Braucht emotionale Verbundenheit einen Pass? Ein Kommentar.

Doppelt gemoppelt?

Donnerstag, 23. November 2017 | 03:45 Uhr

Bozen – Sowohl im realen als auch im digitalen Südtirol schlug das Schreiben, mit dem 19 Landtagsabgeordnete bei Kurz und Strache für die doppelte Staatsbürgerschaft einsetzen, hohe Wellen.

Nach jahrelangen Anläufen und Rückschlägen erhofft sich besonders das volkstumspolitische Lager von der neuen österreichischen Regierung, dass sie nun endlich den Südtirolern den Weg zum Pass ebnet. Die Gründe sind nicht nur emotionaler, sondern auch politischer Natur, glauben ja insgeheim nicht wenige Selbstbestimmungsbefürworter, dass sie der österreichische Pass dem „Los von Rom“ ein Stück näher bringt.

APA/HANS KLAUS TECHT

Aber gerade weil bisher jeder Versuch im Sande verlief, machten sich nur die wenigsten Gedanken um die Konsequenzen sowie um die Rechte und Pflichten als „neue Österreicher“. Eine eventuelle Verärgerung Italiens wäre noch das kleinere Problem, vergibt ja Italien selbst großzügig seine Staatsbürgerschaft an „Italiani nel mondo“ – Italiener in aller Welt.

Aber wie sieht es mit dem Steuer- und Wahlrecht sowie der Wehrpflicht für das Bundesheer aus? Und wer in Südtirol soll die Staatsbürgerschaft erhalten? Nur die, die k.u.k-Vorfahren vorzuweisen haben oder auch der Rest der heutigen Einwohner des Landls? So wie der Graben heute durch den Landtag geht – 19 von 35 Abgeordneten haben den Bittbrief unterschrieben – so könnte er in Zukunft auch durchs Land gehen. Die Befürworter winken ab. In der Brennerstraße denkt man, dass nur wenige Anspruchsberechtigte ansuchen würden. Aber wäre dies dann nicht ein Südtiroler Eigentor gegenüber dem „Vaterland“? Wien bleibt trotz Türkis-Blau ohnehin skeptisch, hatte man ja die ganzen Jahre hindurch genug Zeit, Für und Wider abzuwägen.

Wie dem auch sei, den wahren Fortschritt hat sowieso die EU gebracht, das allen EU-Bürgern innerhalb der Union praktisch die gleichen Rechte zugesteht.
Bleibt also „nur“ noch das Emotionale. Aber braucht man, um Verbundenheit zu zeigen, unbedingt einen Pass? Oder kann „doppelt gemoppelt“ die auseinanderdriftenden Landesteile wieder näher zusammenbringen?

Von: ka

Bezirk: Bozen