Hinter dem Schuttkegel entstand ein Stausee

Schweizer Bundespräsidentin spricht Bergsturzopfern Mut zu

Freitag, 30. Mai 2025 | 22:49 Uhr

Von: APA/sda

Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat am Freitag das Katastrophengebiet im Walliser Lötschental besucht. Nach einem Helikopterflug übers Bergsturzgebiet sagte sie, die Bilder seien “niederschmetternd”. Anschließend versprach sie der Bevölkerung gesamtschweizerische Solidarität. Die Gewalt, mit der ein Berg das Dorf Blatten ausgelöscht habe, sei “unbegreiflich”, sagte Keller-Sutter. Erfassen könne man das Ganze erst, wenn man es selbst gesehen habe.

Besonnenes Handeln der Behörden habe dazu geführt, dass Personenschäden fast ganz ausgeblieben seien, sagte Keller-Sutter weiter. Sie spielte damit den Umstand an, dass eine Person weiterhin vermisst wird. Keller-Sutter lobte auch die Solidarität der Talgemeinschaft, in der man sich gegenseitig unterstütze.

Lonza fließt über Schuttkegel

Am Freitag begann der Talfluss Lonza, sich einen Weg durch den gewaltigen Schuttberg zu bahnen, der sich im Talgrund aufgetürmt hat. Am Abend meldeten die Kantonsbehörden, das Wasser fließe nun über den gesamten Schuttkegel und von dort aus in den Stausee von Ferden. Darum fülle sich dieser nun wieder.

Der Stausee soll als Rückhaltebecken dienen und war aus diesem Grund vorsorglich entleert worden. Der Walliser Staatsrat wies die Betreiber an, bei Bedarf das Grundablasssystem zu öffnen.

Durch die Turbinen geleitet werden konnte das Wasser nicht, wie Antoine Jacquod, stellvertretender Chef der kantonalen Dienststelle für zivile Sicherheit und Militär, auf Anfrage bestätigte. Dies, weil sich zu viele Sedimente darin befänden, die die Systeme beschädigen könnten.

Das Risiko für die talabwärts liegenden Ortschaften sei dank des Abflusses gesunken, erklärte bereits einige Stunden zuvor der Walliser Regierungsrat Stéphane Ganzer vor den Medien. Evakuierungen seien dort derzeit nicht vorgesehen.

Talabwärts liegende Dörfer zur Evakuierung aufgerufen

Der regionale Führungsstab hatte die Bevölkerung der talabwärts liegenden Dörfer Gampel und Steg am Donnerstagabend aufgerufen, sich für eine rasche Evakuierung vorzubereiten. Die Behörden befürchteten einen Murgang, falls der aufgestaute See, der sich nach dem Abbruch des Birchgletschers gebildet hatte, überlaufen sollte.

Ersten Erkenntnissen zufolge sind rund neun Millionen Kubikmeter Gestein, Schlamm und Eis beim Abbruch des Birchgletschers und dem Murgang vom Mittwoch auf das Dorf Blatten niedergegangen. Etwa ein Drittel davon sei Eis, sagte Christian Studer von der kantonalen Dienststelle Naturgefahren vor den Medien. Dass dieses schlagartig schmilzt, lasse sich ausschließen. Man beobachte die Absenkraten des Schuttkegels, um die Eisschmelze abzuschätzen. Unberechenbarer und relevanter für die Gefahrenlage seien mögliche Niederschläge.

Inzwischen sind neben den 300 Bewohnern von Blatten weitere 65 Personen aus Gebieten in der Nähe der Lonza evakuiert worden. Im Schutt bei den Resten des Dorfs Blatten sind nach dem Bergsturz aus Sicherheitsgründen weiterhin keine Einsätze möglich.

Die beschleunigte Bewegung des Birchgletschers hänge mit dem Klimawandel zusammen. Das sagt der Permafrost-Experte Christophe Lambiel von der Universität Lausanne in einem am Freitag in mehreren Zeitungen publizierten Interview. Der Permafrost taue aufgrund der Klimaerwärmung. Dadurch werde das Gestein instabil.

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