Nach der Vergewaltigung steigt die Feindseligkeit

Ein Netz gegen Rassismus und Gewalt

Montag, 13. Mai 2019 | 10:40 Uhr

Bozen – Papa Dame Diop ist 49 Jahre alt und italienischer Staatsbürger, der ursprünglich aus dem Senegal stammt und bei der Iveco in Bozen arbeitet. Auch ihn hat der Vergewaltigungsvorfall einer Jugendlichen auf den Talferwiesen betroffen gemacht – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Bereits zum vierten Mal in Folge stand er am Sonntag am Bozner Bahnhofspark mit zwei großen Pfannen mit Gemüsereis und Fleisch mit Curry – beides von seiner Frau Ndella zubereitet. Sein Anliegen ist es, Brücken zwischen den Einwohnern in Bozen und jenen, die neu dazugekommen sind und am Rand der Gesellschaft leben, zu schlagen.

„Wer dieses Mädchen angegriffen und vergewaltigt hat, ist eine Bestie. Es gibt keinen anderen Ausdruck, um eine derart schwerwiegende Tat zu beschreiben. Doch bitte, generalisiert nicht! Sagt nicht, dass alle Afrikaner Vergewaltiger sind!“, betont Papa Dame Diop laut einem Bericht des Alto Adige.

Am Sonntag standen ihm der 21-jährige Mamadou Saliou Diallo aus Guinea, der erst kürzlich zum Vizepräsidenten des Ausländerbeirats der Gemeinde Bozen gewählt wurde, und Monica Rodriguez aus Peru vom Verein „La Strada – der Weg“ zur Seite. Auch sie ist Teil des Beirats. Seit dem schlimmen Verbrechen habe sich das Klima in der Stadt verändert. Die Feindseligkeit gegenüber Migranten wächst.

Nach dem Reis und dem Fleisch gibt es Strudel, den Stadträtin Maria Laura Lorenzini mitgebracht hat, sowie eine Käseplatte von Grünensprecherin Rosina Ruatti. Auch Chiara Rabini, Referentin für Migranten in der Gemeinde, und Wally Rungger von den Grünen sind dazugekommen – ebenso wie Karl Tragust, der fast 20 Jahre lang die Landesabteilung Familie und Sozialwesen geleitet hat und sich auch in seiner Rente für soziale Belange engagiert. Auch Toni Auer und Pascal Vullo unterstützen die Initiative von Papa Dame Diop.

Der 49-Jährige spricht mit den Migranten, doch in erster Linie hört er sich die Geschichten aus ihrem Leben an. Dann folgt die Ermahnung, die Regeln zu respektieren, sich gut zu benehmen und sich an die Gesetze zu halten. Die Botschaft dabei ist eindeutig: keine Gnade für jene, die Straftaten begehen. Doch es muss genauso klar sein: Die Verantwortung ist eine individuelle und darf nicht abhängig von der Hautfarbe sein.

Papa Dame Diop ist besorgt. In all den Jahren hat er sich nicht nur eine Existenz, sondern auch Bekanntschaften in Südtirol aufgebaut. Damit könnte es jedoch bald vorbei sein. „Ich befürchte, dass alle in den gleichen Topf geworfen werden. Wer dieses Verbrechen begangen hat, muss dafür zahlen. Doch wir haben mit solchen Bestien nichts zu tun. Es stimmt auch nicht, dass Frauen in Afrika nichts zählen. In Senegal herrscht Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau“, erklärt er laut Alto Adige.

Alto Adige/Pablo Acero

Von: mk

Bezirk: Bozen