Von: mk
Bozen – Die Halbjahresbilanz der Volksbank ist von einer außerordentlichen bilanztechnischen Maßnahme geprägt: der Abwertung des Firmenwertes in Höhe von 99,6 Mio. Euro. Zudem sind durch eine rigidere Anwendung von Bewertungskriterien bei Problemkrediten höhere Wertberichtigungen als geplant angefallen. Diese finanztechnischen Maßnahmen berühren die Solidität, Liquidität und Rentabilität der Bank nicht, führen aber insgesamt zu einem buchhalterischen Verlust von 101,5 Millionen Euro. Das operative Geschäft ist im ersten Halbjahr besser verlaufen als im Vergleichszeitraum 2018, ebenso wie die Entwicklung der Erträge bei Zinsmarge und Kommissionsgeschäft. Auf der Basis der vorliegenden Daten geht die Volksbank von einer weiteren positiven Entwicklung im Kerngeschäft aus.
Die buchhalterische Anpassung betrifft eine technische Korrektur des Firmenwertes. Der Firmenwert, ein immaterieller Vermögenswert auf der Aktivseite der Bilanz, wurde im Zuge des Ankaufs von Filialen von Banca Intesa im Jahre 2008 und Banca Popolare di Marostica im Jahr 2015 gebildet. Ein immaterieller Vermögenswert wird einem periodischen Werthaltigkeitstest unterzogen. Die Werthaltigkeit wird aufgrund der Rentabilität definiert, die vom langfristigen Zinsumfeld abhängt. Aufgrund der deutlich nach unten revidierten Zinsprognosen der Kapitalmärkte der vergangenen Monate können diese Werte nicht mehr bestätigt werden.
Diese Anpassung hat keine Auswirkung auf die Eigenkapitalsituation der Bank. Dies kommt auch in der Entwicklung des tangible book value (Buchwert der Aktie bereinigt um die immateriellen Vermögenswerte) zum Ausdruck, der sich von 14,75 Euro pro Aktie (ohne Dividende) sogar leicht auf 14,94 Euro pro Aktie gesteigert hat. Die Volksbank ist im Rahmen der Wachstumsstrategie eigenkapitalmäßig schon jetzt sehr gut ausgestattet. Auch für die Zukunft bestätigt sich die Vermögenslage der Volksbank als solide. Die CET 1 ratio (IFRS9 phased-in) beträgt 11,7 Prozent (eine Steigerung gegenüber 11,3 Prozent zum 31.12.2018); die Total Capital Ratio (IFRS9 phased-in) hat sich auf 13,8 Prozent verbessert (gegenüber 13,3 Prozent zum 31.12.2018) und liegt damit deutlich über den von der Aufsichtsbehörde vorgegebenen Werten. Die Volksbank erwartet innerhalb 31.12.2019 eine weitere Verbesserung der CET 1 ratio.
Die Wertberichtigungen auf Problemkredite sind höher als geplant ausgefallen. Diese Wertberichtigungen sind Folge einer von den europäischen Aufsichtsbehörden vorgesehenen Bewertungspraxis (strengere Überwachung der Kreditkosten, überarbeitete Prozesse bei Beurteilung und Klassifizierung von Krediten). Für die betroffenen Kredite werden nun progressiv dieselben Bewertungskriterien angewendet, die für notleidende Positionen (Sofferenzen) gelten.
Die Quote der Problemkredite („NPL-Ratio“) liegt mit 8,8 Prozent unter den Besten der Branche und ist im Vergleich zu 8,7% zum 31.12.2018 nahezu unverändert. Der Deckungsgrad der Problemkredite wurde aufgrund der höheren Wertberichtigungen mit 50,9 Prozent (gegenüber 44,0 Prozent zum 31.12.2018) weiter gestärkt. Die Texas-Ratio verbesserte sich und sank von 51,8 Prozent (31.12.2018) auf 46,3 Prozent. Das Kerngeschäft hat sich im ersten Halbjahr nochmals stark verbessert, was sich im operativen Geschäftsergebnis (+62,4 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018) sehr positiv niederschlägt. Die Volumina sind im gesamten Einzugsgebiet angewachsen. Die direkten Einlagen sind um 7,5 Prozent gestiegen, die Ausleihungen um 4,0 Prozent. Sowohl bei Zinsertrag (90,9 Mio. Euro / +9,6 Prozent) als auch im Kommissionsgeschäft (44,7 Mio. Euro / +3,7 Prozent) konnten die Erträge deutlich gesteigert werden.
Durch weitere Anstrengungen auf der Kostenseite konnten die Verwaltungskosten nochmals eingedämmt werden (89,1 Mio. Euro / -neun Prozent). Die Bilanzsumme beläuft sich auf 10,4 Mrd. Euro (gegenüber 9,9 Mrd. Euro zum 30.6.2018). Auf der Basis der vorliegenden Daten geht die Volksbank von einer weiteren positiven Entwicklung im Kerngeschäft aus.
Die bilanztechnischen Maßnahmen in der Halbjahresbilanz haben keine negativen Auswirkungen auf die Solidität und weitere Unabhängigkeit der Bank. Die Entwicklung des Kerngeschäfts der Bank der letzten Jahre und insbesondere im ersten Halbjahr zeigt, dass wir im operativen Geschäft absolut auf dem richtigen Weg sind. Die strategische Entscheidung, außerhalb Südtirols zu wachsen, ist schon vor 30 Jahren getroffen worden und wird seither konsequent umgesetzt. Diese Entscheidung hat die Volksbank dazu befähigt, heute und auch in Zukunft als Regionalbank in einem erweiterten Marktumfeld als eigenständige Bank erfolgreich tätig zu sein. Insofern sieht der Verwaltungsrat diese bilanztechnischen Maßnahmen als sinnvoll, um unsere Bank im Interesse unserer Aktionäre für die Zukunft noch besser aufzustellen”, sagte Präsident Otmar Michaeler.
Generaldirektor Johannes Schneebacher sagte: „Ungeachtet dieses Halbjahresergebnisses belegen die Fakten, dass sich die Bank auch in den nächsten Jahren eigenständig weiterentwickeln kann. Die Eigenkapitalquote entwickelt sich sehr positiv und unterstützt nachhaltig die Ziele hinsichtlich Wachstum und Ertrag der nächsten Jahre. Die Bank erzielt im Kerngeschäft weiterhin gute Ergebnisse. Was die Problemkredite angeht, hat die Anwendung strengerer Kriterien die Qualität dieses Portefeuilles auf ein deutlich höheres Niveau gebracht. Das sind gute Voraussetzungen für eine Fortführung der stand aloneStrategie.“