Von: apa
Trotz der jüngsten Verwerfungen durch den Krieg im Nahen Osten dürfte das Wirtschaftswachstum in Mittel-, Ost- und Südosteuropa im Jahr 2025 stabil bleiben. Laut der aktuellen Sommerprognose des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) expandiert die Region weiterhin deutlich stärker als die Eurozone. Für die EU-Mitglieder in der Region erwarten die Ökonomen einen Zuwachs um durchschnittlich 2,3 Prozent, eine Revision um 0,2 Prozentpunkte nach unten.
2026 sollte das Wachstum der EU-Mitglieder mit 2,8 Prozent weiter anziehen – wie bereits im Frühjahr erwartet. Für die Eurozone rechnet das wiiw im Jahr 2025 demgegenüber nur mit einem Plus von 0,7 Prozent. Die Entwicklung in Ost- und Mitteleuropa verlaufe allerdings zweigeteilt: “Während Polen, Bulgarien, Kroatien und Litauen weiterhin stark wachsen, müssen Ungarn, Rumänien und die Slowakei Ausgaben kürzen, um ihre hohen Budgetdefizite unter Kontrolle zu bringen, was dort neben anderen Faktoren das Wachstum dämpft”, so Richard Grieveson, stellvertretender Direktor des wiiw.
Unsicherheiten bleiben
Risiken für die Region bleiben allerdings bestehen: So liegt der Prognose die Annahme zugrunde, “dass der Konflikt um Irans Atomprogramm nicht weiter eskaliert und sich zu einem regionalen Krieg ausweitet, der die Ölpreise massiv in die Höhe treibt”, so Grieveson weiter. Auch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump könnte ein Wachstumshemmnis darstellen.
Haupttreiber der Konjunktur sind der Privatkonsum und kräftige Reallohnsteigerungen. In Polen, dem größten Markt der Region, rechnet das wiiw mit einem Wachstum von 3,5 Prozent sowohl 2025 als auch 2026. Auch Kroatien darf mit soliden Wachstumsraten von heuer 2,9 Prozent und im kommenden Jahr 2,8 Prozent rechnen. Für die Türkei erwarten die Experten 2025 einen Zuwachs von 3,4 Prozent, 2026 ein Plus von 4 Prozent.
Aussichten für die Ukraine und Russland verschlechtert
Neuerlich eingetrübt haben sich die Aussichten für die kriegsgeplagte Ukraine. Für 2025 prognostiziert das wiiw dem Land nur mehr ein Wachstum von 2,5 Prozent, um 0,5 Prozentpunkte weniger als zuletzt. Spuren hinterlassen vor allem die Schäden durch den Krieg und eine voraussichtlich schlechte Ernte. “Die Ukraine leidet unter einem Mangel an Luftabwehrraketen, was zu enormen Zerstörungen bei der kritischen Infrastruktur durch russische Drohnen- und Raketenangriffe führt. Auch der sich zuspitzende Arbeitskräftemangel durch die Mobilisierung für den Krieg lastet schwer auf der Wirtschaft”, analysiert Olga Pindyuk, Ukraine-Expertin des wiiw.
Russlands Wirtschaft wiederum wird durch “die geldpolitische Vollbremsung” der Zentralbank belastet, die notwendig war, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Nach zwei starken Jahren durch die hohen Ausgaben für den Krieg dürfte sich das Wachstum 2025 gegenüber dem Vorjahr (4,3 Prozent) auf 2 Prozent halbieren. Für 2026 rechnet das wiiw mit einer weiteren Abschwächung auf 1,8 Prozent, eine Revision nach unten um 0,7 Prozentpunkte gegenüber dem Frühjahr.
Wachstum in Osteuropa stützt Österreichs Wirtschaft
Für Österreich sieht das wiiw einen positiven Impuls aus Osteuropa. Das zeigt sich auch mit Blick auf die anziehenden Exporte in die Region, die im ersten Quartal 2025 gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,1 Prozent zulegten. Ohne die starken Wachstumsraten in Polen, Tschechien oder Slowenien würde Österreichs Konjunkturdelle wohl noch tiefer ausfallen, heißt es im Bericht zur Sommerprognose.
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