Corona-Nothilfe

Caritas: „Die Nachfrage um Hilfe und Unterstützung ist groß“

Mittwoch, 01. April 2020 | 14:10 Uhr

Bozen – Einsamkeit, Trauer und Sorge um die eigenen Angehörigen, Zukunftsängste, familiäre Konflikte und räumliche Beengtheit: Das sind die vordergründigen Themen, mit denen sich aufgrund der Corona-Krise deutlich mehr Menschen als sonst an die Beratungsdienste der Caritas wenden. Zugenommen hat auch die Nachfrage nach konkreter Hilfe, besonders was die Ausgabe von Lebensmitteln, die Unterstützung beim Einkauf und die Überbrückung von finanziellen Notlagen anbelangt – Tendenz steigend. Über die Caritas nimmt sich die Diözese Bozen-Brixen all jener an, welche gerade in dieser Krisenzeit besonders hilfsbedürftig sind und Unterstützung brauchen.

„Nach der anfänglichen Schockstarre, in die das Corona-Virus die Menschen versetzt hat, steigt bei uns die Nachfrage von Tag zu Tag“, sagt Caritas-Direktor Paolo Valente. Besonders stark in Anspruch genommen werden die Beratungsdienste, welche die Caritas mittlerweile alle telefonisch anbietet. So etwa läutet das Telefon bei der Telefonseelsorge, welche die Caritas gemeinsam mit der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft führt, ununterbrochen. „Da sind viele neue Anrufer dabei und auch die online-Beratung hat zugenommen“, berichtet Guido Osthoff, Leiter des Bereiches „Beraten und Zuhören“. Auch die Männer- und Hospizberatung seien sehr gefragt. „Quer durch die Bank durch zieht sich dabei das Thema Einsamkeit, die durch die Ausgangssperre noch intensiver erlebte räumliche Beengtheit, familiäre Konflikte, aber auch die Sorge und die Trauer um Angehörige, die man nicht mehr besuchen und von denen man sich auch nicht mehr verabschieden darf. Das macht den Menschen schwer zu schaffen“, sagt Osthoff.

Ebenfalls schwer zu schaffen machen denjenigen, die sich derzeit vermehrt an die Caritas wenden, der Arbeitsverlust und damit einhergehende Zukunftsängste. „Gerade über die Caritas-Hotline melden sich viele, um für Lebensmittel anzufragen“, sagt Brigitte Hofmann, Leiterin des Bereiches „Caritas&Gemeinschaft“. „Sie können sich diese wegen des Verdienstausfalles jetzt einfach nicht mehr leisten.“ Auch die Einkaufshilfe in verschiedenen Ortschaften des Landes sei sehr gefragt, welche die youngCaritas anbietet. „Besonders erfreulich dabei ist, dass sich dafür über 80 junge Freiwillige gemeldet haben“, sagt Hofmann. Überhaupt nehme die Solidarität spürbar zu. „Die derzeitige Situation verlangt ein großes Maß an Flexibilität und Achtsamkeit. Es entstehen neue Ideen und neue Wege der Solidarität, wie zum Beispiel das Projekt Flaschenpost mit positiven Gedanken für einsame Menschen oder der Hausaufgaben-Druckdienst in Bozen für jene Familien, die keine Möglichkeit haben, die Aufgabenstellungen der Schule zuhause zu drucken. Die Freiwilligen packen an, wo Hilfe gefragt ist und beweisen einmal mehr, wie wichtig Solidarität und der Dienst am Nächsten sind, für uns als Caritas und für unsere Gesellschaft.“

Unter veränderten Rahmen- und Arbeitsbedingungen geht auch die Arbeit in den Caritas-Einrichtungen für Obdach- und Wohnungslose weiter. „Wir halten die Nachtquartiere in Bozen und Meran jetzt auch untertags offen, weil ja niemand mehr seine Unterkunft verlassen soll. Hier verteilen wir nun auch Essen und andere notwendige Dinge. Auch haben wir die Zeiten aufgestockt, in denen sich auf der Straße lebende Obdachlose in unseren Einrichtungen duschen oder ihre Wäsche waschen können“, berichtet Danilo Tucconi, Leiter des Bereiches „Wohnen“. Auch bei der Essensausgabe Clara in Bozen erhalten Bedürftige weiterhin einmal am Tag eine warmen Mahlzeit; allerdings wird dieses nun im Freien als Lunchpaket verteilt.

