Studie bereitet Sorge

Corona-Mutante aus Kalifornien noch tödlicher?

Montag, 01. März 2021 | 09:38 Uhr

Nicht nur die südafrikanische und die brasilianische Mutation bereiten den Forschern Kopfzerbrechen. B 1.427 und B 1.429 sind die wissenschaftlichen Bezeichnungen zweier Virustypen, die ihren Weg von Kalifornien aus in die USA, nach Mexiko, Dänemark bis nach Australien gefunden haben. Forscher befürchten, dass die kalifornischen Mutanten sich sowohl dem Immunsystem als auch der Impfung entziehen könnten, berichtet zdf.de.

Doch zuerst die gute Nachricht: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt in den USA weiter. Am Sonntag waren es laut Johns-Hopkins-Universität rund 50.900 Fälle. Zum Vergleich: Anfang Januar wurden noch 300.000 Neuansteckungen an einem einzigen Tag gezählt.

Auch in Kalifornien ging die Kurve auf rund 5.300 Neuinfektionen weiter nach unten, während im Dezember und Januar noch tägliche Spitzen jenseits der 40.000 registriert wurden. Trotzdem sorgen sich Wissenschaftler aufgrund der Tatsache, dass sich permanent neue Virus-Mutanten ausbreiten.

Forscher der University of San Francisco haben die kalifornischen Varianten in einer Studie genauer untersucht. Dabei kommen sie einerseits zum Schluss, dass die neuen Mutanten ansteckender als andere Varianten des Coronavirus sind. In den Nasenabstrichen der Infizierten wurden etwa doppelt so viele Viruspartikel wie bei Infektionen mit anderen Virustypen festgestellt.

Andererseits besteht auch die Befürchtung, dass sich B 1.427 und B.1429 nicht nur dem Immunsystem, sondern auch dem Impfstoff entziehen und diesen damit wirkungslos machen könnten.

2.174 Proben aus 44 Bezirken Kaliforniens hat das Team analysiert. Die Proben stammen aus dem Zeitraum von Anfang September vergangenen Jahres bis Ende Jänner 2021. Dabei wurde auch der Krankheitsverlauf von 324 Erkrankten untersucht, die in der Uni-Klinik behandelt wurden.

Mehr als 50 Prozent der untersuchten Proben wiesen Ende vergangenen Monats die kalifornische Virusmutation auf, nach Angaben der Forscher könnten es in weiteren Proben bis Ende März sogar 90 Prozent sein. Dem Wissenschaftsmagazin “Science” zufolge fanden die Wissenschaftler heraus, dass Patienten mit der neuen kalifornischen Variante 4,8 Mal häufiger auf der Intensivstation landeten und elfmal häufiger starben als Infizierte mit einem anderen Virentyp.

Demnach scheint die kalifornische Variante letaler zu sein als andere Mutationen, was eher ungewöhnlich ist: Um das eigene Überleben zu sichern, mutieren Viren in der Regel zu ansteckenderen, aber weniger tödlichen Erregern.

Studie stößt auf Kritik

Kritiker der Studie bemängeln, dass die Anzahl der gewonnen Daten nicht ausreiche, um daraus gesicherte Schlussfolgerungen zu ziehen. Gefordert werden mehr Daten von noch mehr Infizierten. Dass die ansteckendere kalifornische Variante grundsätzlich gefährlicher ist, lasse sich anhand der Ergebnisse aus einem eher kleinen Sample nicht zweifelsfrei belegen. Unklar sei auch, ob die Typen B 1.427 und B 1.429 allein für die hohen Infektionszahlen während der vergangenen Monate in Kalifornien verantwortlich gewesen sind.

Noch wird die Studie der Universität in Fan Francisco von den lokalen Gesundheitsbehörden geprüft. Wenn die Zulassung Erfolg hat, kann die Studie in Kürze veröffentlicht werden.

Laut der Online-Ausgabe vom Tagesspiegel gehen Virologen wegen der hohen Zahl Infizierter davon aus, dass weiterhin neue, infektiösere Mutanten auftauchen und dass ihr Anteil an den Infektionen zunehmen wird. Inwieweit gegen sie die existierenden Impfstoffe wirken und wie gefährlich sie sein werden, müsse jeweils einzeln untersucht werden. Für die “kalifornische” Mutation wird eine verringerte, aber immer noch ausreichende Wirkung der Impfstoffe vermutet.

Von: mk