Von: mk
Bozen – Es ist 22.26 Uhr am Dienstagabend: Im Virgltunnel in Richtung Süden gerät ein Lkw ins Schleudern und kommt quer zur Fahrbahn zum Stehen. Ein Auto bremst abrupt, um einen Auffahrunfall zu vermeiden, ein anderer PKW aber fährt voll dagegen. Der Verkehr kommt zum Erliegen, ein Mann steigt aus einem Fahrzeug, erreicht eine der Notrufsäulen im Tunnel und alarmiert das Benutzerservicezentrum CAU der Brennerautobahngesellschaft. Damit löst er die Rettungskette aus: In weniger als acht Minuten sind die Fachkräfte für Verkehrsdienste der A22 und die Verkehrspolizei vor Ort. Dann treffen die Rettungskräfte ein: die Freiwillige Feuerwehr Kardaun, die Berufsfeuerwehr Bozen und die medizinischen Ersthelfer. Innerhalb von 40 Minuten sind die ersten Rettungswagen in Richtung Krankenhaus unterwegs. Auch wenn es sich bei der beschriebenen Situation nur um eine Übung handelte, so ist am gestrigen Abend alles wie bei einem echten Unfall abgelaufen, mit eingeklemmten Verletzten im Auto und Sperre des betroffenen Autobahnabschnittes. Und alles hat perfekt geklappt.
In weniger als einer Stunde konnte folglich ein komplexer Notfall bewältigt werden. Der Testlauf am gestrigen Abend im Virgltunnel wurde mit Bravour bestanden. Von italienischen und europäischen Vorschriften für Tunnel mit einer Länge von mehr als 500 Metern entlang der europäischen TEN-T-Korridore vorgeschrieben, war es der dringende Wunsch der Brennerautobahngesellschaft, die Koordination zwischen den Einsatzkräften und den Ablauf für den Ernstfall zu testen. „Die vorgegebenen Hilfsfristen sind perfekt eingehalten worden“, erklärt der Geschäftsführer der Brennerautobahngesellschaft Diego Cattoni, „daher sind wir mit dem Ergebnis der Übung mehr als zufrieden. Die Infrastruktur und die Rettungskette auf den Prüfstand zu stellen, ermöglicht es uns, im Falle eines solchen Unfalls rechtzeitig und zuverlässig zu reagieren.“
Zwischen Beobachtern sowie beteiligten Rettungs- und Einsatzkräften waren am gestrigen Dienstagabend etwa 150 Menschen im Dienst. Nach dem ersten Aufprall entwickelte sich am Unfallort ein Brand, was das Eingreifen weiterer Feuerwehren mit Tankwagen und hydraulischer Zange erforderte, um die eingeklemmten Verletzten zu bergen. In der Simulation folgte dann die Evakuierung des Tunnels, in dem sich Rauch entwickelt hatte. Die Übung ist unter anderem vom Benutzerservicezentrum CAU aus Trient und der Autobahnmeisterei Bozen vor Ort überwacht worden, wo ein Ad-hoc-Standort eingerichtet wurde. Vor Ort im Einsatz stand auch Corrado Buratti vom Unternehmen Ice and Fire.
„Treten kritische Ereignisse ein – das gilt vor allem in einem Tunnel – so muss der Einsatz der Rettungskräfte perfekt funktionieren“, bemerkt der Technische Generaldirektor der Brennerautobahngesellschaft Carlo Costa. „Dank einer effizienten Koordinierung aller Kräfte vor Ort konnten wir in dieser Nacht einmal mehr beweisen, dass dies der Fall ist. Der Virgltunnel ist mit der neuesten Technologie und den modernsten Anlagen ausgestattet, die eine zusätzliche Sicherheitsgarantie für all jene darstellen, die durch den Tunnel fahren.“
Nach Abschluss der Übung sind die Systeme und Technologien im Tunnel überprüft worden, von der Lüftung bis zum „Water Mist“ – eine Anlage, die dank eines ausgeklügelten Temperaturerkennungssystems im Brandfall anspringt und mit einem Hochdruckwasserstrahl die Ausbreitung von Flammen eindämmt. Der betroffene Autobahnabschnitt ist für den Dauer der Übung gesperrt worden, der Verkehr konnte ohne Probleme auf das ordentliche Straßennetz umgeleitet werden.