Von: mk
Bozen – Die Staatspolizei hat im Auftrag der Staatsanwaltschaft von Neapel italienweit 40 Hausdurchsuchungen und 67 Beschlagnahmen durchgeführt. Im Fokus der Untersuchung stehen gefälschte grüne Pässe, die täuschend echt wirken und auch von der Kontroll-App nicht erkannt werden.
Die Betroffenen haben sich grüne Pässe erschwindelt, ohne dass ihnen jemals eine Impfung verabreicht wurde oder dass sie negativ getestet worden sind. Stattdessen haben sich Betrüger ins Computersystem von Gesundheitsbetrieben in Kampanien, im Latium, in Apulien, Kalabrien und im Veneto gehackt.
Über 120 Personen sollen mit diesen gefälschten Pässen unterwegs gewesen sein. Mittels ausgefeilter Phishing-Techniken sollen über lokale Apotheken die notwendigen Daten beschafft worden sein, um die grünen Pässe auszustellen.
In anderen Fällen sollen Apotheken mittels IP-Telephonie angerufen worden sein. Auf diese Weise war es Betrügern möglich, die eigene Telefonnummer zu verbergen und den Betroffenen am anderen Ende der Leitung vorzugaukeln, der Anruf komme vom regionalen Sanitätsbetrieb. Die Apotheker wurden angewiesen, eine vermeintliche unterstützende Software zu installieren. Tatsächlich erlaubte den Betrügern das Programm den Zugriff aus der Entfernung auf das System. Somit gelangten sie in den Besitz von Passwörtern und Zugangscodes.
Sobald das Netzwerk der Sanitätsbetriebe die SPID-Daten der Apotheken verlangte, griffen die Täter auf Phishing-Methoden mittels Stimme oder SMS und auf geklonte Internetseiten zurück.
Auf diese Weise wurden unter anderem Nachweise für Impfungen erstellt, die in Wahrheit niemals verabreicht worden waren. Personen, die über ein solch gefälschtes Zertifikat verfügten, genossen damit dieselben Freiheiten wie Besitzer eines Super Green Pass.
Nutzer solch gefälschter Zertifikate wurden in Neapel, Avellino, Benevento, Caserta, Salerno, Como, Grosseto, Messina, Mailand, Monza-Brianza, Reggio Calabria, in Rom, aber auch in Trient und in Südtirol lokalisiert. Die Polizei rechnet allerdings damit, dass der Personenkreis, der sich an die kriminelle Bande gewandt hat, viel größer ist. Die Ermittlungen werden weiterhin fortgesetzt.
15 Personen wurden bislang identifiziert, die unter Verdacht stehen, Teil der kriminellen Vereinigung zu sein. Dazu kommen 67 Kunden. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium wurden die gefälschten grünen Pässe aus dem Verkehr gezogen. Sie können nicht mehr benutzt werden.
In unserer Region wurden die Wohnungen eines Mann und einer Frau durchsucht, auf deren Smartphone sich ein gefälschter Green Pass befand. Beiden sind um die 50 Jahre alt. Ihnen wird nun wiederholte Beihilfe zum Missbrauch von Daten und zur Fälschung vorgeworfen. Die grünen Pässe wurden in beiden Fällen beschlagnahmt.