Von: luk
Bozen – Es ist ein Leben ohne Zukunft und in ständigem Bangen: Eine zweifache Mutter ist vor eineinhalb Jahren wegen wiederholter Morddrohungen und Gewaltepisoden vor ihrem Ehemann geflohen. Jetzt lebt sie mit ihren Kindern in einer geschützten Einrichtung, doch die Angst vor ihrem Ehemann ist keineswegs verflogen. Angesichts der vielen Frauenmorde in Italien fragt sie sich immer wieder: „Bin ich die Nächste?“
Leider weiß ihr Mann nämlich durch einen verhängnisvollen Zufall, wo sich die geschützte Einrichtung befindet, in der seine ehemalige Partnerin jetzt lebt. Hinzu kommt, dass er bald wieder seine Kinder sehen darf und damit auch sie auf ihren Ex treffen wird.
Wie die Frau gegenüber der Tageszeitung Alto Adige erzählt, sei es immer wieder zu verbaler und schließlich auch physischer Gewalt gekommen. Das habe auch die ältere Tochter mitbekommen und es habe sich in ihrer Psyche niedergeschlagen. Erst mit dem Abstand vom Vater habe sie wieder begonnen, zu lächeln.
Sie wäre wohl noch bei ihrem Mann, in dieser unerträglichen Situation von Gewalt, Drohungen und Anfeindungen, hätten ihr Freunde nicht geholfen und sie bestärkt. Nach einem Telefonat, bei dem sie ihrem Partner bat, ob er ihr Hustensirup für die Tochter mitbringen könne, habe er sie mit dem Tod bedroht. Das sei der Tropfen gewesen, der das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht habe.
Sie hat sich an eine Hilfsorganisation gewandt und ihren Mann bei den Carabinieri angezeigt. Während für sie und ihre Kinder das Leben damit eine völlig andere Richtung nahm – unter anderem mussten sie den Wohnort wechseln –, hadert die Frau damit, dass sich für ihren Ex praktisch nichts verändert habe. Sie habe den Eindruck, das Gesetz schütze mehr den Täter als das Opfer.
Derzeit sieht die Frau keine Zukunft. Am meisten fürchte sie sich vor dem Tag, an dem die Kinder ihren Vater wiedersehen werden. Das Treffen findet zwar in einem geschützten Bereich statt, dennoch plagen die 30-Jährige schon jetzt schlaflose Nächte.
Ihr Traum ist es, an einen Ort zu ziehen, wo sie ihr ehemaliger Partner nicht finden kann. Doch derzeit ist die Situation eine völlig andere. Obwohl sie in einer geschützten Struktur lebt, weiß der Mann genau, wo sie und ihre Kinder nun wohnen – durch einen blöden Zufall. Ein Krankenhausticket sei nämlich an ihre alte Adresse gegangen. Auf dem Papier stand aber auch ihr neuer Wohnort.
Heute soll vor Gericht das Verfahren gegen den Mann wegen häuslicher Gewalt starten. Er hat eine Vertagung beantragt.