Zahl der Einwohner sinkt

Corona sorgt für hohe Übersterblichkeit in Bozen

Freitag, 19. Februar 2021 | 17:22 Uhr

Bozen – Heute sind in Bozen die neuen Daten zur Bevölkerungsentwicklung vorgestellt worden. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren ist Einwohnerzahl in Südtirols Landeshauptstadt wieder leicht gesunken. Dies berichtete Bozens Statistikstadtrat Angelo Gennaccaro heute im Rahmen einer Pressekonferenz zur Entwicklung der Bevölkerungszahlen in der Stadt.

Ende 2020 zählte Bozen 107.879 Einwohner und damit um sechs Einwohner weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Sinkende Einwohnerzahlen hatte es zuletzt im Jahr 1998 gegeben. Für diese Entwicklung gibt es gleich mehrere Gründe: Zum einen gab es 2020 einen leichten Geburtenrückgang. Zwischen Januar und Dezember wurden in Bozen 866 Kinder geboren, drei Porzent weniger als im gleichen Zeitraum 2019.

Zum anderen lag die Zahl der Verstorbenen um beinahe 18 Prozent über dem Vorjahreswert. 1.293 Bürgerinnen und Bürger (617 Männer und 676 Frauen) sind im letzten Jahr verstorben, 195 mehr als 2019. Und auch die Übersterblichkeit war mit 20,7 Prozent deutlich höher als in den Vorjahren. Insgesamt starben 2020 genau 222 Personen mehr als in den fünf Jahren zuvor. Am deutlichsten war die Übersterblichkeit im März und April sowie im November und Dezember. Allein im November sind 83 Personen mehr verstorben als im Oktober und 108 Personen mehr als im November der Vorjahre. 41,9 Prozent der Todesfälle aus dem November sind direkt oder indirekt auf die Covid- 19-Pandemie zurückzuführen. Die meisten Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gab es jedoch im Dezember (97 Fälle).

“Die Tatsache, dass die Übersterblichkeit gerade in den Monaten, in denen wir besonders viele Coronainfizierte hatten, am höchsten war, zeigt uns, dass die hohe Sterberate vor allem auf die Pandemie zurückzuführen ist”, betonte Statistikstadtrat Gennaccaro. Auswertungen des Sanitätsbetriebs haben gezeigt, dass allein in Bozen 248 Personen an oder mit Covid-19 gestorben sind. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 427 mehr Sterbefälle als Geburten (2019 waren 205 und 2018 155 mehr Sterbefälle als Geburten verzeichnet worden).

Zahl der Zugewanderten rückläufig

Rückläufig war 2020 hingegen die Zahl der Zugewanderten. Diese ist innerhalb eines Jahres um 12,8 Prozent gesunken. Zwei Drittel der insgesamt 2.976 Zugewanderten sind aus einer anderen Südtiroler Gemeinde oder aus anderen Regionen nach Bozen gezogen. Die Zuwanderung aus dem Ausland hat sogar um mehr als 20 Prozent abgenommen (2020: 698 Personen, 2019: 876 Personen). Gleichzeitig sank 2020 auch die Zahl jener, die aus Bozen weggezogen sind. 2.555 Personen und damit 505 weniger als im Vorjahr kehrten Bozen im letzten Jahr den Rücken. Das entspricht einem Rückgang um 16,5 Prozent. 481 davon sind ins Ausland gezogen. Obwohl im Jahr 2020 also 421 Personen mehr zugezogen als weggezogen sind (2019: 351) ist die Bevölkerungszahl aufgrund der vielen Sterbefälle im Verhältnis zu den Geburten leicht zurückgegangen.

Diese Entwicklung konnte auch der positive Wanderungssaldo nicht wettmachen. In Bozen leben 56.007 Frauen (51,9 Prozent) und 51.872 Männer (48,1 Prozent). Zum 31.12.2020 waren in der Stadt 49.888 Haushalte gemeldet, 0,6 Prozent (315) mehr als 2019, mit einer durchschnittlichen Mitgliederzahl pro Haushalt von 2,2 Personen. Außerdem wurden 2020 161 eingetragene Lebenspartnerschaften begründet, 12,6 Prozent mehr als im Vorjahr (2019 waren es 68,2 Prozent mehr als 2018). Ende 2020 lebten außerdem 15.865 Menschen ausländischer Herkunft in Bozen, 114 (0,7Prozent) mehr als im Vorjahr.

Mehr Migrantinnen als Migranten

Der Anteil der ausländischen Bevölkerung liegt bei 14,7 Prozent und hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Mehr als die Hälfte der aus dem Ausland Zugewanderten (8.065) sind Frauen. Wie die Leiterin des Statistikamtes Sylvia Profanter berichtete, waren noch vor 15 Jahren die männlichen Migranten in der Mehrzahl. “Seit 2007 stellen wir eine Trendumkehr fest, die vermutlich auf den vermehrten Zustrom weiblicher Pflegekräfte aus Osteuropa zurückzuführen ist.” Die ausländischen Mitbürger stammen mehrheitlich aus Albanien (15,7 Prozent), Marokko (9,1 Prozent), Pakistan (7,9 Prozent), Rumänien (7,3 Prozent), Ukraine (5,2P rozent), China (4,8 Prozent), Deutschland (3,8 Prozent) und Moldau (3,2 Prozent). Stark zugenommen hat im vergangenen Jahr hingegen die Zahl der Obdachlosen, die in Bozen registriert ind, von 97 im Jahr 2019 auf 171. 77,2 Prozent der Obdachlosen sind Männer, 22,8 Frauen. 95 von ihnen (55,6 Prozent) sind ausländischer Herkunft. Die beliebtesten Mädchennamen für Neugeborene waren 2020 Sofia, Aurora, Noemi, Nicole, Arianna und Emily. Bei den Buben lag Leonardo vor Alessandro, Christian, Nicolò, Andrea und Gabriel.

Von: mk

Bezirk: Bozen