Herausforderungen und Chancen der „Alpinen Agrartechnik“

Von Elektrotraktoren und intelligenten Erntemaschinen

Donnerstag, 20. Oktober 2016 | 10:55 Uhr

Bozen – Sie mähen, düngen, pflügen und pflanzen: Agrarmaschinen sind aus der alpinen Landwirtschaft nicht mehr wegzudenken und müssen dabei immer neuen Anforderungen genügen. In Südtirol gibt es etliche Unternehmen, die bereits erfolgreich Landmaschinen für Bergregionen produzieren. Mit welchen Herausforderungen sie künftig rechnen müssen und welche Potentiale und Chancen sich für sie auftun, wurde vor Kurzem bei einem Technologieforum zur „Alpinen Agrartechnik“ diskutiert, das von IDM Südtirol für die Unternehmen der Branche organisiert wurde.

Seppi M. aus Kaltern, W.M. Mulser aus Blumau, Lochmann aus Terlan: Das sind nur drei Beispiele für Südtiroler Unternehmen, die sich im Sektor alpine Agrartechnik erfolgreich etabliert haben. Insgesamt 250 Betriebe geben in Südtirol Agrartechnik als Haupttätigkeit an, 440 als Teilbereich ihrer Tätigkeit. Sie stellen die verschiedensten Geräte und Maschinen für die Landwirtschaft her, von landwirtschaftlichen Anhängern über Mulchgeräte bis hin zu Obsterntemaschinen, und sie arbeiten für einen Markt, der aktuell stark in Bewegung ist, weil sich die Prämissen für die Landwirtschaft ändern.

„In dieser Branche heißt es für die Unternehmen, konstant auf Innovation zu setzen und neue Geschäftsfelder ausfindig zu machen, wollen sie am Markt mithalten. Südtirols Betriebe haben hier aufgrund ihrer Erfahrung einen Vorsprung, zudem sind sie auf Grund ihrer relativ kleinen Strukturen flexibel und können deshalb gut auf veränderte Anforderungen des Marktes reagieren. Welche Herausforderungen das sind und wo hier die Chancen liegen, wollten wir den Unternehmen der Branche im Rahmen eines eigenen Forums aufzeigen“, sagte Hubert Hofer, Leiter der Abteilung Development von IDM, die die Tagung organisiert hat.

Für Referent Manfred Peritsch von der IMG Innovation-Management-Group aus Baden bei Wien liegt die Zukunft der Branche unter anderem in der Entwicklung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen bzw. im verstärkten Einsatz von Elektroantrieben. „Gerade bei Arbeiten im steilen Gelände bewähren sich Fahrzeuge mit Elektroantrieb, die ferngesteuert werden können. Das ermöglicht besonders auf Steilhängen, wo es leider immer wieder zu Arbeitsunfällen kommt, ein sichereres Arbeiten“, sagte Peritsch. Auch die Digitalisierung werde immer wichtiger, etwa wenn Fahrzeuge dank entsprechender Software selbständig fahren können, oder bei den sogenannten „intelligenten“ Erntemaschinen, die reifes von unreifem Gemüse unterscheiden können.

Maschinen, die in der Bewirtschaftung von Bergregionen eingesetzt werden, müssen ganz besondere Eigenschaften aufweisen, so Hubert Hofer: „Geräte für die alpine Landwirtschaft müssen innovativ, qualitativ hochwertig und ergonomisch sein, damit man auch bei erschwerten Einsatzbedingungen mühelos arbeiten kann. Nur wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, ist garantiert, dass Bergregionen auch weiterhin bewirtschaftet werden und so die attraktive Landschaft Südtirols weiterhin erhalten wird – für die Einheimischen, aber natürlich auch für den Tourismus“.

Welche Geschäftsmöglichkeiten sich für Unternehmen künftig bieten könnten, wenn klassische Grünlandbetriebe ihren Betrieb auf den Anbau von Sonderkulturen wie Beerenobst, Steinobst oder ähnliches ausweiten, umriss Philipp Brunner von der MEG Marteller Erzeugergenossenschaft. „Hier tun sich neue Geschäftsfelder auf, wenn Höfe sich für diese neue Zuverdienstmöglichkeit einrichten wollen“, so Brunner.

Diese künftige Neuausrichtung der landwirtschaftlichen Geräte- und Maschinenhersteller ist allerdings auch eine finanzielle und personelle Belastung, da diese in Forschung und Entwicklung investieren müssen. Eine Vernetzung und effiziente Unterstützung der Südtiroler Betriebe dieser Branche erscheint daher sinnvoll; deshalb wird man bei IDM künftig verstärktes Augenmerk auf die Betreuung und den Aufbau eines Netzwerks dieser Unternehmen legen. In einer repräsentativen Umfrage unter 35 Betrieben hat IDM abgefragt, welche Services und Leistungen für sie besonders interessant wären, sodass man sich bei IDM danach ausrichten kann. „Wir freuen uns, die Betriebe des Sektors künftig noch mehr mit unserem Know-how zu unterstützen und in ihrer Tätigkeit zu begleiten“, so Hubert Hofer.

Von: mk

Bezirk: Bozen