Von: mk
Bozen – Im Zuge der onkologischen Zertifizierung ist eine neue Internetseite mit allen Informationen für betroffene Krebspatienten in Südtirol geplant.
27.000 Menschen in Südtirol leiden aktuell an einer Tumorerkrankung, jährlich kommen etwa 3.350 Patienten dazu und verlieren 1.350 Betroffene ihren Kampf gegen den Krebs. “Krebs ist ein Thema, das nicht nur die Patienten betrifft, sondern ihr gesamtes Umfeld”, erklärte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker bei der heutigen Berichterstattung zur onkologischen Zertifizierung im Südtiroler Landtag. “Für den Südtiroler Sanitätsbetrieb ist es eines der Themen, die wir mit besonderer Sorgfalt betrachten und in dem wir gefordert sind, betroffen Menschen und ihren Familien die bestmögliche Begleitung anzubieten: Wir sind dem Wohl der Patienten verpflichtet, und nichts anderem”, betonte die Landesrätin.
In der Behandlung von Tumorpatienten attraktiv bleiben
Sanitätsdirektor Oswald Mayr erläuterte den Landtagsabgeordneten bei der heutigen Anhörung die Geschichte der onkologischen Zertifizierung in Südtirol. “Um Südtirol arbeiten zahlreiche chirurgische Abteilungen nach internationalen Standards: Damit wir als Südtiroler Sanitätsbetrieb attraktiv bleiben – in der Behandlung der Tumorpatienten, aber auch für die Rückkehr von Fachärzten sowie nicht zu vergessen die Ausbildung in Südtirol, ist diese Zertifizierung entscheidend”, betonte Mayr.
Durch Zertifizierung Handlungsfelder aufzeigen
Der wissenschaftliche Leiter des Europäischen Tumorinstitutes in Mailand Fausto Chiesa erläuterte die wissenschaftlichen Hintergründe der Zertifizierung auf internationaler Ebene für eine erfolgreiche Diagnose, Behandlung und Rehabilitation. “Die Zertifizierung ist keine Prüfung, sondern vielmehr ein Moment der Reflexion, bei dem Exzellenzen ausgewiesen und Handlungsfelder ausfindig gemacht werden”, unterstrich Chiesa die Bedeutung dieses Instrumentes für eine qualitativ hochwertige Behandlung und Betreuung von Patienten. In seiner Fachexpertise zur onkolgischen Zertifizierung betonte der Leiter des Onkologischen Zentrums des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Linz Holger Rumpold, dass angesichts der steigenden Zahl von betroffenen Krebspatienten die Behandlung patientenorientiert und ressourcenschonend, machbar und leistbar sein müsse.
Wohnortnahe Betreuung für Krebspatienten
Über den aktuellen Stand der Dinge seit dem Beginn des Projektes im Jahr 2014 und die nächsten Schritte gab der Verantwortliche des Südtiroler Sanitätsbetriebes Luca Armanaschi Auskunft. “Ziel des Projektes ist es, in Südtirol nationale und internationale Standards anzuwenden sowie eine landesweit einheitliche Betreuung für betroffene Patienten zu garantieren”, so Armanaschi. Der Projektleiter unterstrich dabei insbesondere die Maßnahmen für eine möglichst wohnortnahe Therapie etwa durch die onkologischen Tageskliniken in Brixen und Bruneck sowie den Ausbau der Radiotherapie in Südtirol. Im Sinne einer Qualitätssteigerung sei in die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter investiert sowie eine Mindestzahl von Eingriffen und Behandlungen definiert worden: 47 Chirurgen, 10 Radiologen, 27 Röntgentechniker, 23 Endoskopisten und 6 ausgebildete Pflegekräfte konnten dabei als für ihren Bereich hoch spezialisierte Fachkräfte ausgewiesen werden. “Das Tumorboard ist das Herz des Projektes: Mit diesem Instrument gelingt es, verschiedene Fachkräfte in der Behandlung von Krebspatienten zusammenzuführen”, erklärte Armanaschi die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit.
Neues Internetportal mit umfassenden Informationen
Neben der internen Organisation eines Netzwerkes zwischen allen an der Behandlung beteiligten Berufsgruppen, der Einbeziehung der Patientenorganisationen, dem Aufbau eines Südtiroler Tumorboards, der Erarbeitung einer Charta für die onkologische Betreuung in Südtirol und einer ersten Basiszertifizierung nach ISO 9001 Standards arbeitet der Sanitätsbetrieb aktuell an einem Krebsinfoportal. Dort erhalten betroffenen Patienten, ihren Angehörigen und Interessierten verlässliche Informationen zu Diagnose, Behandlung und Therapie, Ernährung und Vorsorge. “Das Informationsportal ist ein erster Schritt für die Kommunikation mit Krebspatienten und ihren Familien, die sich zukünftig die Informationen nicht mehr von Dr. Google holen müssen”, so Armanaschi.
Der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Thomas Schael betonte abschließend, dass es für das öffentliche Südtiroler Gesundheitssystem entscheidend sei, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen, zu bestärken und zu bestätigen. “Eine Zertifizierung legt die tägliche Arbeit der Mitarbeiter zum Wohle der Bevölkerung transparent offen”, betonte Schael. Beim anschließenden Mediengespräch unterstrichen die Vertreter verschiedener Patientenorganisationen und die anwesenden Fachärzte die Sinnhaftigkeit der onkologischen Zertifizierung in Südtirol für die Behandlungs- und Betreuungsqualität, für die wohnortnahe Versorgung und für das Vertrauen in den Südtiroler Sanitätsbetrieb.