Ängste von Mann zu Mann von der Seele reden

“Was Männer bewegt”: 15 Jahre Caritas Männerberatung

Montag, 26. September 2016 | 16:39 Uhr

Bozen – Sich Sorgen und Ängste von Mann zu Mann von der Seele reden, das war die Idee, welche vor 15 Jahren hinter der Gründung der Caritas Männerberatung stand. Rund 5.000 Männer aus ganz Südtirol haben diesen Dienst seitdem in Anspruch genommen. Am Freitag, den 30. September, feiert die italienweit erste Männerberatungsstelle ihren halbrunden Geburtstag und lädt dazu alle Interessierten ein, an Workshops rund um das Thema „Was Männer bewegt“ teilzunehmen.

„Die Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert und damit verbunden auch die Rolle des Mannes. Viele sind damit nicht klar gekommen, haben sich gleichzeitig aber auch gescheut, Hilfe zu suchen. Probleme lassen sich aber nicht einfach nur aussitzen; nur wenn sie angesprochen und angegangen werden, lassen sie sich auch lösen. Manche Männer tun sich damit leichter, wenn ihr Gegenüber auch ein Mann ist“, sagen die beiden Caritas-Direktoren Franz Kripp und Paolo Valente. Dies sei die Idee gewesen, welche vor 15 Jahren hinter der Gründung der Männerberatungsstelle gestanden habe.

Die Idee ging damals von der Projektgruppe „Männer für Männer“ aus, welche sich aus Vertretern verschiedener Einrichtungen wie der Katholischen Männerbewegung, dem Katholischen Familienverband, der Ehe- und Erziehungsberatung, dem Verband der Getrennten und Geschiedenen (ASDI) und der Caritas zusammengesetzt hat. Unter der Leitung des damaligen Vorsitzenden der Katholischen Männerbewegung, Peter Plattner, und der finanziellen Unterstützung des Amtes für Frau, Familie und Jugend der Autonomen Provinz Bozen hat diese Projektgruppe damals Neuland betreten. „Schon bald erwies sich die Beratungsstelle als Erfolgsmodell: Männer aus den verschiedensten Landesteilen nahmen das Angebot dankbar an, mit Männern über ihre Probleme, Sorgen und Nöte zu reden“, sagen die beiden Caritas-Direktoren rückblickend. Landesrätin Waltraud Deeg ist überzeugt: „Auch Männer wollen sich heute aktiv an der Familienarbeit beteiligen, sie wollen diese erleben, spüren und mitgestalten. Es herrscht jedoch noch große Diskrepanz zwischen Wunsch und Möglichkeit. Die Politik und auch die Gesellschaft muss darauf reagieren und mithelfen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Väter diesem Bedürfnis gerecht werden können.“

Mittlerweile suchen im Jahr durchschnittlich 340 neue Klienten die Männerberatung auf, in den vergangenen 15 Jahren waren es damit insgesamt 5.000. „Die Anliegen der ratsuchenden Männer sind dabei ganz unterschiedlich, eines zeichnete sich aber von Beginn an ab: Viele Männer tun sich mit der Kommunikation innerhalb ihrer Partnerschaft bzw. Familie schwer. Oft erkennen sie die Probleme zu spät oder sie schaffen es nicht, über ihre Schwächen und Probleme zu reden“, sagt Guido Osthoff, der Leiter der Caritas Männerberatung. Unterschiedliche Auffassungen bei der Kindererziehung seien häufig Ursache für Konflikte in der Partnerschaft, die veränderte Männer- und Vaterrolle, aber auch Lebenskrisen, psychische Probleme und auch Gewalt seien ebenfalls häufig mit im Spiel.

In Bezug auf letzteres hat sich das Anti-Gewalt-Trainig der Männerberatung als hilf- und erfolgreich erwiesen. „Dieses wird mittlerweile seit fünf Jahren angeboten. Daran teilgenommen haben bisher 68 Männer, von denen 33 das Training auch zu Ende geführt haben“, berichtet Osthoff. „Das kommt nicht nur den Betroffenen zugute, sondern auch ihrem Umfeld, speziell den Frauen und Kindern, die häufig Opfer solcher gewalttätigen Übergriffe sind.“ Auch das jüngste Angebot, die Männer AG, werde gut genützt. Die acht Männer, die bisher daran teilgenommen haben, können sich hier im Beisein eines Beraters über Themen des Mannseins, Partner- und Vaterschaft austauschen und damit neue Wege für sich und ihre Familien finden.

Die insgesamt 5000 Männer, welche den Dienst in den vergangenen 15 Jahren in Anspruch genommen haben, sind im Schnitt zwischen 30 und 60 Jahre alt. Dreiviertel von ihnen sind Väter, meist haben sie zwei Kinder. Das Sprachgruppenverhältnis spiegelt die Bevölkerungssituation in Südtirol wider: 70 Prozent der Beratungen erfolgen auf Deutsch, 30 Prozent auf Italienisch, je nach sprachlichem Bedarf der Klienten.

Der Caritas Männerberatung stehen sechs psychotherapeutisch ausgebildete Berater und ein Rechtsanwalt zur Seite. Die Beratung ist auf fünf Sitzungen pro Mann begrenzt. „Oft braucht es weniger, oft mehr“, sagt Osthoff. „Manche Männer fühlen sich schon besser, wenn sie sich einmal aussprechen können.“

Wenn notwendig, werden die Männer an andere Beratungs- und Dienststellen weitervermittelt und umgekehrt vermitteln diese Hilfe- und Ratsuchende an die Männerberatung weiter. Finanziell unterstützt wird die Caritas Männerberatung von der Familienagentur des Landes sowie über freiwillige Spenden der Klienten. Das Anti-Gewalt-Training, welches in Kooperation mit den Frauenschutzzentren angeboten wird, wird vom Amt für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion des Landes gefördert.

Ihr 15-jähriges Bestehen feiert die Caritas Männerberatung am Freitag, den 30. September, ab 15.00 Uhr an ihrem Sitz unter den Bozner Lauben 9 bzw. Gummergasse 6. Eingeladen sind alle interessierten Männer (und natürlich auch Frauen). In Form von Workshops wird das Thema „Was Mann bewegt“ aufgearbeitet. Doch auch der gesellige Teil soll und wird nicht zu kurz kommen.

Von: luk

Bezirk: Bozen