Von: mk
Davos Dorf – Die Schneefallgrenze steigt, es fällt – wenn überhaupt – weniger Schnee als üblich. Die Folgen sind zunehmend mehr Trockenperioden in Sommer und Herbst. Davor warnt das Schweizer WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF.
Zahlreiche Skigebiete und Schlittenbahnen blieben in der Schweiz geschlossen, Pferdekutschen fuhren mit Rädern statt Kufen – der Winter 2022/23 startete schwach. Schneefall und Schneehöhen blieben in vielen Regionen wochenlang hinter den Erwartungen und den langjährigen Durchschnitten zurück. „Wenn es so weitergeht mit der Schneelage diesen Winter, könnte Trockenheit auch diesen Sommer ein Problem werden“, warnt Manuela Brunner, Leiterin der neuen Forschungsgruppe Hydrologie und Klimafolgen in Gebirgsregionen am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF: „Das Schneedefizit von heute ist die Trockenheit im nächsten Sommer und Herbst.“ Es wäre das zweite Mal in Folge nach dem schneearmen Winter 2021/22.
Darunter leiden Pflanzen im Sommer und Herbst, von Gräsern über Sträucher bis hin zu Bäumen. Aber auch die Energiewirtschaft muss sich auf eine sich ändernde Lage der Pegelstände in ihren Speicherseen einstellen.
Brunner hat in einer aktuellen Studie untersucht, wie sich in den vergangenen 50 Jahren die Auslösefaktoren und Defizite von Dürren in der Schweiz entwickelt haben. Diese Defizite geben die Menge an Wasser an, die während einer Trockenperiode fehlt, und sind ein Mass dafür, wie stark eine Dürre ausfällt. Ein Fokus der Forscherin lag auf dem Zusammenhang mit der Schneedecke beziehungsweise deren Rückgang. Die Zahlen sind eindeutig. „Im Zeitraum 1994 bis 2017 stieg die Zahl der Dürreereignisse, die durch Schneeschmelzdefizite ausgelöst wurden, um 15 Prozent im Vergleich zur Phase von 1970 bis 1993“, hat die Wissenschaftlerin beobachtet. Ein Grund ist, dass die Schneefallgrenze steigt und deswegen weniger Schnee fällt.
Als Ursache für die Trockenheit hat Brunner den Klimawandel ausgemacht. Der verstärkt die Problematik durch einen weiteren Aspekt. Da es immer wärmer wird, verdunstet mehr Wasser, die Böden und Flussbette trocknen schneller aus. Ein Wandel ist nicht in Sicht, ist die Klimawissenschaftlerin überzeugt, im Gegenteil: „Der Trend wird auch in Zukunft anhalten.“