Von: luk
Bozen – Kürzer oder länger arbeiten, fragt das AFI | Arbeitsförderungsinstitut in der Winterausgabe des AFI-Barometers. Könnten Südtirols Arbeitnehmer frei wählen, dann hätte die Arbeitswoche im Schnitt nur 34 Stunden statt der aktuellen 36, so das AFI. Weniger lang arbeiten möchten 30 Prozent der Befragten, während 62 Prozent der Südtiroler Arbeitnehmerschaft recht zufrieden ist mit der Wochenarbeitszeit. “Der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist die neue Lebensqualität“, kommentiert AFI-Direktor Stefan Perini.
Im Sonderteil des Winter-Barometers 2019/2020 stellt das AFI einer repräsentativen Auswahl von Südtiroler Arbeitnehmern die Frage, welches Arbeitszeitmuster ihr Arbeitgeber anwendet, wie viele Stunden in der Woche sie in der Regel arbeiten und ob sie gerne eine längere oder eine kürzere Arbeitswoche haben würden.
Kürzertreten ist cool
„36 Arbeitsstunden pro Woche arbeiten Südtirols Arbeitnehmer im Schnitt – nur 34 Stunden wären es, könnten sie bei proportionaler Lohnanpassung selbst darüber entscheiden“, gibt Friedl Brancalion Auskunft. Dieser Wunsch ziehe sich quer durch alle Sektoren, bei Mann und Frau, Jung und Alt. „Der Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit ist die neue Lebensqualität“, kommentiert AFI-Direktor Stefan Perini den spürbaren Trend zu einer besseren Work-Life-Balance.
Zu lange und zu kurze Arbeitswochen bestimmen den Trend
62 Prozent der Arbeitnehmer sind mit ihrer Wochenarbeitszeit zufrieden, acht Prozent möchten mehr Stunden arbeiten, 30 Prozent weniger. Bei denen, die mehr als 40 Wochenstunden auf dem Buckel haben, möchte jeder Zweite (52 Prozent) kürzertreten, bei einer Arbeitswoche zwischen 31 und 40 Stunden sind es 34 Prozent. Umgekehrt würden Teilzeitkräfte gern länger arbeiten. Im Bereich Geringbeschäftigung (bis zu 20 Stunden pro Woche) möchten 33 Prozent der Befragten ihre Arbeitszeit aufstocken, im Bereich zwischen 21 bis 30 Wochenarbeitsstunden sind es immerhin noch zwölf Prozent. Diese Werte seien ein Hinweis auf unfreiwillige Teilzeitarbeit, betont das AFI. Es wurden nur jene Fälle als veränderte Wochenarbeitszeit gewertet, in welche die gewünschte Wochenarbeitszeit von der effektiven um mehr als fünf Stunden abweicht.
Noch geben fixe Arbeitszeitmuster den Ton an
Südtirols Arbeitgeber lieben es fix: Für 41 Prozent der befragten Arbeitnehmer ist die Arbeitszeit vorgegeben, weitere 15 Prozent können zwischen festen Arbeitszeitplänen wählen, die Kombination von Gleit- und Kernzeit haben 34 Prozent, ihre Arbeitszeit völlig individuell gestalten können zehn Prozent der Befragten. Besonders rigide Arbeitszeitmuster herrschen im Bauwesen und im Verarbeitenden Gewerbe, weniger in der Landwirtschaft oder bei privaten Dienstleistungen. Mit steigender Qualifikation weichen sich in der Regel auch die Arbeitszeitmuster auf.
Stellungnahme AFI-Präsident Dieter Mayr
„Der Wunsch nach einer mitbestimmten Gestaltung der Arbeitszeiten wächst – das belegt auch diese neueste Umfrage im AFI-Barometer. Im europäischen Vergleich sind wir in Südtirol mit der Diskussion um kürzere und gestaltbare Arbeitszeiten noch weit hinten.“
Das AFI-Barometer erscheint viermal im Jahr (Winter, Frühjahr, Sommer, Herbst) und wiedergibt das Stimmungsbild der Südtiroler Arbeitnehmerschaft. Die telefonisch geführte Umfrage betrifft 500 Arbeitnehmer und ist für Südtirol repräsentativ.