ASTAT untersucht Auswirkungen auf Gesamtsterblichkeit

Covid-19: Deutlicher Anstieg der Todesfälle im März

Montag, 25. Mai 2020 | 11:01 Uhr

Bozen – Im Monat März 2020 wurde auf Landesebene im Vergleich zum Durchschnitt der Monate März 2015-2019 ein Anstieg der Todesfälle (aller Ursachen) um 62,5 Prozent festgestellt. Am stärksten sind Männer ab einem Alter von 80 Jahren von der Übersterblichkeit betroffen, berichtet das Landesinstitut für Statistik ASTAT.

Wie viele Menschen sterben am Coronavirus? Statistiken zur sogenannten Übersterblichkeit können helfen, diese Frage zu beantworten. Übersterblichkeit (Exzess-Mortalität) gibt an, wie viele Menschen mehr im Vergleich zum Durchschnitt gestorben sind. Dazu betrachtet man jeweils bestimmte Zeiträume – wie ausgewählte Monate in früheren Jahren. Derzeit sind Daten bis zum 31. März verfügbar – aufgrund der gesetzlichen Regelungen zur Meldung der Sterbefälle an die Wohnsitzgemeinde und an die amtliche Statistik sind die Daten mit einem Verzug von etwa fünf bis sechs Wochen nach dem Bezugsmonat verfügbar.

Im Monat März wurden in Südtirol insgesamt 647 Personen wegen Todesfalls aus den Melderegistern gelöscht (Quelle: Erhebung über die Streichung aufgrund Todesfalls aus dem Melderegister – Formblatt Istat/P.5). Dies sind rund 62,5 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015-2019 (398). In diesem Fünfjahreszeitraum wurden der niedrigste Wert im März 2017 mit 355 Fällen und der höchste Wert im März 2015 mit 439 Todesfällen verzeichnet.

Die überzählige Zahl der Todesfälle beträgt 249, von denen aber nicht einmal die Hälfte (110, entsprechen 44,2 Prozent der Differenz) auf diagnostizierte Todesfälle entfallen, die der Covid-19-Überwachung gemeldet wurden.

Diese allgemeine Zunahme an Todesfällen jeglicher Ursache ist eine der dramatischsten Folgen der Auswirkungen der Pandemie. Die an die nationale Gesundheitsbehörde übermittelten Todesfälle geben nämlich nur einen Teil dieser Auswirkungen wieder, da sie sich nur auf jene mit einem positiven Testergebnis beziehen.

Ein universelleres Maß für die Auswirkungen der Pandemie auf die Mortalität der Bevölkerung ist der Überschuss an Todesfällen (jeglicher Ursache), die sich aus dem Vergleich der Zahlen von 2020 mit der durchschnittlichen Zahl der Todesfälle im selben Zeitraum der vergangenen fünf Jahre (2015-2019) ergibt. Es wird davon ausgegangen, dass die Ausbreitung der Pandemie zu einem Anstieg der Todesfälle führt, auch wenn diese nicht direkt mit der Zahl der offiziell als Covid-positiv bekannten Todesfälle zusammenhängen.

Für den zusätzlichen Anteil der 139 weiteren Todesfälle kommen drei mögliche Ursachen in Frage:

–          eine zusätzliche Mortalität in Zusammenhang mit Covid-19 (in Fällen, in denen kein Test durchgeführt worden ist),

–          eine indirekte Mortalität im Zusammenhang mit Covid-19 (Todesfälle aufgrund von Funktionsstörungen von Organen wie Herz oder Nieren als mögliche Folge der durch das Virus ausgelösten Krankheit bei ungetesteten Personen),

–          eine indirekte Mortalität, die nicht mit dem Virus zusammenhängt, sondern etwa damit, dass aufgrund der Krise Kontrolltermine oder Eingriffe verschoben werden mussten oder Menschen aus Angst vor Ansteckung das Krankenhaus nicht aufgesucht haben.

Die im März 2020 verzeichnete Übersterblichkeit ist bei Männern ausgeprägter als bei Frauen, v.a. ab einem Alter von 80 Jahren. Diese Tatsache macht deutlich, dass sich das Phänomen der männlichen Übersterblichkeit wahrscheinlich auch auf Ursachen erstreckt, die nicht direkt mit dem Virus zusammenhängen.

Vergleich in der Europaregion

Der Vergleich mit den benachbarten Regionen Tirol und Trentino fördert erhebliche Unterschiede zutage: In Tirol betrug die Übersterblichkeit im März lediglich 11,5 Prozent, im Trentino 42,6 Prozent.

Von: mk

Bezirk: Bozen