Um all diese Hilfsangebote auch weiter gut stemmen zu können, bittet die Caritas die Bevölkerung um Mithilfe in Form von Spenden. „Wir setzen diese Spende überall dort ein, wo es die durch das Corona-Virus ausgelöste Krise erforderlich macht. Und die Nachfrage nach Hilfe und Unterstützung wird sicher noch zunehmen“, ist Caritas-Direktor Valente überzeugt.

Wer die Caritas bei der Corona-Nothilfe unterstützen möchte, kann dies mittels Überweisung mit dem Kennwort „Corona-Nothilfe“ tun und zwar unter folgenden Spendenkonten:

Raiffeisen Landesbank – IBAN: IT42F0349311600000300200018
Südtiroler Sparkasse – IBAN: IT17X0604511601000000110801
Südtiroler Volksbank – IBAN: IT12R0585611601050571000032
Intesa Sanpaolo – IBAN: IT18B0306911619000006000065

Die Corona-Nothilfe der Caritas

Die durch das Corona-Virus ausgelöste Krise setzt allen zu – ganz besonders jenen, die es schon vorher schwerer hatten als andere. Für sie sind wir auch weiterhin da: Indem wir an sie unter den vorgegebenen Sicherheitsvorkehrungen Essen verteilen, ihnen Obdach gewähren, Einkäufe erledigen und ihnen ein offenes Ohr schenken. In den nächsten Wochen aber werden noch mehr Menschen unsere Hilfe benötigen: Alleinerziehende, ältere Menschen mit Mindestpensionen, arbeitslose und armutsbetroffene Menschen, die schon jetzt kaum zum Leben haben. Anbei die verschiedenen Hilfsangebote der Caritas der Diözese Bozen-Brixen:

Caritas-Hotline für Fragen und Nöte

Für viele Menschen im Land ist es schwierig geworden, in dieser Zeit der Unsicherheit über die Runden zu kommen: Essensausgaben, Beratungsdienste und viele andere Strukturen mussten schließen und verschiedene Hilfsdienste wurden ausgesetzt. Viele wissen deshalb nicht, wohin sie sich wenden sollen, wenn sie in irgendeiner Weise Hilfe benötigen. Deshalb hat die Caritas eine neue Hotline eingerichtet: Unter Tel. 0471 304 304 stehen Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr für anfallende Probleme im schwieriger gewordenen Alltag zur Verfügung. Die Sozialberatung der Caritas, die ihre normalen Öffnungszeiten beibehalten hat ist alsdann behilflich, mögliche Hilfestellungen zu leisten und zu vermitteln.

Einkaufshilfe für ältere und gebrechliche Menschen

Wer sein Haus derzeit nicht verlassen darf oder soll, kann jetzt auf Unterstützung zählen: youngCaritas organisiert mit jungen Freiwilligen und in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen einen Einkaufsdienst für ältere und gebrechliche Menschen anbietet und zwar in Bozen, Naturns, Eppan, Kaltern, Nals, Frangart, Siebeneich, Völs, Kastelruth und demnächst auch in Enneberg, Schluderns, Karneid, Stilfes, St. Christina, Freienfeld, Terlan, Latsch, Wolkenstein und ST. Martin in Thurn. Wer diesen Dienst in Anspruch nehmen möchte, kann sich unter Tel. 0471 304 306 von Montag bis Freitag jeweils von 9.00 bis 11.00 Uhr und von 15.00 bis 16.00 Uhr melden. Unterstützt wird die Aktion von den Vereinigungen Pastorale giovanile, Deina, Azione Cattolica, den Pfadfindern des Agesci, der Südtiroler Pfadfinderschaft, dem JuZe Naturns, Südtirols Katholischer Jugend, Algund Aktiv und den Sozialdiensten Meran.

Telefonseelsorge hat ein offenes Ohr auch in Krisenzeiten

Leider mussten aufgrund der Corona-Krise auch viele Freiwilligendienste auf Sparflamme geschaltet werden. Die Caritas will aber niemanden mit seinen Sorgen und Nöten allein lassen, deshalb bietet die Telefonseelsorge der Caritas und der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft unter der Telefonnummer 0471 052 052 täglich (auch an Sonn- und Feiertagen) von 10 bis 22.00 Uhr ein offenes Ohr, die in dieser Zeit jemandem zum Reden brauchen. Online kann die Telefonseelsorge jederzeit unter www.telefonseelsorge-online.bz.it angeschrieben werden.

