen edler Weine und das dazugehörige gesellige Beisammensein sind auch von Südtirol nicht wegzudenken. Es kann nicht sein, dass unter dem Deckmantel der Suchtbekämpfung Weingenießer und eine jahrhundertealte Kultur kriminalisiert werden.
„Terror-Etiketten auf Wein“ bekämpfen keinen Alkoholmissbrauch, sondern tragen nur dazu bei, Weingenießer ins schiefe Licht zu rücken und eine in Jahrhunderten gewachsene Weinkultur zu schädigen. Möge es den EU-Weinländern Italien, Spanien und Frankreich gelingen, diesem Vorhaben Einhalt zu gebieten!