Von: mk
Bozen – Anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober hat der Südtiroler Ernährungsrat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal den Südtiroler Ernährungspreis verliehen. Ausgezeichnet wurden die „Bröseljäger“, eine Initiative des Vereins Volontarius zur Sammlung und Weitergabe von überschüssigen Lebensmitteln.
Die Vereinten Nationen haben den 16. Oktober jeden Jahres zum Welternährungstag erklärt. 2021 wird der Fokus auf Ernährungssysteme gelegt. Wie das heurige Motto verdeutlicht, kann eine bessere Nahrungsmittelproduktion zu einer besseren Ernährung, einer besseren Umwelt und einem besseren Leben für alle beitragen – wenn die Menschheit sich wieder mit der Natur verbindet und die Geschichte des Essens neu schreibt. Denn es gibt nur einen Planeten und alle Menschen sind Teil eines Systems.
Dieser Zusammenhänge sind sich auch die Aktivisten und Aktivistinnen der „Bröseljäger“ bewusst. Angetrieben vom Wunsch, aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu unternehmen und zugleich bedürftige Menschen zu unterstützen, hat eine Gruppe von engagierten Menschen rund um Koordinator Christian Bacci unter dem Dach des Vereins Volontarius diese Initiative gegründet. Es war das Jahr 2013, und am 6. März jenes Jahres drehte Christian Bacci mit einem umgebauten Fahrrad in Bozen seine erste Runde, um in Bäckereien, Konditoreien, Supermärkten, Bars und bei Obsthändlern Lebensmittel einzusammeln, die bis kurz vor Ladenschluss nicht verkauft worden waren und ansonsten in der Mülltonne gelandet wären. Die eingesammelten Lebensmittel werden über karitative Vereine und Organisationen des Netzwerks FoodNet, wie Volontarius, Santo Stefano und die Vinzenzgemeinschaft, an bedürftige Personen und Familien verteilt. Heute engagieren sich in Bozen, Meran und Bruneck 165 Freiwillige bei den „Bröseljägern“, sie fahren 500 Touren in einem Jahr und sammeln auf diese Weise mehr als 1,5 Millionen „Brösel“ ein – Brötchen, Pizzette, Kuchen, Früchte u.v.m.
Für dieses ehrenamtliche Engagement werden die „Bröseljäger“, allen voran Koordinator Christian Bacci, mit der Verleihung des dritten Südtiroler Ernährungspreises gewürdigt. „Der Preis zeichnet Organisationen, Initiativen oder Personen aus, welche sich um das Südtiroler Ernährungssystem besonders verdient gemacht haben“, beschreibt Christian Fischer, Co-Sprecher des Südtiroler Ernährungsrats, die Ausrichtung des Preises. „Indem sie überschüssige Lebensmittel einsammeln und an bedürftige Menschen weitergeben, tragen die ‚Bröseljäger‘ zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung und zu einer höheren Wertschätzung von Lebensmitteln bei. Damit leisten sie einen unverzichtbaren und beispielhaften Beitrag zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Ernährungssystems in Südtirol“, begründet Co-Sprecherin Silke Raffeiner die Entscheidung des Ernährungsrats. Die Halbierung der Lebensmittelverschwendung in den Privathaushalten und im Einzelhandel sowie eine Reduktion auf allen anderen Ebenen der Lebensmittelversorgungskette steht im Übrigen auch auf der Agenda der Vereinten Nationen, als ein Unterziel im Rahmen der 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals).
Der erste Südtiroler Ernährungspreis ging 2019 an den Verband Bioland Südtirol, der zweite Ernährungspreis 2020 an die ehemalige Schuldirektorin Juliane Gasser Pellegrini. Die Auszeichnung erfolgt jährlich öffentlich durch den Südtiroler Ernährungsrat. Der dritte Südtiroler Ernährungspreis wurde am 14. Oktober in Bozen an Koordinator Christian Bacci und diejenigen „Bröseljäger“, die an jenem Abend im Einsatz waren, überreicht. Sie nahmen die Urkunde stellvertretend für die ganze Gruppe von den Ratsmitgliedern Silke Raffeiner, Christian Fischer und Ulrike Laimer entgegen und zeigten sich über die Würdigung sehr erfreut.
Ernährungsräte (englisch: Food Policy Councils) haben zum Ziel, die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene, meist in Gemeinden oder Städten, mitzugestalten. Der Südtiroler Ernährungsrat setzt sich seit seiner Gründung vor exakt drei Jahren, am Welternährungstag 2017, dafür ein, das Südtiroler Ernährungssystem zukunftsfähiger zu gestalten.