Entrüstung über Warnhinweise in Irland

“Terror-Etiketten auf Wein”: Italien setzt sich zur Wehr

Samstag, 14. Januar 2023 | 07:59 Uhr

Bozen – Italien lehnt Warn-Etiketten auf Weinflaschen vehement ab. Der zuständige Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida hat diesbezüglich seinen strikten Widerstand angekündigt und stärkt damit der italienischen Weinwirtschaft den Rücken. Diese spricht von einem “Angriff auf Italien” und “Terror-Etiketten”.

Der Hintergrund

Die EU hat dem Mitgliedsland Irland Warnhinweise auf Alkoholprodukten erlaubt. Auf allen Verpackungen sollen Warnungen zu lesen sein wie “Alkoholkonsum verursacht Lebererkrankungen”. Dem irischen Beispiel könnten sich weitere EU-Staaten anschließen.

Die Etiketten aller alkoholischer Produkte in Irland müssen demnach Warnhinweise enthalten. Sie sollen über die Gefahren von Alkoholkonsum informieren, den Zusammenhang zwischen Alkohol und tödlichen Krebserkrankungen aufzeigen, den Alkoholgehalt des Produkts in Gramm angeben und die im Produkt enthaltenen Kalorien aufschlüsseln. Außerdem muss ein Link zu einer Gesundheitswebseite aufgedruckt sein.

Entrüstung und Unverständnis

Über diese Entwicklung zeigen sich Vertreter der europäischen Weinwirtschaft entrüstet. Vor allem große Erzeugerländer wie Frankreich, Italien und Spanien kritisieren, dass die EU-Kommission dem Entwurf ohne Einwände zugestimmt hat und Wein damit Zigaretten gleich gestellt würde. Sie befürchten, dass damit die Harmonisierung der EU-Gesetzgebung gefährdet und der freie Warenverkehr im Binnenmarkt in Frage gestellt würde. Mitgliedsländer sollten keine Rechtsvorschriften zu Themen erlassen, die bereits durch EU-Recht geregelt wurden. Außerdem würden im Dezember 2023 ohnehin neue EU-Regeln für die Kennzeichnung alkoholischer Getränke in Kraft treten.

Irland will auf hohen Alkoholkonsum reagieren

Irische Behörden weisen hingegen darauf hin, dass die Umsetzung der Verordnung nach deren Fertigstellung eine lange Vorlaufzeit von drei Jahren hätte und den Unternehmen Optionen zur Verfügung stelle, um die Auswirkungen auf ihre Prozesse zu minimieren.

Zu dem Vorstoß der Regierung in Dublin war es gekommen, weil der hohe Alkoholkonsum in Irland eine enorme Belastung für die öffentliche Gesundheit mit sich bringt. Laut Daten seien der Bevölkerung die mit Alkohol verbundenen Gesundheitsrisiken nicht bewusst. Das wolle man ändern.

Italienische Verbände blasen zum Angriff

Nichtsdestotrotz blasen in Italien die Verbände und Weinproduzenten zum Angriff. Sie sprechen von “Terror-Etiketten” und wittern einen Angriff auf Italien.

Dass die Europäische Union grünes Licht für Warnetiketten auf Wein gibt, sei ein direkter Angriff gegen Italien, den weltweit führenden Wein-Erzeuger und -Exporteur mit einem Umsatz von über 14 Milliarden Euro, von denen mehr als die Hälfte im Ausland generiert wird, kommentierte der Landwirtschaftsverband Coldiretti, der vor “Terror-Etiketten” auf Weinflaschen warnte.

“Es ist völlig unangebracht, den übermäßigen Konsum von Spirituosen, wie er in den nordischen Ländern üblich ist, mit dem mäßigen und bewussten Konsum von Qualitätsprodukten mit geringerem Alkoholgehalt, wie Bier und Wein, gleichzusetzen”, sagte der Präsident von Coldiretti, Ettore Prandini. “Die Verpflichtung der EU, die Gesundheit der Bürger zu schützen, kann nicht mit Entscheidungen umgesetzt werden, die die Gefahr bergen, dass einzelne Produkte unabhängig von den konsumierten Mengen auf ungerechte Weise kriminalisiert werden”, so Prandini.

Italiens Landwirtschaftsminister Lollobrigida erklärt, alles zu unternehmen, damit die italienischen Produkte und der italienische Lebensstil geschützt werden. Auch rechtliche Schritte schließt er nicht aus.

Südtiroler Weinproduzenten halten derartige Etiketten und Warnhinweise auf Weinflaschen ebenfalls für verfehlt.

Von: luk