Von: luk
Bozen – Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise werden immer sichtbarer. Besonders Menschen mit prekären Arbeitsverträgen sind betroffen. Das stellt die Vinzenzgemeinschaft fest.
Die Vinzenzgemeinschaft hat zwischen Mitte März und Ende Juli 2020 in ganz Südtirol doppelt so viel an Hilfsgeldern ausgezahlt wie im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor. Die Scham, um Unterstützung zu bitten, sei nach wie vor groß, sagt Zentralratspräsident Josef Haspinger.
„Armut in Südtirol hat viele Gesichter“, sagt Haspinger. Das gehe von Einsamkeit, beengten Wohnverhältnissen über fehlende technische Ausstattung für Schülerinnen und Schüler bis hin zu hohen Mietkosten, die – verbunden mit Arbeitsverlust und finanziellen Einschnitten oder Stundungen – die finanzielle und psychische Unsicherheit der Menschen verschärfen.
Mehr als 350.000 Euro haben die 54 Südtiroler Vinzenzkonferenzen und Helfergruppen in der Hochphase der Covid-19-Krise zwischen Mitte März und Ende Juni an Hilfsbedürftige ausgezahlt. Die Unterstützungsanfragen um Bezahlung von Strom-, Miet- und Heizkosten stiegen innerhalb weniger Wochen enorm an, berichtet der Zentralratspräsident. Besonders Menschen mit prekären Arbeitsverträgen seien betroffen. Es handelt sich dabei vor allem um Arbeitsverträge auf Abruf oder um Anstellungen mit real oder offiziell nur wenigen Wochenstunden. Von einem Tag auf den anderen fiel das vorher schon niedrige Einkommen dieser Menschen weg. Bei Arbeitern und Angestellten ließen die Lohnausgleichszahlungen zudem oft auf sich warten. Menschen mit Mietrückständen droht die Räumung. Viele hätten sich mit offenen Rechnungen von mehreren tausend Euro gemeldet, berichtet Haspinger. Vor allem eingewanderte Menschen müssen oft mit überteuerten Wohnungen vorliebnehmen und haben umso größere Schwierigkeiten, die Lebenshaltungskosten zu begleichen. Auch immer mehr Selbständige, die ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können, melden sich bei der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft.
Corona habe die Not der Menschen verschärft, betont Haspinger. Personen, die vor der Pandemie nur knapp ans Monatsende kamen, seien jetzt mit Sicherheit von Armut betroffen. Erspartes sei oft nicht vorhanden, jede Rechnung werde zum Problem. Bereits vor der Pandemie ist jede sechste Südtiroler Familie von relativer Armut betroffen gewesen. „Experten warnen nun, dass Südtirol im Spätsommer von einer Kündigungswelle erfasst werden könnte“, sagt Haspinger. Die Arbeitslosenrate könnte dann auf 10 Prozent klettern.
Die Mitglieder der Südtiroler Vinzenzkonferenzen standen den Menschen in den Monaten der Ausgangssperre hauptsächlich per Telefon mit Rat und Tat zur Seite, halfen unbürokratisch und schnell. Die Bitte um Hilfe fällt indes vielen Menschen schwer. Wer es gewohnt sei, unabhängig und selbstbestimmt zu leben, habe ein großes Problem damit, meint Haspinger. Er ruft Menschen in Krisensituationen auf, sich Unterstützung zu holen. Es dürfe nicht sein, dass finanzielle Not beschäme, ausgrenze und entmutige, gar zu Depressionen oder zu suizidalen Gedanken führe.
Wer die Tätigkeit der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft unterstützen möchte, ist eingeladen, seine Spende auf eines der folgenden Konten, immer lautend auf Südtiroler Vinzenzgemeinschaft, zu überweisen:
Raiffeisen Landesbank Bozen, IBAN: IT 52 I 03493 11600 000300220230
Südtiroler Sparkasse Bozen, IBAN: IT 08 A 06045 11601 000000271200
Volksbank Bozen, IBAN: IT 37 H 05856 11601 050570896042