Ältere Menschen verfallen immer öfter dem Glücksspiel

Das Spiel gegen die Einsamkeit

Dienstag, 13. Juni 2017 | 12:00 Uhr
Update

Bozen – In Südtirol rutschen immer mehr ältere Menschen in den Strudel des Glücksspiels. Manche verlieren dabei – wie das Tagblatt Dolomiten berichtet – ihre ganze Rente.

Sie beginnen mit dem Spielen, weil sie etwa einsam sind, verbringen ihre Zeit im Casino oder am Automaten. Weil manche von ihnen nur mehr wenige soziale Kontakte haben, dürfte die Dunkelziffer der zockenden Senioren höher liegen als angenommen; ihre Probleme bleiben oft unerkannt.

Untersuchungen haben gezeigt: Krankhafte Spieler haben fast immer auch andere Pathologien. Von 200 Spielern, die in Bad Bachgart behandelt wurden, hatten nur 17 keine andere zusätzliche Krankheit, einige von den 17 waren auch Raucher. Stark verbreitet unter den Patienten in Bad Bachgart sind Spieler mit Substanz-gebundenen Abhängigkeiten, berichtet Helmut Zingerle, Leiter des Therapiezentrums Bad Bachgart dem Tagblatt Dolomiten.

Dazu zählt zuallererst der Alkohol. Wer spielt, trinkt auch oft. Der pathologische Spieler trinkt, nachdem er verloren hat, um den Verlust besser zu bewältigen, erklärt Zingerle. Wer spielt, ist häufig auch depressiv. Oft werden Depressive zu krankhaften Spielern. Umgekehrt führt manchmal das krankhafte Spielen zur Depression. Typisch für die Spieler sind auch Angstzustände – und Impulsivität. Wer beim Spielen leer ausgeht, verliert oft danach auch in der Familie oder am Arbeitsplatz leichter die Beherrschung.

Der durchschnittliche Spieler in Südtirol ist laut Zingerle etwa 40 Jahre alt und männlich. Spieler sind nicht selten selbstmordgefährdet: Eine Studie in Österreich hat ergeben, dass von 862 pathologischen Spielern 9,7 Prozent einen Suizidversuch hinter sich haben, berichtet Eugenio Aguglia von der Universität Catania, Departement für klinische Medizin. Dabei sind Frauen besonders gefährdet.

Von: luk