Von: luk
Bozen – Die Handwerker und die KMU fordern von der Gemeinde Bozen kurzfristige, mittel und längerfristige Maßnahmen, damit „Bewegung in der Wirtschaft, wirtschaftliche Bewegung“ realisiert werden kann und die Unternehmen ohne Zeit- und Einkommensverlust sicher arbeiten können.
Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die die SHV-CNA zwischen Anfang Juni und Anfang Juli unter ihren Mitgliedern, gleich nachdem die Gemeinde den nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan vorgestellt hat, durchgeführt hat. Die Ergebnisse dieser Umfrage und die Vorschläge der Südtiroler Vereinigung der Handwerker und kleinen Unternehmen wurden heute, den 17. Juli 2019, im Rahmen einer Pressekonferenz im Startbase-Coworking in der Bozener Messe vorgestellt. „Ein Dossier – sagte der Präsident Claudio Corrarati – welches wir der Gemeindeverwaltung, jenen die eine Volksbefragung organisieren, unseren Mitgliedern, den Bürgern und allen Stakeholders überreichen, damit das Problem des Verkehrs in Bozen nicht auf ein Kreuzchen auf einem Ja oder Nein reduziert wird, sondern damit konkrete, innovative, effiziente und auf jeden Fall für die nächsten 30 Jahre gültige Lösungen angegangen werden.“
Die Umfrage
Aus den Antworten der Unternehmer geht hervor, dass 55 Prozent für den Mobilitätsplan und die Ziele einer Reduzierung des Verkehrs, der Verbesserung des ÖPNV und einer Verringerung der Umweltverschmutzung sind. 23 Prozent jedoch möchten das Dokument genauer kennenlernen und acht Prozent haben große Zweifel. Bezüglich der Einführung des Tickets für Pendler und Touristen sind 51 Prozent dafür, 20 Prozent dagegen, 14 Prozent haben Zweifel und möchten besser informiert werden. Insgesamt sind 46 Prozent gegen diese Maßnahme. Beeinflusst ist dieses Ergebnis durch Unternehmer und Handwerker, deren Betrieb nicht im Gebiet der Stadt angesiedelt ist. Zur Frage nach einem neuen Verkehrsmittel mit großer Kapazität und wenig Umweltverschmutzung auf der Achse Zentrum-Sigmundskron gibt es stark differenzierte Antworten: 39 Prozent ziehen einen elektrischen Metrobus vor, 21 Prozent städtische Seilbahnen, 14 Prozent sind jeweils für Straßenbahn und Minimetro auf Schiene, acht Prozent wünschen sich mehrere Straßenbahnlinien. „Bezüglich des öffentlichen Nahverkehrs”, sagt Claudio Corrarati, Präsident der SHV-CNA, “gibt es unterschiedliche Meinungen, die möglicherweise in der geringen Information über die Art, die Auswirkungen und die Wirtschaftlichkeit dieser neuen Verkehrsmittel ihren Ursprung haben. Es darf nicht vergessen werden, dass es auch in der Zukunft in unserer Stadt möglich sein muss, Waren auszuliefern und Dienstleistungen anzubieten. Neue Systeme, die einen schwerwiegenden Eingriff in das Verkehrssystem unserer Stadt darstellen, dürfen Firmen nicht ausgrenzen.“
“Mit dieser Umfrage haben wir unsere Mitglieder gefragt, welches Fahrzeug sie für ihre Arbeit verwenden. Vor einem Jahr hat eine ähnliche Umfrage ergeben, dass es sich bei 87 Prozent um Fahrzeuge zwischen Euro 2 und Euro 5 handelt, die ab Jänner 2020 oder 2023 nicht mehr fahren dürfen. Da dieses Verbot immer näherkommt, haben die Firmen investiert. Heute sind noch 45 Prozent an Fahrzeugen zwischen Euro 2 und Euro 3, während 24 Prozent der Fahrzeuge der Klasse Euro 6 angehören und 15 Prozent Elektro- oder Hybridfahrzeuge sind. Schließlich die Öffnung zu gewissen Uhrzeiten der Trientner Straße (die Gemeinde sieht eine versuchsweise Öffnung vor, die September starten sollte) und der Reschenbrücke in Richtung Reschenstraße für Firmenwagen: 62 Prozent dafür, 15 Prozent haben Zweifel und sieben Prozent möchten vorher den genauen Plan kennenlernen”, heißt es weiter.
