Von: mk
Bozen – Die Stimmung im Südtiroler Bauwesen bleibt sehr positiv. Dies ergibt sich aus der Herbstausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO-Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen. Mehr als neun von zehn Unternehmen beurteilen die im Jahr 2019 erzielte Ertragslage positiv und für 2020 erwarten sogar 94 Prozent ein zufriedenstellendes Betriebsergebnis. Einige Betriebe des Tiefbaus befürchten aber einen Rückgang des Umsatzes und der Investitionen im nächsten Jahr.
Hier geht es zum PDF (Ertragslage im Baugewerbe – Rückblick 2010-2019 und Erwartungen für 2020)!
Das Geschäftsklima im Südtiroler Baugewerbe ist nach wie vor gut: 92 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer sind mit der heuer erzielten Rentabilität zufrieden und 94 Prozent blicken optimistisch auf das kommende Jahr. Diese hohen Anteilswerte übertreffen sogar das Niveau der Jahre vor der Wirtschaftskrise. Das Geschäftsklima im Bausektor verbessert sich somit das sechste Jahr in Folge.
Dieser Optimismus ist vor allem auf Umsatzsteigerungen auf dem Südtiroler Markt zurückzuführen, während das Geschäftsvolumen bei Kund/innen aus anderen italienischen Provinzen heuer etwas zurückgegangen ist. Die durchschnittliche Auslastung der Produktionskapazität ist auf 90 Prozent angestiegen. Die Betriebskosten sind etwas stärker als in den Vorjahren gewachsen, gleichzeitig haben sich aber auch die Verkaufspreise dank der starken Nachfrage positiv entwickelt. Damit konnte die Rentabilität erhalten werden. Auch die Beschäftigung entwickelte sich positiv, vor allem bei den größeren Unternehmen. In den ersten zehn Monaten 2019, zwischen Jänner und Oktober, lag die Anzahl der Arbeitnehmer in der Südtiroler Bauwirtschaft durchschnittlich bei über 17.600, mit einem Plus von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Im Hinblick auf das nächste Jahr befürchten einige Unternehmen einen Umsatzrückgang, insbesondere auf dem Südtiroler Markt. Im Allgemeinen rechnet man aber auch 2020 mit einem ähnlich guten Betriebsergebnis wie heuer. Darüber hinaus sollte die Beschäftigung weiter zunehmen, wenn auch weniger stark.
Innerhalb des Bausektors zeigt das Baunebengewerbe die größte Zufriedenheit mit der Rentabilität im Jahr 2019 und die zuversichtlichsten Erwartungen für 2020. Das Geschäftsklima im Tiefbau ist hingegen etwas verhaltener: Die Unternehmen dieser Branche spüren den Anstieg der Betriebskosten am meisten und erwarten im nächsten Jahr einen Rückgang des Umsatzes und der Investitionen. Die Rentabilität dürfte aber weiterhin zufriedenstellend sein.
Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, unterstreicht die große Bedeutung der öffentlichen Investitionen: „Die Infrastrukturen stellen nicht nur einen Wettbewerbsvorteil für den Standort dar, sondern schaffen bereits während der Bauphase Arbeitsplätze und Einkommen für viele Familien.“
Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände
Michael Auer, Präsident Kollegium der Bauunternehmer, erklärt: „Unsere Bauunternehmen haben in diesen Jahren viel investiert, auf Innovation und Nachhaltigkeit gesetzt und neue Arbeitsplätze geschaffen. Dieser Beitrag wird aber oft unterschätzt: Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, in der Bevölkerung wieder mehr Akzeptanz für Infrastrukturen und Bauvorhaben zu schaffen. Damit stärken wir nicht nur unsere Wirtschaft, sondern unser gesamtes Land.“
Martin Gebhard, Obmann der Maurer und Baumeister im lvh, betont: „Derzeit sind Auftragslage und Auslastung sehr gut, allerdings werden das neue Landesraumordnungsgesetz und die Gemeinderatswahlen die Auftragslage einbremsen. Ich befürchte, dass viele Gemeinden erst die Siedlungsgrenzen festlegen müssen, sprich Leerstände erfassen, Mobilitätspläne erstellen usw. Es wird zu Rekursen von Bürger/innen kommen, da ihr Grundstück nicht berücksichtigt wurde usw. Es könnte ein Vakuum entstehen, das die Baubranche blockiert.“
Maurizio Lazzarini, Präsident CNA-SHV-Costruzioni sagt hingegen: „Wir sind verblüfft über die Entscheidung des Landes, die Anträge auf Vorfinanzierung der staatlichen Steuerabsetzungen für die Gebäudesanierung ab dem 1. Januar 2020 auszusetzen. Dies, zusammen mit dem von der Regierung auferlegten Ecobonus-Rabatt auf die Rechnung, droht den Sanierungsmarkt zu blockieren und die KMUs im Bausektor stark zu benachteiligen. Wir fordern ein vollständiges Überdenken dieser beiden Maßnahmen.”