Von: luk
Bozen – Die Stimmung unter den Südtiroler Kaufleuten ist derzeit sehr positiv. Das geht aus dem Wirtschaftsbarometer des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor. Für das laufende Jahr erwarten die Einzelhändler eine leichte Steigerung der Umsätze, mit positiven Effekten auf Ertragslage und Beschäftigung. Das Geschäftsklima ist auch im Fahrzeughandel und bei den KFZ‑Werkstätten positiv.
Das Geschäftsklima im Einzelhandel ist nun das vierte Jahr infolge steigend. Heuer erhoffen sich 86 Prozent der Südtiroler Kaufleute zufriedenstellende Erträge. Die Händler erwarten ein weiteres Umsatzwachstum im Vergleich zum vergangenen Jahr, obwohl die Preiserhöhungen gering bleiben. Das Geschäftsvolumen dürfte sowohl mit der heimischen Kundschaft als auch mit den Gästen steigen, unter anderem aufgrund der positiven Nächtigungsentwicklung. Die Verbesserung der Geschäftslage und des Kreditzuganges wird laut den interviewten Unternehmern auch zu einem leichten Wachstum der Investitionen führen. Ebenso positiv dürfte sich die Beschäftigungslage entwickeln.
Bezüglich der Unterschiede zwischen den Branchen des Einzelhandels zeigt die Konjunkturerhebung, dass die Stimmung vor allem bei den Apotheken und Drogerien sehr positiv ist. Die Ertragslage ist auch bei den Super- und Minimärkten und im Nahrungsmittelbereich überdurchschnittlich gut. Die Stimmung in der Bekleidungs- und Schuhwarenbranche sowie bei den Wanderhändlern ist hingegen von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. In diesen Bereichen erwarten auch heuer über ein Fünftel der Kaufleute eine schlechte Ertragslage.
Im Fahrzeughandel und bei den Autowerkstätten ist das Geschäftsklima äußerst positiv und sogar 91 Prozent der Unternehmen gehen von einer zufriedenstellenden Ertragslage aus – so viele wie nie zuvor. Grund dafür ist vor allem der Aufschwung des Automarktes. Bereits im vergangenen Jahr sind die Neuwagenzulassungen in Südtirol um 7,5 Prozent angestiegen (ohne Berücksichtigung der Leasinggesellschaften). Heuer erwartet man wieder ein positives Jahr, unter anderem weil das italienische Stabilitätsgesetz erhöhte Abschreibungsmöglichkeiten für Firmenfahrzeuge vorsieht. Tatsächlich wurden in Italien zwischen Januar und Juli 2016 fast 17 Prozent mehr Neuwagen zugelassen als im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Handelskammerpräsident Michl Ebner unterstreicht die Wichtigkeit einer nachhaltigen Einzelhandelspolitik: „Das Geschäftsklima wird auch langfristig positiv bleiben, wenn man weiterhin positive Rahmenbedingungen in Dörfern und Stadtkernen schaffen kann. Das Land hat mit der Zuständigkeit für die Raumplanung im Handel ein sehr wichtiges Instrument erhalten.“
Nachfolgend die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände:
Walter Amort, hds-Präsident
„Der Südtiroler Einzelhandel ist geprägt von kleinen und familiengeführten Betrieben. Dank dieser besonderen Struktur hat der Sektor mit Mut und Effizienz auf die schwierige ökonomische Konjunktur der letzten Jahre reagieren können. Um dieses positive Geschäftsklima auch weiterhin zu halten, muss die Politik für den Einzelhandelssektor einen Rechtsrahmen schaffen mit Regeln, die für alle gelten.“
Federico Tibaldo, Präsident Verband der Selbständigen Südtirol
„Die positiven Daten zum Einzelhandel betreffen eher die Großverteilung mit geeigneten Parkflächen, während die traditionellen Geschäfte und Märkte trotz gutem Service und Warenqualität weiterhin unter dem Konkurrenzdruck leiden. Ein fünfjähriger Stopp der Neueröffnungen von Großverteilungsstrukturen würde die Wiedereröffnung von bereits geschlossenen Geschäften begünstigen und somit Vorteile für die Bevölkerung schaffen.“