Ermordung von Charlie Kirk auch eine Mahnung für Südtirol – ein Kommentar

„Auf Worte mit Worten antworten“

Donnerstag, 18. September 2025 | 01:31 Uhr

Von: ka

Bozen – Wenig hat die Welt in der vergangenen Woche so sehr bewegt wie die Ermordung des rechten Influencers und engen Vertrauten von US-Präsident Donald Trump, Charlie Kirk.

Auch wenn es sich ersten Ermittlungen zufolge bei dem Todesschützen um einen „politisch radikalisierten einsamen Wolf“ handeln soll, machte Donald Trump umgehend die „radikale Linke“ für Kirks Tod verantwortlich. Die offene Freude einiger politischer Gegner über Kirks Ermordung erleichtert es dem US-Präsidenten, die Empörung und in nicht wenigen Fällen den nackten Hass seiner und Kirks Anhänger auf die „gewalttätigen Linken und Liberalen“ zu lenken.

Das ist keine Überraschung. Donald Trump weiß solche Taten perfekt für sich zu nutzen. Nichts hat ihn so sehr gestärkt wie der misslungene Mordanschlag auf ihn während des Präsidentenwahlkampfs. Seine erhobene Faust und sein „Fight” gingen um die Welt.

APA/APA/AFP/MELISSA MAJCHRZAK

Im Meer der gegenseitigen Schuldzuweisungen gehen die besonnenen Stimmen leider unter. Sie weisen zu Recht darauf hin, dass die Ermordung von Charlie Kirk letztlich auf die seit Jahren zu beobachtende Verrohung der öffentlichen Debatten in den Vereinigten Staaten zurückzuführen ist. Die auf beiden Seiten herrschende „Wir-oder-die“-Mentalität vergiftet mit ihrem Absolutheitsanspruch jegliche politische und gesellschaftliche Diskussion. Die Grenze zwischen harten Worten und Aufrufen zu offener Gewalt verschwimmt dabei nicht selten. Daher verwundert es nicht, dass in der waffenstarrenden US-Gesellschaft der eine oder andere „politisch radikalisierte einsame Wolf“, der mit einer Waffe umzugehen versteht, darüber nachdenkt, einen bekannten Gegner einfach zu „neutralisieren“.

APA/APA/AFP/REBECCA DROKE

Die Gefahr ist nun, dass es zu einer weiteren Radikalisierung und damit zu offener Gewalt kommt. Die Worte von Kirks Witwe „Ihr ahnt nicht, was ihr damit ausgelöst habt” deuten leider in diese bedrohliche Richtung. Es bleibt die kleine Hoffnung, dass nach der Festnahme des Todesschützen besonnenere Stimmen die Oberhand gewinnen.

Auch wenn die Vorgänge in den USA uns fern erscheinen und die geringere Verbreitung von Schusswaffen uns eine vermeintliche Sicherheit gibt, ist die Ermordung von Charlie Kirk auch eine Mahnung für die hitzigen Diskussionen in Südtirol. Wie in den USA hat auch bei uns die Verbreitung des Internets und seiner sozialen Netzwerke zu einer Verrohung des öffentlichen Diskurses beigetragen. Auch uns ist die „Wir-gegen-die-Mentalität”, die dem Gegner manchmal jegliche Daseinsberechtigung abspricht und ihn verbal „zum Abschuss freigibt”, nicht fremd.

Instagram/Charlie Kirk

Es gilt daher ständig zu betonen, dass auf Worte nur mit Worten geantwortet werden darf. Denn auch wenn manche Sätze mittelalterlich klingen, gilt seit dem Alten Testament, dass Ermordete nicht selten zu Märtyrern werden, die nach Rache und neuem Blut schreien. Südtirols Geschichte lehrt uns, wie leicht es ist, in einen solchen Teufelskreis der Gewalt zu geraten und wie schwierig es ist, daraus wieder herauszukommen.

Bezirk: Bozen

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