Von: mho
Bozen – „Wir Bäuerinnen gestalten Landwirtschaft und Landschaft, Familie und Gesellschaft verantwortungsvoll, durch unsere Vielfältigkeit, unserer Kreativität und Freude,“ so Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer. Einen ganz klaren Appell richtet die Landesbäuerin auch an die Politik: „Verantwortung ist nicht verhandelbar. Sie, werte politische Vertreter, haben Verantwortung in der Politik, wir draußen in der Natur! Wir brauchen sinnvolle Rahmenbedingungen, damit sich unsere kleinen landwirtschaftlichen Betriebe weiterentwickeln können, wir weiterhin Lebensmittel in hoher Qualität produzieren können. Verantwortung, ist ein Prinzip und kein Problem!“
Gastrednerin Brigitte Scherb, Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, fand klare Worte: „Jeder einzelne soll sich sagen: Für mich ist die Welt geschaffen, darum bin ich mitverantwortlich. Wir können nicht in die Zukunft schauen, aber den Grund für etwas Zukünftiges legen, denn Zukunft kann man bauen!“ Dazu brauche es Lobbyarbeit, starke Netzwerke und einen Bewusstseinswandel, die Weiterentwicklung der Landwirtschaft und die Anwendung der Forschung und Technik. „Die Weiterentwicklung unserer Landwirtschaft und den darin arbeitenden Menschen ist für mich auch Ausdruck von Verantwortungs-bewusstsein. Wir als landwirtschaftliche Unternehmen nehmen unsere Verantwortung wahr. Und zwar für uns und unsere Familien, für unsere Betriebe und unsere Mitarbeiter, für die Produkte, die wir erzeugen, für unsere Umwelt und die Gesellschaft und nicht zuletzt für die nachfolgende Generation. Das tun wir vielfach und in der Regel gut. Wir müssen es nur noch besser kommunizieren,“ so Scherb.
Landtagsabgeordnete Maria Kuenzer appellierte an die Bäuerinnen, die Verantwortung, die sie tagtäglich tragen, nicht als Belastung zu sehen, sondern als Chance, als einen persönlichen Mehrwert, als Stärke auch für den Betrieb: „Trauen wir unsere Verantwortung beim Namen zu nennen. Um unserer Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen, brauchen wir gerechte Löhne für die die landwirtschaftlichen Produkte, Respekt vor dem privaten Eigentum und die Anerkennung und Wertschätzung für unsere Leistungen in der Kulturlandschaft.“
„Dankend rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts und liebend seitwärts“: Diese Botschaft gab Pater Martin Maria Steiner OT in seiner Predigt vor der Landesversammlung den Bäuerinnen mit. Und dass dies viele Bäuerinnen tagtäglich tun, zeigten die Witwenehrung. Reinhold Marsoner, Verwaltungsratsmitglied der Stiftung Südtiroler Sparkasse, und Landesbäuerin Hiltraud Erschbamer nahmen die Ehrung der sechs Witwen vor: Irmgard Linser Wwe. Thanei, Malot in Matsch, Waltraud Kessler Wwe. Ungerer, Kausnhof in Laurein, Gertraud Frener Wwe. Jocher, Frötscherhof in St. Andrä, Margarethe Zwischenbrugger Wwe. Köhl, Reschengütl in Aldein, Rosa Rindler Wwe. Trebo, Zelé in Enneberg und Rosa Schieder Wwe. Soratoi, Pardiller in Barbian – sechs Frauen, die durch die Freude an der Landwirtschaft, durch die Liebe zu ihren Kindern und ihrer Heimat, mit viel Fleiß und Mut fast Unmögliches geschafft haben: den Hof trotz des schweren Schicksalsschlages verantwortungsbewusst an ihre Kinder weiterzugeben.
Viel Applaus erhielt auch die Bäuerin des Jahres 2018, Romana Schuster Pircher vom Bachgut aus Tarsch. Sie bedankte sich in ihren Grußworten mit der Anregung: „Ich bin stolz, Bäuerin zu sein und dankbar, in der Natur arbeiten zu dürfen. Stellvertretend für alle Südtiroler Bäuerinnen trage ich diese Auszeichnung mit großen Verantwortung.“ Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach in seinen Grußworten die Werteorientierung der ländlichen Familien an: „Diese Verwurzelung, die den Kindern Sicherheit für ihre Zukunft gibt, ist so wertvoll. Bäuerinnen tragen nicht nur deshalb eine große Verantwortung, sondern auch weil sie ausschlaggebend sind, wie unser Land dasteht.“
Dass die Bäuerinnen auf den bäuerlichen Familienbetrieben eine ganz zentrale Rolle spielen, betonte auch Landesrat Arnold Schuler: „In kulturellen und sozialen Bereich, innerhalb des Hofes, in Zu- und Nebenerwerb und in Zukunft auch verstärkt in der Sozialen Landwirtschaft: Die Bäuerin trägt maßgeblich Verantwortung in allen Bereichen.“ Die Kammerabgeordnete Renate Gebhard sprach die Wichtigkeit der Bräuche an: „Ich unterstütze die Anliegen und trage die Einführung des Internationalen Tages der Bräuche durch die Bäuerinnenorganisation mit. Bräuche sind richtungsweisend und geben Halt. Das ist sehr wichtig.“ Viktor Peintner, in Vertretung des Landesobmanns des Südtiroler Bauernbundes, sprach die Notwendigkeit der Nachbarschaftshilfe an: „Gemeinsam schaffen wir die Zukunft, dass die Landwirtschaft in Südtirol weiterhin blüht und gedeiht.“
Dass es wichtig ist, Frauen die Verantwortung tragen, zu unterstützen, betonte Paulina Schwarz, Präsidentin des Beirates zur Förderung des weiblichen Unternehmertums: „Es war nicht immer so, dass Frauen Verantwortung übernahmen. Es ist wichtig, dass sie es in Zukunft gestärkt tun, und auch vermehrt als Unternehmerin tätig werden.“ Musikalisch umrahmt wurde der Landesbäuerinnentag von dem Viergesang „Di Zommsinger“ aus Jenesien. Und die Mundartdichterin Klothilde Oberarsbacher Egger trug eine humorvolle Interpretation zum Tagesmotto vor, in der sie unter anderem vom Wert des Grüßens, des „griaßti“ und „pfiati“ sprach oder von der Verantwortung, dass im „Weichbrunnfassl“ auch immer ausreichend Weihwasser sein sollte.
Zum Schluss sorgte Pepi Nestl vom Hotel Erika in Dorf Tirol noch für eine schöne Überraschung: „Als Zeichen der Dankbarkeit und der Wertschätzung Euch Bäuerinnen gegenüber schenke ich sechs Bäuerinnen einen Aufenthalt bei mir im Hotel. Ich will hier unterstreichen, dass wir uns alle gegenseitig bauchen. Wenn die verschiedenen Wirtschaftsbereiche zusammen den Weg gehen, können wir auch weiterhin so erfolgreich zurück- und hoffnungsvoll nach vorne schauen, wie wir es bis jetzt getan haben.“