Aussprache zwischen den Parteien scheint nötig

Drehkreuz-Posse in den Dolomiten: Internet macht sich lustig

Freitag, 11. Juli 2025 | 06:36 Uhr

Von: luk

St. Ulrich/Gröden – Das in dieser Woche am Wanderweg zur Forcella Pana auf der Seceda aufgestellte Drehkreuz hat eine Debatte ausgelöst, die weit über das beliebte Dolomitental Gröden hinaus Wogen schlägt.

Die Grundbesitzer haben – wohl mehr als Protest, als um wirklich Geld abzukassieren – eine Zugangsbeschränkung errichtet, die zu einem beliebten Selfie-Hotspot führt. Von dort aus kann man die Geislergruppe gut in Szene setzen. “Wir sind es leid, aufzuräumen, während andere den großen Reibach machen, ohne einen Finger zu rühren”, werden die Grundbesitzer zitiert. Während der Hochsaison würden rund 6.000 Personen am Tag über ihren Grund laufen.

Alto Adige

Das Drehkreuz war nur für kurze Zeit in Betrieb. Nun wurde es abgedeckt.

Rechtlich nicht in Ordnung

Ganz andere Töne kommen vom Forstamt sowie von der Gemeinde St. Christina. Dort betrachtet man das Drehkreuz als illegal errichtete Struktur, die rechtlich nicht in Ordnung gehe.

Die Gemeindeverwaltung von St. Christina hat ein Verfahren eingeleitet. Das bestätigte Bürgermeister Christoph Senoner gegenüber der Zeitung Alto Adige.

Laut Senoner wurde das Drehkreuz von vier privaten Grundeigentümern installiert. Das Ganze sei ohne Genehmigung der Gemeinde und im sensiblen Gebiet des Naturparks Puez-Geisler erfolgt. Neben dem Drehkreuz wurden auch eine Überwachungskamera und ein Zaun montiert. „Es liegt weder eine Bauanfrage noch eine Konzession vor“, so der Bürgermeister. Das Verfahren könne in einer Abrissverfügung münden, wobei den Betreibern eine Frist von bis zu 90 Tagen zur freiwilligen Beseitigung eingeräumt werden könnte.

Senoner betont, dass es sich offenbar um eine kommerziell motivierte Aktivität handle, für die keinerlei rechtliche Grundlagen bestehen. Zudem werfe die Installation einer Kamera auch datenschutzrechtliche Fragen auf. „Ich erwarte, dass sich neben der Gemeinde auch Forstbehörde und Finanzpolizei einschalten“, sagte der Bürgermeister, der auch die Anliegen der Eigentümer verstehen kann.

Auch Forstbehörde hat reagiert

Die Forstbehörde des Landes hat bereits reagiert. Der Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft, Günther Unterthiner, bestätigte, dass erste Geländeerhebungen durchgeführt wurden. „Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um eine Anlage, die sowohl gegen raumordnerische als auch landschaftsschützerische Vorschriften verstößt“, so Unterthiner. Eine entsprechende Berichtlegung an die Abteilung für Natur, Landschaft und Raumentwicklung (Abteilung 28) sei bereits in Vorbereitung.

Der Präsident des Tourismusvereins Santa Cristina, Lukas Demetz, selbst Hotelier in der Gemeinde, kritisierte die Aktion: „Diese Diskussion läuft seit vier Jahren. Ich halte das für eine Provokation der Eigentümer, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Sie wollen eine Entschädigung. Ein Drehkreuz auf der Seceda ist aber keine Lösung.“ Sollte es zu einem Verfahren kommen, sei man als Tourismusverein bereit, sich als Zivilpartei zu konstituieren.

Aussprache nötig

Eine mögliche Lösung deutet unterdessen der Bürgermeister von St. Ulrich, Tobia Moroder, an: „Im Winter erhalten viele Grundbesitzer eine Entschädigung. Vielleicht wäre ein ähnliches Modell auch für den Sommer denkbar. Klar ist aber: Ein Drehkreuz ist nicht die Antwort auf das Problem des übermäßigen Andrangs in der Höhe.“

Es scheint also eine dringende Aussprache zwischen allen beteiligten Parteien geben zu müssen, sonst rutscht das Thema nicht vom Tisch.

Internet macht sich lustig

Inzwischen kursieren auf den sozialen Medien Memes und KI-Bilder, die die Posse satirisch verarbeiten.

Meta

Bezirk: Salten/Schlern

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