Von: apa
Das Europäische Parlament wird am Donnerstag im sogenannten Eilverfahren darüber abstimmen, den Schutzstatus des Wolfes von “streng geschützt” auf “geschützt” abzusenken. Die EU-Parlamentarier stimmten am Dienstag in Straßburg mit großer Mehrheit dafür, bereits in zwei Tagen final über den Status zu entscheiden. Ein herabgesenkter Schutzstatus solle den EU-Staaten laut EU-Kommission mehr Flexibilität geben, die Jagd auf Wölfe zuzulassen, ohne den Schutz ganz aufzuheben.
Die Kommission hatte im Dezember 2023 vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfes von “streng geschützt” auf “geschützt” abzusenken. Die Rückkehr des Wolfs in EU-Regionen, in denen er seit langem nicht mehr anzutreffen war, habe ebenso wie die Zunahme seiner Populationen in neuen Gebieten zu Schwierigkeiten und Konflikten geführt, begründete die Kommission ihre Entscheidung. Nach der Zustimmung der EU-Staaten im September 2024 brachte die EU einen Abänderungsantrag für die Berner Konvention ein.
Die Unterzeichnerstaaten der Berner Konvention haben den Schutzstatus daraufhin im Dezember gesenkt. Da die EU und ihre Mitgliedstaaten Vertragsparteien des internationalen Übereinkommens von Bern über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sind, konnte ohne eine Änderung des Schutzstatus im Übereinkommen der Status auf EU-Ebene nicht geändert werden. Die Änderung trat drei Monate nach der Abstimmung in Kraft. Aus der Landwirtschaft kam viel Zustimmung, Tierschützende kritisierten hingegen den Plan.
ÖVP: “Praktikables Wolfsmanagement”
Jahrelang habe sich die ÖVP auf EU-Ebene für ein “praktikables Wolfsmanagement” eingesetzt, heißt es von den Europaabgeordneten Sophia Kircher und Alexander Bernhuber. Der Wolf stelle eine “ernste Bedrohung für die traditionelle Almwirtschaft” dar, die Änderung des Schutzstatus bringe nun mehr Rechtssicherheit. Auch die FPÖ begrüßt, dass das Eilverfahren in der Sache “endlich” eingeleitet worden sei, erklärte der EU-Abgeordnete Gerald Hauser am Dienstag während eines Pressebriefings in Straßburg.
Anders sehen das die Grünen. Europaabgeordnete Lena Schilling erkennt in der aktuellen Debatte eine “Dämonisierung des Wolfes” und ein “Vehikel um den Naturschutz aufzuweichen”. Auch ihr Delegationskollege Thomas Waitz sieht die Ursachen für den Rückgang der Almwirtschaft nicht im Wolf, sondern vielmehr in den strukturellen Herausforderungen des alpinen Raums: Mehr Tiere verendeten auf Almen aufgrund mangelnder Pflege als durch Wolfsrisse, betonte er.
Ähnlich argumentiert der SPÖ-Europaabgeordnete Günther Sidl. Die wissenschaftlichen Daten zu Wolfsangriffen seien zu mager, um daraus politische Schlüsse zu ziehen. Auch er spricht von einem “konstruierten Problem” und meint, dass die Forderungen rund um Wölfe schon bald umgelegt werden könnten auf Luchse, Goldschakale oder artverwandte Tiere.
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