Von: mk
Sexten – In einer ergreifenden Zeremonie wurde am Dienstag in der Carabinieri-Kaserne in Sexten an den 60. Jahrestag vom Tod der Carabinieri Palmerio Ariu und Luigi De Gennaro erinnert, die vor sechs Jahrzehnten Opfer eines terroristischen Anschlags wurden. Den beiden Soldaten wurde posthum die Goldmedaille für Opfer des Terrorismus verliehen.
Die Gedenkfeier, zu der sich militärische und zivile Würdenträger sowie Angehörige der Opfer versammelt hatten, fand um 11.00 Uhr statt. Für bewegende Momente sorgte die Anwesenheit der Hinterbliebenen, die auch 60 Jahren danach das Andenken an die getöteten Ordnungshüter bewahren.
Der Anschlag ereignete sich am 26. August 1965 gegen 21.00 Uhr. Terroristen feuerten aus etwa drei Metern Entfernung durch ein Küchenfenster der Kaserne 33 Schüsse aus zwei automatischen Waffen ab. Der damals am Tisch sitzende Carabiniere Luigi De Gennaro wurde am Oberkörper getroffen, ebenso wie sein Kollege Palmerio Ariu, der gerade den Raum betrat. Ariu starb sofort, De Gennaro erlag seinen schweren Verletzungen kurz darauf im Krankenhaus von Innichen. Die Ermittlungen führten zu vier Terroristen, die bereits für den Mord an einem weiteren Carabiniere im Ahrntal verantwortlich gemacht wurden.
Ein Porträt und ein Gedicht als Zeichen der Erinnerung
Vincenzo De Gennaro, der Neffe von Luigi De Gennaro, überreichte der Kaserne ein selbst gefertigtes Pastellporträt der beiden Opfer. Das Kunstwerk zeigt die beiden Soldaten, deren Uniformen in den Umrissen der Dolomitenlandschaft verschmelzen. Vogelschwärme am Himmel versinnbildlichen den Übergang in ein neues Leben.
Darüber hinaus las Vincenzo De Gennaro ein Gedicht vor, das er selbst geschrieben hatte. Es schildert einen imaginären Dialog zwischen den beiden sterbenden Carabinieri, die in den letzten Momenten ihres Daseins sich ihres Schicksals und abrupten Lebensendes bewusst werden – stolz auf ihre Uniform und in ewiger Erinnerung ihrer Liebsten.
Zum Gedenken an die Opfer wurde am Gedenkstein in der Kaserne ein Kranz niedergelegt. Der Militärkaplan segnete die Gedenkstätte.
Auch der ehemalige italienische Ministerpräsident Aldo Moro hatte am 27. August 1965 den Leichen der beiden Carabinieri die letzte Ehre erwiesen. Damals betonte Moro: „Dies ist ein weiterer Tribut an Opfer und Blut, den die Carabinieri-Truppe in treuer Erfüllung ihrer Pflicht gegenüber der Nation erbracht hat.“
Die 1960-er Jahre waren in Südtirol eine turbulente Zeit. Nach Unterdrückung der deutsch- und ladinischsprachigen Bevölkerung in Südtirol seitens des italienischen Staates kämpfte der Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) für das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler Bevölkerung. In der Anfangsphase konzentrierten sich die Aktivitäten auf die Sprengung von symbolträchtigen Objekten und von Infrastruktur. Ab 1963 und insbesondere 1964 kam es zu einer erheblichen Eskalation des Konflikts.
Aufgrund der weitgehenden Ausschaltung der Gründergeneration des BAS, der zunehmenden staatlichen italienischen Repression und einer Annäherung der Südtiroler Volkspartei (SVP) unter Silvius Magnago und der Regierung Aldo Moro griffen die verbliebenen Mitglieder des BAS zu härteren Methoden. Nun traten auch vermehrt neonazistische und pan-germanistische Kreise in Erscheinung, die das ehemals oberste Gebot, die Schonung von Menschenleben, ins Gegenteil verkehrten und gezielt Mitglieder der staatlichen Organe zu attackieren begannen.
In diese Zeit fällt auch der Anschlag auf die beiden Carabinieri Palmerio Ariu und Luigi De Gennaro.
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