„Dank Impfungen kennen wir bestimmte Erkrankungen nicht mehr“

An Meningitis erkrankt: Kleinkind geht es wieder besser

Freitag, 20. Januar 2017 | 17:18 Uhr

Bozen – Der Anlass war akut, hatte doch seit letztem Wochenende der Fall des an Meningitis erkrankten Kleinkindes ganz Südtirol aufhorchen lassen. Dem kleinen Jungen geht es nun besser, er befindet sich wieder im Krankenhaus Bozen. Gerade weil das Thema gezeigt hat, wie schnell sich Dinge verändern und welche Macht und Verantwortung Medien haben, damit keine Panik entsteht, stand Generaldirektor Thomas Schael mit einem Team aus Fachleuten am Freitag Rede und Antwort.

Generaldirektor Thomas Schael mahnte die wichtige Rolle der Medien in solchen Fällen an, um wissenschaftlich korrekte Informationen zu verbreiten: „Über das Netz verbreiten sich extrem schnell Informationen und Fehlinformationen. Dem Kind geht es gut und das verdanken wir auch der Tatsache, dass das Kind von der Pädiatrie rechtzeitig an eine spezialisiertere Einrichtung überwiesen wurde, ebenso der hervorragenden Rettungskette.“

Schael sprach dabei auch die vielen viralen Kommentare der Impfgegner an und ermahnte an den Solidaritätsgedanken: „Nur eine hohe Durchimpfungsquote schafft es, dass einzelne Erkrankungen – wenn überhaupt – seltener auftreten oder sogar ausgerottet werden können.“ Josef Simeoni, Primar des Dienstes für öffentliche Hygiene, sekundierte: „Die Menschen sind leider nachlässig im Umgang mit Impfungen geworden. Hier zeigt sich ein diabolischer Zyklus – Krankheiten wie z.B. Diphterie oder Polio sind fast ausgerottet, wenige von uns können sich noch an die Zeit erinnern, als in vielen Familien ein Polioerkrankter zu finden war. Man wird sorglos – und schlägt den Rat zur Impfung in den Wind. Kommt es dann zu mehreren Fällen, werden die Menschen panisch und stürmen die Impfstellen, die Durchimpfungsrate steigt – bis auch diese Krankheit nicht mehr oft zu sehen ist. Bedenken Sie aber, dass wir erst dank der Impfungen heute bestimmte schwere Erkrankungen nicht mehr kennen!“

sanitätsbetrieb
sanitätsbetrieb

Lydia Pescollderungg, Primarin der Pädiatrie Bozen, fasste den Krankheitsverlauf des an Meningitis erkrankten Kindes zusammen und bestätigte, dass es dem Kind besser gehe und daher dieses wieder nach Bozen überstellt werden konnte.

Elisabetta Pagani, geschäftsführende Direktorin des Labors für Mikrobiologie, erklärte, dass es noch einige Zeit brauche, die genaue Serogruppe des Virustyps mikrobiologisch zu identifizieren, dies würde derzeit im Obersten Institut für Gesundheitswesen, dem „Istituto superiore di sanitá“ in Rom durchgeführt und diene auch als wichtige Information, um zukünftige Meningokokkenstämme zu beobachten und dann die entsprechenden Impfstoffe zu entwickeln – „damit aus diesen Infos wiederum Vorsorge erwachsen kann“, brachte es Simeoni auf den Punkt.

Seit 1. Jänner dieses Jahres gilt in Südtirol ein neuer Impfplan. Eltern werden zum richtigen Zeitpunkt eingeladen, um ihre Kinder impfen zu lassen: „Bitte nehmen Sie dieses Angebot an, wir kennen schwere Komplikationen bei manchen Erkrankungen“, waren sich alle anwesenden Fachleute einig. „Die Möglichkeit, sich gegen Meningokokken des Typs B impfen zu lassen, ist neu“, erklärte Simeoni. Bis zum Alter von 14 Monaten wird dreimal eine kostenlose Immunisierung angeboten; ab dem dritten Lebensjahr kann diese Impfung auf eigene Kosten beantragt werden: „Wir garantieren die Gratis-Impfung für die Risikogruppen – nutzen Sie diese“, schloss Schael.

Von: luk

Bezirk: Bozen