Über 20 Stunden ohne Versorgung auf der A22

Eingesperrt in einer Falle aus Schnee

Sonntag, 03. Februar 2019 | 16:17 Uhr

Bozen – Das Schneechaos auf der Brennerautobahn hat bei den Verkehrsteilnehmern viel Ungemach ausgelöst. Viele mussten eine ganze Nacht lang in ihrem Fahrzeug ausharren und saßen praktisch in der Falle. Michael Z., der sich an die Redaktion von Südtirol News gewandt hat, gehört zu den Betroffenen.

Er fuhr am Freitagabend gegen 22.00 Uhr mit seiner Familie – darunter mit drei Kindern im Alter von einem Jahr sowie fünf und sieben Jahren – auf der Brennerautobahn und war praktisch eingeschlossen. Erst am Samstag gegen 18.30 Uhr erhielten er und seine Familie die Möglichkeit, die Autobahn zu verlassen.

„Das kann man den Hilfsorganisationen aber nicht vorwerfen. Allerdings war in der gesamten Zeit von fast 20 Stunden niemand bei uns, um uns zu versorgen oder sonstige Hilfestellungen zu geben. Ich habe bei verschiedenen Stellen – darunter auch direkt bei der Polizei – telefonisch um Hilfe gebeten, da auch unser Spritvorrat zu Ende ging und wir unser Auto nur noch sporadisch heizen konnten. Leider ohne Erfolg“, berichtet Michael Z.

Bis auf die Meldungen des Zivilschutzes ab 13.00 Uhr habe es darüber hinaus auch keine Informationen gegeben.

„Ich bin daher wirklich absolut unzufrieden mit diesem Zivilschutzeinsatz und kann nur hoffen, dass es beim nächsten Mal deutlich besser läuft. Ich wäre sehr daran interessiert, dass auch diese Seite an die Öffentlichkeit kommt, da wir zusammen mit vielen anderen ausgeharrt haben, die gleiche Erfahrungen gemacht haben“, erklärt Michael Z.

Darüber hinaus würde er gerne dem Verantwortlichen Leiter des Einsatzes persönlich seine Erfahrungen mitteilen.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Ansa hat Lara Gecchele, die mit ihrem achtjährigen Sohn unterwegs war, um ihre Tochter und die Großeltern beim Skiurlaub in Österreich zu erreichen, eine ähnliche Erfahrung gemacht. Kurz nach 21.15 Uhr ging es bei Brixen nicht mehr weiter, obwohl ihr Fahrzeug perfekt für winterliche Verhältnisse ausgerüstet war. Am Samstag um 11.30 Uhr stand sie immer noch dort.

Auch die Frau hat den Notruf, die Autobahn und den Zivilschutz angerufen. Doch niemand hat es offenbar geschafft, den Wagen zu erreichen. Die Mutter und ihr Kind waren ohne Lebensmittel, das Wasser ist den beiden ausgegangen – und das Benzin wurde ebenfalls knapp.

Nach den Verkehrsproblemen wegen der heftigen Schneefälle in Südtirol am Wochenende, die am Samstag zur Schließung der Südtiroler Brennerautobahn A22 in beiden Fahrtrichtungen geführt hat, drohte der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli unterdessen am Sonntag mit Konsequenzen. “Wir wollen klären, warum sich diese Missstände auf der A22 ereignet haben”, so der Minister.

Der Verkehrsminister kündigte eine Inspektion beim Autobahnbetreiber an. Er wolle feststellen, ob die Gesellschaft genug unternommen habe, um die Sicherheit der Autofahrer zu garantieren, so Toninelli laut Medienangaben vom Sonntag.

Die Konzession der Brennerautobahn sei seit Jahren abgelaufen. Verhandlungen seien für deren Erneuerung im Gange. “Wir stehen einen Schritt vor der Erneuerung der Konzession, mit einer Verwaltung, die vollkommen in öffentlicher Hand und viel günstiger sein soll”, sagte Toninelli.

Von: mk

Bezirk: Bozen