Die Vorschläge
“Die Schwierigkeiten, auf die unsere Mitglieder verweisen”, so Claudio Corrarati, Präsident der SHV-CNA, “betreffen nicht nur die Erreichbarkeit sämtlicher Stadtteile, sondern auch die Notwendigkeit, Zeiten und Kosten der Fahrten zu optimieren, da diese negativ zu Buche schlagen. Wir haben festgestellt, dass an gewissen Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen oder bei schlechtem Wetter, die Unternehmer oder ihre Mitarbeiter bis zu 45 Prozent ihrer Arbeitszeit im Auto verbringen. Besonders bei Fahrten aus dem Gewerbegebiet Bozen-Süd ins Zentrum und wieder zurück jeweils bis zu zwei Stunden anfallen. Die Handwerker, die kleinen Unternehmen und ihre Mitarbeiter können sich solche Fahrzeiten nicht leisten aber auch die Kunden können nicht so lange auf eine Dienstleistung oder eine Lieferung warten.“
„Deswegen haben wir diese Umfrage durchgeführt”, so Corrarati, “denn als Vereinigung besteht die Notwendigkeit, den Stand der Informationen und die Vorstellungen unserer Mitglieder zum Verkehr in Bozen zu kennen. Unsere Mitglieder sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Bürger der Stadt. Wir möchten nicht für oder gegen technische und praktische Lösungen sein, die heute von der Verwaltung geplant werden. Wir möchten aber aus dem Gesichtspunkt eines kleinen Unternehmens ein klares Bild zum Verkehr und den nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan anbieten. Dieser Plan ist ein wertvolles Moment der Analyse und der Planung, allerdings wurde er nun nach 30 Jahren der Untätigkeit vorgestellt. Wenn die damaligen Maßnahmen des Mobilitätsplans im Laufe von vier bis fünf Verwaltungsperioden verwirklicht worden wären, würden wir heute über einen Großteil der vorgesehenen Infrastrukturen verfügen. Nun hingegen wird Bozen für die nächsten zehn Jahre eine große Baustelle mit vielen Problemen sein und nur am Ende werden wir eine moderne Stadt mit einem effizienten ÖPNV sein. All dies darf aber nicht zum Schaden jener Menschen geschehen, die ihre Fahrzeuge für die Arbeit brauchen. Wir müssen einen Weg finden, damit der Bau von großen Projekten mit den Bedürfnissen der Wirtschaft, der Notwendigkeit sich wirtschaftlich der Stadt bewegen zu können, im Einklang ist.“
Laut Corrarati „brauchen schwierigen Zeiten Lösungen für schwierige Probleme. Die öffentlichen und privaten geplanten oder bereits gestarteten Bauvorhaben werden zu vielen Problemen führen. Deswegen die Forderung zu gewissen Zeiten die heute nicht verwendeten Straßen wie die Trientner Straße und die Reschenbrücke in Richtung Reschenstraße zu öffnen. Innovative Kontrollen mit Kameras dienen nicht nur der Sicherheit sondern auch der Verkehrsüberwachung, so können Verkehrsflüsse mit intelligenten Ampeln und smarte Verkehrsschilder auf freie Straßen umgeleitet werden. Ein Beispiel diesem Sinne ist die App, die die Gemeinde auf Vorschlag der SHV entwickelt hat, um Auf- und Abladestellen für Firmenwagen auszumachen.“
Der Sekretär Schwienbacher hat seinerseits unterstrichen, dass „Handwerker und KMU bereits große Investitionen leisten und ihre alten Dieselfahrzeuge mit Fahrzeugen der Klasse Euro 6 oder Elektro- oder Hybridfahrzeugen austauschen. Es ist aber nicht denkbar jene 45 Prozent im Regen stehen zu lassen, die ihre Fahrzeuge noch nicht ausgetauscht haben oder wahrscheinlich nicht über die finanziellen Mittel dafür verfügen. Wir schlagen erneut vor, über Fördermaßnahmen des Landes- oder der Gemeinde eine umweltfreundliche Wende einzuleiten, die teilweise den Einnahmen der A22 finanziert werden können, da gerade die Autobahn eine der größten Verursacher der Luftverschmutzung unserer Stadt ist.“