Paar wegen Kindesmisshandlung in Justizanstalt

Baby in Wien lebensgefährlich verletzt – Vater belastet

Freitag, 30. Mai 2025 | 15:13 Uhr

Von: apa

Nach der Festnahme eines Paares am Mittwoch in Wien, deren neun Wochen altes Kind schwer misshandelt worden war, hat die 38-jährige Kroatin ihren Partner in ihrer Einvernahme schwer belastet: Dieser habe nicht nur sie bedroht und geschlagen, sondern auch den Säugling, berichtete Polizeisprecher Markus Dittrich am Freitag. Das Kind schwebte weiterhin in Lebensgefahr. Über beide Beschuldigte wurde am Nachmittag U-Haft verhängt.

Der 35-jährige Deutsche und seine Partnerin waren gegen 20.30 Uhr noch in dem Spital festgenommen worden, in das sie ihre Tochter wegen eines Krampfanfalls gebracht hatten. Die umfassenden medizinischen Untersuchungen des Säuglings ergaben den Misshandlungsverdacht. Das Krankenhaus erstattete umgehend Anzeige.

Die Ärztinnen und Ärzte stellten zahlreiche schwere Verletzungen fest, aufgrund derer das Mädchen notoperiert werden musste. Laut Dittrich könnten die multiplen Blessuren von einem Schütteltrauma herrühren. Diese Form der Gewalt kann tödlich endende Hirnverletzungen oder lebenslange Folgeschäden bewirken.

Aussage zunächst verweigert

Die festgenommenen Eltern verweigerten zunächst die Aussage und wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wien in eine Justizanstalt eingeliefert. Während sich der 35-Jährige weiterhin nicht äußern wollte, hat die Mutter mittlerweile ausgesagt. Während der Aussage erstattete sie Anzeige gegen den Deutschen wegen fortgesetzter Gewaltausübung sowie gefährlicher Drohung.

Zudem belastete die 38-Jährige den Vater auch wegen der Verletzungen des Kleinkinds schwer. Allerdings will sie dies nicht direkt beobachtet haben: “Sie selbst habe keine Gewalt ausgeübt und sei auch keine direkte Augenzeugin gewesen”, sagte Dittrich.

U-Haft für Vater und Mutter

Freitagnachmittag wurde über den von der Staatsanwaltschaft für beide Beschuldigte gestellten U-Haftantrag entschieden, berichtete Gerichtssprecherin Christina Salzborn der APA. Dabei machte der Vater gegenüber der Richterin weiter keine Angaben, während die Mutter bei ihren Aussagen gegenüber der Polizei blieb. Daraufhin wurde über beide wegen Untersuchungshaft bis 13. Juni verhängt. Beim vorbestraften 35-Jährigen lauten die Haftgründe Tatbegehungsverdacht, Flucht- und Verdunkelungsgefahr, bei der 38-Jährigen Verdunkelungs- und Tatbegehungsverdacht. Beide waren von Anwälten vertreten und erklärten Rechtsmittelverzicht.

Bisher sei das Paar nicht polizeilich bekannt gewesen, es habe dort keine Einsätze wegen häuslicher Gewalt gegeben. Auch bei der Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) seien die beiden nicht in Erscheinung getreten. Die MA 11 hat vorerst die Obhut über den Säugling übernommen.

Die Sprecherin der MA 11, Ingrid Pöschmann, bestätigte der APA am Freitag, dass die Magistratsabteilung die Obsorge bei Gericht am Freitag auch formell beantragt hat, um zu sehen, welche Zukunft dem Mädchen zu bieten ist, wenn es sich von seinen Verletzungen erholt. Mittlerweile könne man auch ausschließen, dass es Geschwister gibt, sagte Pöschmann. Die MA 11 sei nun bis auf weiteres Ansprechpartner für das Krankenhaus, in dem das Baby behandelt werde.

Die MA 11-Sprecherin richtete in dem Zusammenhang auch einen Appell an Eltern, die bei der Betreuung ihrer Kinder überfordert sind: “Hilfe holen ist keine Schande”, sagte Pöschmann. “Ohne den Fall entschuldigen zu wollen – das darf nicht passieren. Viele Eltern sind am Anschlag des Machbaren. Da ist es wichtig zu wissen, dass man nicht allein ist, dass es Hilfe gibt – unter anderem auch bei Kinderärzten oder der Wiener Kinder- und Jugendhilfe.” Wenn Eltern eine Überforderung spüren, sei es wichtig, rechtzeitig gegenzusteuern – beispielsweise “das Kind auf einem weichen Untergrund ablegen, rausgehen und Luft holen”. Pöschmann verwies auch auf das Servicetelefon der MA 11, wo man unter der Nummer 01-4000-8011 ebenfalls um Hilfe ersuchen kann.

(S E R V I C E – Die Wiener Polizei ist Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Polizei-Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar. Die Kriminalprävention des Landeskriminalamt Wiens bietet persönliche Beratungen unter der Hotline 0800 216346 an. Weitere Ansprechpartner: Frauenhelpline: 0800 222 555 – Wiener Gewaltschutzzentrum: 0800 700 217 – Opfer-Notruf: 0800 112 112 – Notruf des Vereins der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22 – Männerberatungsstelle 01/603 28 28)

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen