Von: mk
Bozen – Südtirol hat eine großartige Leistung vollbracht. Von 1990 bis 2023 ist die Suizidrate von 20,1 auf 8,9 Opfer pro Jahr pro 100.000 Einwohner gefallen. Dennoch ist jedes Suizidopfer eines zu viel. Hilfeleistung und Vorbeugung können noch verbessert werden.
Der Rückgang an Toten von eigener Hand konnte in Südtirol nur gelingen, weil Fachleute und Südtiroler Bevölkerung seit Langem sehr aufmerksam darauf achten, dass schwere psychische Krankheiten und seelische Krisen möglichst nicht tödlich enden. „Es ist ein großer Erfolg einer gemeinsamen Anstrengung. Es ist die Leistung eines funktionierenden Netzwerks der Humanität“, erklären Roger Pycha, Markus Huber und Marco Casazza als lokale Vertreter der Europäischen Allianz gegen Depression.
Aber jedes Suizidopfer ist eines zu viel. Um Hilfeleistung und Vorbeugung zu verbessern, wurde eine eigene Methode erarbeitet, die Mut erfordert.
Die Abfolge, die dazu entwickelt wurde, nennen Psychiater „Brief Anti-Suicidal Intervention“, kurz BASI. Klingt harmlos, ist aber lebensrettend. „Es ist das Minimum dessen, was jeder Mensch können sollte. Es umfasst drei Fragen und drei Maßnahmen. Die Fragen sollte jeder auswendig wissen, sie erfordern Mut“, so die Vertreter der Allianz. So lauten die drei Fragen:
1. Frage: Ich mache mir Sorgen um Sie. Denken Sie an Suizid?
2. Bei Bejahung, bitte die zweite Frage: Wüssten Sie, wie Sie es täten?
3. Lassen Sie sich den Plan genau schildern, falls einer vorliegt. Dann fragen Sie bitte: Haben Sie bereits Vorbereitungen getroffen?
Wenn alle drei Fragen bejaht werden, solltet ihr den Betroffenen nicht mehr alleine lassen und die Landesnotrufzentrale unter der einheitlichen Nummer 112 verständigen.
Wenn die Fragen eins und zwei positiv beantwortet werden, sollte der Betroffene möglichst rasch zum Psychiater kommen. Ihn in der Zwischenzeit nicht alleine zu lassen und die Familie einzuweihen, in der Schule die Lehrer, im Krankenhaus Mitarbeiter des Gesundheitswesens, erhöht die Sicherheit.
Wird nur die Frage eins positiv beantwortet, drängt bitte den Betroffenen dazu, eine Fachperson aufzusuchen – einen Hausarzt, Psychologen oder am besten natürlich einen Psychiater. Vereinbart den Termin im Beisein des Betroffenen selbst oder lasst ihn das in eurem Beisein tun. Dann hat er einen minimalen Betreuungsplan als Hilfe gegen das Chaos der Krise.
Was ihr sonst noch tun könnt
Jetzt kommt es ganz eigenartig: Spielt die drei Fragen und mögliche Antworten mit einem anderen Menschen durch. Der eine spielt den suizidalen Patienten, der andere den Helfer, der die Fragen stellt. Wenn ihr das dreimal in beiden Rollen macht, habt ihr alles gut gespeichert und könnt es auch abrufen, wenn ihr abgelenkt oder gestresst seid. Und ihr habt es spielerisch gelernt, Leben zu retten. Psychische Erste Hilfe ist nicht so schwer.
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