Von: mk
Ritten – Die Gruppe von sechs bis sieben Rittner Bergbegeisterten hat immer wieder gemeinsame Touren unternommen. Am Samstag bestiegen vier von ihnen den Hochferner und wollten über die Nordwand die Spitze erreichen, als sie plötzlich eine Lawine mitriss. Während die beiden Eiskletterer Ulrich Seebacher (41 Jahre) aus Wangen und Andreas Zöggeler (41) aus Unterinn noch immer vermisst werden, sind Thomas Lun (41) und Peter Vigl (44) in den Tod gestürzt.
„Ursprünglich wollte auch ich mit auf die Tour und hatte meinen Rucksack schon gepackt, die Steigeisen und auch die Flasche mit dem Tee hergerichtet“, berichtet Arnold Lintner gegenüber dem Tagblatt Dolomiten. Kurzfristig habe er sich dann doch anders entschieden, weil es Probleme mit seinem Auto gegeben habe.
Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, sich einen neuen Wagen zuzulegen, erklärt Lintner. Den Freunden hatte er am Freitag noch zugesagt, gemeinsam mit ihnen den Hochferner zu besteigen. Die Sache mit dem Auto wollte er seiner Freundin und seinem Schwager, der ein Fachmann auf dem Gebiet ist, überlassen.
Dann kam ihm aber der wohl rettende Gedanke. Es erschien ihm doch wichtiger, sich selbst um sein Fahrzeug zu kümmern. Deshalb habe er sich mit seiner Freundin am Samstag verschiedene Modelle angeschaut. Somit blieb der Bergrucksack an diesem schwarzen Samstag daheim.
Am späten Abend gegen 21.30 Uhr rief die Freundin eines Bergkameraden bei Lintner an, der gerade beim fernschauten. Die Frau erkundigte sich bei Lintners Freundin, ob er mit auf den Hochferner gestiegen sei und ob sie eine Nachricht von ihm erhalten habe. Ihr Freund antworte auf ihre Anrufe nicht.
Anschließend versuchte Lintner, die Kameraden über das Handy zu erreichen, doch keiner der Gruppe meldete sich. „Da ahnte ich schon, dass etwas nicht stimmte“, erzählt Lintner den „Dolomiten“. Weil er beunruhigt war, beschloss er kurzerhand, mit einem Freund nach Pfitsch zum Ausgangspunkt der Tour zu fahren.
Sie waren es auch, die das Auto der Kameraden in einer Kehre der Pfitscher-Joch-Straße entdeckten. Unverzüglich verständigten sie die Landesnotrufzentrale. Lintner blieb die Nacht über und am Sonntag in Pfitsch und war auch am Montag dort.
Er könne das Unglück immer noch nicht realisieren. „Ich will es nicht glauben, dass die Freunde nicht mehr da sind“, erklärt Lintner gegenüber den „Dolomiten“.
Richtig bewusst werde ihm das Geschehene wohl erst dann, wenn es keine Zusammentreffen und gemeinsame Touren mehr gebe. „Mein ganzes Mitgefühl gilt den Angehörigen; ihnen steht eine schwere Zeit bevor. Ich wünsche ihnen viel Kraft“, erklärt Lintner laut „Dolomiten“.