Beschädigte Heroinkapsel als Rückversicherung

Drogenkuriere und die Menschenverachtung, die dahinter steckt

Samstag, 17. November 2018 | 09:38 Uhr

Bozen – Es war am 21. Oktober, als er von der Finanzpolizei in Bozen aus einem Langstreckenbus geholt wurde – gerade rechtzeitig, denn eine der 100 Heroinkapseln, die er geschluckt hatte, platzte kurz darauf auf. Inzwischen ist der 23-jährige Nigerianer aus der Intensivstation des Bozner Spitals entlassen worden. Am Freitag wurde er im Schnellverfahren zu vier Jahren Haft und zur Zahlung von 12.000 Euro Geldstrafe verurteilt, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Die offene Schilderung des jungen Manns vor Gericht zeigte auf, welch menschenverachtender Methoden sich die Hintermänner von Rauschgift-Kurieren bedienen.

Die geplatzte Kapsel war von einem der Verantwortlichen, die den 23-Jährigen auf die gefährliche Reise geschickt hatten, absichtlich beschädigt worden – um sicherzustellen, dass der Kurier sich so schnell wie möglich auf den Rückweg macht.

Der Nigerianer hatte in Italien Asyl erhalten. Wie er anhand eines Zeitungsartikel belegen konnte, wurde er in seinem Heimatland verfolgt, weil ihn ein Nachbar mit seinem Freund beim Liebesspiel ertappt hatte. Homosexualität wird in Nigeria unter Strafe gestellt.

In München habe man ihm einen Job in Aussicht gestellt, erzählte der 23-Jährige weiter. Doch als er dort ankam, sollen drei Männer ihn in einen Kleinbus gelockt haben. Er sei mit einem Messer bedroht worden und habe man ihn gezwungen, die 100 Kapseln zu schlucken.

Mehr über die brutalen Machenschaften und die Risiken für Drogenkuriere lest ihr in der aktuellen Ausgabe des Tagblatts Dolomiten!

Von: mk

Bezirk: Bozen