Beratung bei finanziellen Sorgen

Geringe Löhne und prekäre Arbeitsverhältnisse waren schon bisher die häufigsten Gründe, weshalb Einzelpersonen und Familien Schwierigkeiten beim Bezahlen der Miete und allfälligen Rechnungen hatten. Durch den erlittenen Verdienstausfall wird es für gar einige noch schwerer werden, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen. Die Caritas Schuldnerberatung ist für Menschen mit finanziellen Sorgen unter Tel. 0471 304380 von Montag bis Freitag von 9.00 bis 17.00 Uhr da und hilft beim Überbrücken von finanziellen Engpässen.

Beistand bei Tod und Trauer

Wer Abschied von einem lieben Menschen nehmen muss bzw. um einen Angehörigen trauert, hat es derzeit noch schwerer als sonst: Besuche in Krankenhäusern und Altersheimen sind vielfach nicht mehr erlaubt, auch Beerdigungen können gar nicht oder nur begrenzt stattfinden. Das macht vielen zu schaffen. Die Caritas Hospizbewegung ist unter Tel. 0471 304370 von Montag bis Freitag von jeweils 10.00 bis 12.00 Uhr für alle da, die mit ihrer Trauer nicht alleine sein wollen oder können.

Krisenhilfe für Männer

Der veränderte Alltag birgt viele Herausforderungen – auch für Männer, die viel mehr Zeit zuhause verbringen als sonst. Heimunterricht und Home-Office auf engem Raum, Sorgen und Unsicherheit können leicht zu Überforderung und Konflikten führen. Deshalb lädt die Caritas-Männerberatung ein, sich telefonisch zu melden, bevor eine Situation zu eskalieren droht. Unter der Telefonnummer 0471 324 können Männer Termine für kostenlose Telefonberatungen mit erfahrenen Männerberatern der Caritas ausmachen.

Psychologische Unterstützung

Die soziale Isolation und der durch das Coronavirus völlig veränderte Alltag können für Menschen mit psychischen Problemen zu einer großen Herausforderung werden. Wer unter Ängsten, Depression oder auch Abhängigkeiten leidet, dem Druck nicht mehr standhält oder sich übermäßig Sorgen um seine Gesundheit oder seine Zukunft macht, der kann sich bei der Psychosozialen Beratung in Schlanders von Montag bis Freitag von jeweils 8.00 bis 12.00 Uhr unter Tel. 0473/621237 Hilfe holen. Das Angebot richtet sich vorwiegend an die Bevölkerung im Vinschgau.

Obdach und eine warme Mahlzeit

Auch für die Menschen, die keine feste Bleibe haben und zumindest nachts in den Obdachlosenhäusern der Caritas einen sicheren Ort zum Schlafen haben, hat sich der Alltag durch das Coronavirus gehörig verändert. Zumal auch sie sich nicht mehr auf der Straße aufhalten und deshalb auch die Essensausgaben nicht mehr aufsuchen dürfen, hält die Caritas nun alle ihre Einrichtungen für Obdach- und Wohnungslose Tag und Nacht offen und verteilt dort unter Einhaltung der vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen und höherem Aufwand auch warme Mahlzeiten an ihre Gäste. Außerdem verteilt sie in ihrer Essensausgabe Clara in Bozen weiterhin Essen an Bedürftige, wenn auch unter geänderten Rahmenbedingungen als Lunchpaket im Freien. Auch verteilt sie gemeinsam mit anderen Organsationen Lebensmittelpakete an bedürftige Familien im ganzen Land.

Projekte zum Mitmachen

Derzeit sind viele Menschen einsam und in einer Notsituation. Um diese Menschen zu erreichen und ihnen Zuspruch und ein aufmunterndes Wort zu schenken, wurde die „Aktion Flaschenpost“ ins Leben gerufen. Wer möchte kann einen kurzen Text, ein Gedicht, eine Geschichte oder einen Gedanken für obdachlose und ältere Menschen schicken, die in dieser Zeit besonders einsam sind. Gar einige Familien, die Kinder im schulpflichtigen Alter haben, stellt das tägliche Hausaufgabenmachen vor große Herausforderungen. Lernunterlagen, Hausaufgaben und andere Dokumente, welche die Schulen derzeit online verschicken, müssen gedruckt werden – doch nicht alle haben einen Drucker zu Hause. Deshalb bietet die youngCaritas gemeinsam mit den Bewohnern und Freiwilligen des Haus Freinademetz einen kostenlosen Druck und Zustelldienst in den Bozner Stadtvierteln an. Wer Interesse an der verschiedenen Angeboten hat oder mithelfen möchte, kann sich unter info@youngcaritas.bz.it melden.

Von: mk

Bezirk: Bozen