"Herausforderungen annehmen"

Wasserkraft: Debatte um Wettbewerbsfähigkeit in Bozen

Montag, 11. Februar 2019 | 16:48 Uhr

Bozen – Ein Runder Tisch zur Wasserkraft (Table of Hydroelectric Power) hat heute Vormittag im Innenhof des Palais Widmann in Bozen auf Initiative des gesamtstaatlichen Verbandes der Kraftwerksbetreiber “Assoidroelettrica” und des Südtiroler Energieverband SEV stattgefunden. Im Mittelpunkt stand die Diskussion, wie wettbewerbsfähig die Wasserkraftwerke sind und welchen Beitrag sie für die Zukunft leisten können. Dazu waren Vertreter der wichtigsten Interessensgruppen des Energiesektors auf gesamtstaatlicher Ebene erschienen.

Wie Paolo Pinamonti, Präsident von Assoidroelettrica, in seiner Einführung betonte, hat sich der Wasserkraftsektor in den vergangenen 60 Jahren stark verändert: von der einstigen Monopolstellung hin zu einem Industriezweig unter vielen, der mit verschiedensten Herausforderungen wie sinkenden Energiepreisen, steigenden Umweltauflagen und Konzessionsgebühren, Trockenperioden etc. konfrontiert ist. Wasserkraftwerke seien keine Goldgruben mehr, aber ihre Bedeutung für die Produktion erneuerbarer Energie auf gesamtstaatlicher Ebene sei unbestritten: nicht nur von der Menge her – mit 40 Prozent macht die Wasserkraft den Löwenanteil an der gesamten erneuerbaren Energieproduktion in Italien aus – sondern auch qualitativ, denn die Netzstabilität könne nur mit Strom aus Wasserkraft gesichert werden.

Landeshauptmann Arno Kompatscher legte die Situation in Südtirol dar und verwies neben der wirtschaftlichen auch auf die autonomiepolitische Bedeutung der Wasserkraft: Mit der Änderung des Art. 13 des Autonomiestatuts im Jahr 2017 seien die Großwasserableitungen primäre Zuständigkeit des Landes geworden. Über 1000 Wasserkraftwerke gebe es in Südtirol, mit einer durchschnittlichen Produktion von 5500 Gigawattstunden. Das Ausbaupotenzial in der Wasserkraft sei fast völlig erschöpft, sagte Kompatscher, es gelte daher in Zukunft auf die Effizienzverbesserung der bestehenden Anlagen, auf die Umweltverträglichkeit und die Beteiligung der Bevölkerung zu setzen.

Dass auf Landesebene an einem neuen Gesetz zur Konzessionsvergabe unter Berücksichtigung der europäischen Vorgaben gearbeitet werde, gab der neue Energielandesrat Giuliano Vettorato bekannt. “Das Wasser ist ein öffentliches Gut, alle Bürger sollten daraus den größtmöglichen Nutzen ziehen, Sagte Landesrat Vettorato. Er unterstrich die Bedeutung der Wasserkraft in Südtirol, die 91 Prozent der erneuerbaren Energieproduktion im Land ausmacht, der Rest komme von der Solarenergie und Biomasse. Die Ziele auf Landesebene seien klar: Laut Klimaplan Südtirol 2050 soll bis 2020 75 Prozent des Energiebedarfs mit erneuerbaren Energieträgern abgedeckt werden, derzeit liege man bei 68 Prozent.

Im Anschluss an die Debatte am heutigen Vormittag stand die Besichtigung des Wasserkraftwerks St. Anton in Bozen der Eisackwerk GmbH auf dem Programm, das als Vorzeigeobjekt auf nationaler Ebene gilt.

Von: luk

Bezirk: Bozen