Ein Mann auf der Flucht wurde in Graz von der Polizei angeschossen

43-Jähriger auf Flucht von Polizei angeschossen

Freitag, 06. Juni 2025 | 11:31 Uhr

Von: apa

Ein 43-Jahre alter Mann ist am späten Donnerstagabend im Grazer Bezirk Eggenberg nach einem missachteten Betretungsverbot bei einem Polizeieinsatz angeschossen worden. Der Bosnier wollte vor der Polizeikontrolle mit dem Auto flüchten und sei mit seinem Fahrzeug direkt auf die Kollegen zugefahren, schilderte Pressesprecher Sabri Yorgun gegenüber der APA. Der Frau, die mit dem Betretungs- und Annäherungsverbot geschützt wurde, ist nichts passiert. Ein Polizist wurde verletzt.

Der schwer Verletzte wurde von den Polizisten aus dem Fahrzeug geholt und erstversorgt. Er wurde noch in der Nacht operiert und befinde sich außer Lebensgefahr, so der Polizeisprecher. Die Staatsanwaltschaft ordnete aufgrund des Verdachts des versuchten Mordes die Festnahme des 43-Jährigen an. Hinsichtlich des Dienstwaffengebrauchs nimmt die im Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) angesiedelte Ermittlungs- und Beschwerdestelle Misshandlungsvorwürfe (EBM) die Arbeit auf.

Das Betretungs- und Annäherungsverbot war am Donnerstag ausgesprochen worden. Damit sollte die Ex-Lebensgefährtin des Bosniers geschützt werden. Am Abend wurde die Polizei informiert, dass sich der Mann wieder dem Wohngebäude genähert hätte. Die Streife fand ihn gegen 21.00 Uhr an der besagten Örtlichkeit in seinem Pkw sitzend vor. Bei der Kontrolle habe er gegenüber den einschreitenden Kollegen gefährliche Drohungen ausgesprochen und sei dann zuerst mit dem Fahrzeug rückwärts und dann vorwärts auf die Beamten zugefahren, informierte der Polizeisprecher.

Tödlicher Schuss Mittwochnachmittag

Erst am Mittwochnachmittag war es zu einem tödlichen Schuss aus einer Polizeiwaffe auf einen 49-Jährigen in St. Aegyd am Neuwalde (Bezirk Lilienfeld) gekommen. Dort hatte der österreichische Staatsbürger Polizisten mit einem Messer attackiert und wurde aus einer Dienstwaffe tödlich getroffen.

Tödliche Schussabgaben sehr selten

Dass in Österreich Personen bei Polizeieinsätzen erschossen werden, ist sehr selten. Die Mehrheit der Fälle von Schusswaffengebrauch entfällt auf Schreck- und Warnschüsse sowie Schüsse gegen Sachen wie etwa Autoreifen.

2020 wurden laut Innenministerium bei 210 Einsätzen 310 Waffengebräuche gesetzt, darunter fallen aber nicht nur Schusswaffen, sondern sämtliche Waffen wie etwa auch Taser und Pfefferspray. Dabei wurden 79 Personen leicht- und fünf Personen schwer verletzt. Zwei Menschen wurden getötet. 2021 waren es 245 Amtshandlungen mit 534 Waffengebräuchen. Hier wurden 110 Personen leicht verletzt, drei Personen schwer verletzt und zwei Verdächtige getötet. 2022 wurde bei 213 Amtshandlungen 654 Mal von Waffen Gebrauch gemacht. 137 Personen wurden leicht-, vier schwer verletzt und niemand wurde getötet.

Für 2023 wies die Statistik des Ministeriums bei 202 Amtshandlungen 328 Waffengebräuche auf. 65 Personen wurden demnach leicht-, drei schwer verletzt und ein Mensch erschossen. 2024 wurden bei 254 Amtshandlungen 444 Waffengebräuche gesetzt. Dabei wurden 90 Personen leicht verletzt, zwei Personen schwer verletzt und vier Personen getötet.

Deeskalation wird bei Polizei trainiert

Grundsätzlich werden Beamtinnen und Beamte dem Innenministerium zufolge dazu ausgebildet, in Gefahrensituationen deeskalierend zu wirken. Dabei wird auch auf ein interaktives Szenarientraining gesetzt, in dem die Polizistinnen und Polizisten gezielt lernen, in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren, auch der Einsatz von Waffen wird hier geübt.

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