Strafen schrecken die Täter kaum ab

Feig: Betrüger stürzen sich immer mehr auf Senioren

Freitag, 09. September 2016 | 10:59 Uhr

Bozen – Immer öfter werden auch in Südtirol Senioren Opfer von Betrügereien. Wie die Carabinieri erklären, stammen die Täter oftmals aus der Gegend von Neapel.

Dabei folgen sie einem einfachen Stickmuster: Bei der Ausschau nach potentiellen Opfern wählen sie vorwiegend alleinstehende Personen, die sich daher auch psychologisch in einer schwächeren Position befinden, und kaum Möglichkeiten haben, sich zu verteidigen.

Anschließend sammeln die Täter so viele Informationen wie möglich, was den Hintergrund und die Interessen ihres Opfers anbelangt, um den Betrug gezielt vorzubereiten.

Oft geben sie sich dann als Vertreter der Ordnungshüter oder anderer Institutionen aus – in einigen Fällen auch als Anwälte oder Funktionäre von öffentlichen Ämtern.

Vielfach wird ein „Notfall“ vorgetäuscht, in dem Angehörige des Opfers vermeintlich verwickelt sind, wie etwa Verkehrsunfälle. In der Regel verlangen die Täter vom Opfer dann oft höhere Geldsummen, um den angeblich Notleidenden zu „helfen“.

Die Täter sind meistens gut organisiert und äußerst versiert, wenn sie in ihre Rolle schlüpfen. Oft haben die Opfer keine Möglichkeit oder sind nicht in der Lage, zu überprüfen,  ob die aufgetischte Lüge auch tatsächlich stimmt. So erbeuten die Betrüger nicht selten mehrere 1.000 Euro, aber auch wertvollen Goldschmuck auf einem Schlag.

Falls das Opfer zögert, schrecken die Täter auch nicht davor zurück, psychologischen Druck auszuüben. Mitleid soll erweckt werden und Ängste werden geschürt. Natürlich wird dabei auch die Privatsphäre der Betroffenen verletzt, da die Betrüger sich auch Zugang zu den Wohnungen verschaffen.

Oft opfern Senioren, die alleine leben, ihre ganzen Ersparnisse, die ihnen zur Verfügung stehen. Wie die Carabinieri erklären, schrecken die Strafen, die vom Gesetz her vorgesehen sind, die Täter kaum ab. Weder die Ordnungshüter noch die Justiz könne auf angemessene Weise einschreiten.

Aus diesem Grund haben die Carabinieri beschlossen, in Zusammenarbeit mit den Bürgermeistern und Pfarreien sowie mit Ordnungshütern in Pension, die Präventionsarbeit deutlich zu verstärken. Wichtig sei es in erster Linie, die Thema zur Sprache zu bringen – auch in den Schulen, in den Medien und in der Familie.

Familienangehörige von älteren Personen sollten darauf achten, dass diese kein Bargeld zu Hause aufbewahren.

Bereits im vergangenen Jahr haben die Carabinieri eine Sensibilisierungskampagne durchgeführt, bei der gemeinsam mit den Gemeindeverwaltungen insgesamt 43 Bürgerveranstaltungen abgehalten wurden. Insgesamt 3.000 Personen wurden erreicht. Im Jahr 2016 ist allerdings bereits wieder zu knapp zehn ähnlichen Betrugsfällen gekommen.

Von: mk

Bezirk: Bozen