Streit artet in Gewalt aus - Anzeige

Geld für Überstunden verlangt: Gastwirtin attackiert Kellnerin

Freitag, 16. November 2018 | 12:11 Uhr

Meran – Weil sich eine Hotelbesitzerin aus der Meraner Gegend geweigert haben soll, einer Kellnerin die Überstunden zu bezahlen, ist es zu einem Streit gekommen, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Doch es ging nicht nur um ein Wortgefecht. Die Saisonarbeiterin, die bei ihrer Anzeige vor den Carabinieri eine wahre Schauergeschichte zu Protokoll gegeben hat, erklärte, dass die Gastwirtin sie unter anderem geschlagen habe.

Der heftige Streit soll sich bereits im August zugetragen haben. Abschürfungen, die bei der Kellnerin in der Notaufnahme des Meraner Krankenhauses festgestellt wurden, belasten die verklagte Gastwirtin.

Seit April hatte die Kellnerin im Betrieb gearbeitet und auch regelmäßig ihren Lohn erhalten. Zu Unstimmigkeiten ist es allerdings gekommen, sobald es um die Bezahlung der Überstunden ging. Die Angestellte hatte sich die Extra-Stunden auf losen Papierblättern notiert. Dies sei mit der Inhaberin auch so vereinbart worden.

Laut Vertrag hätte sie acht Stunden am Tag von 14.30 bis 22.30 Uhr arbeiten müssen. In Wirklichkeit habe sie stets eineinhalb bis zwei Stunden länger gearbeitet, erklärt die Frau laut Alto Adige.

Während die Gäste die Kellnerin stets freundlich behandelt hätten, sei das Klima zwischen ihr und der Familie, dem der Betrieb gehört, nicht das beste gewesen. Ständig sei es zu Demütigungen gekommen. „In den 20 Jahren, in denen ich in Italien gearbeitet habe, ist es noch nie zu einer ähnlichen Situation gekommen“, erzählt die Frau.

Wegen der zunehmenden Spannungen beschloss die Kellnerin, mit der Gastwirtin reinen Tisch zu machen und die Bezahlung der Überstunden klar und deutlich einzufordern. „Sie hat mir dann vorgeschlagen, sich an ihren Wirtschaftsberater zu wenden und ihm die Papierblätter mit den Überstunden vorzulegen. Deshalb habe ich sie in meine Handtasche gelegt, die ich hinter dem Saal aufhängte, wo auch die anderen Angestellten ihre persönlichen Gegenstände aufbewahren. Als meine Schicht vorbei war, ging ich nach Hause. Dort musste ich allerdings feststellen, dass die Zettel fehlten“, erklärte die Kellnerin.

Weil sie nicht davon ausging, dass ihre Überstunden für die anderen Angestellten von Interesse waren, stellte sie die Gastwirtin zur Rede. Dabei habe sie weitere Zettel aus ihrer Tasche gezogen. „Die Gastwirtin hat geglaubt, dass es sich um weitere Blätter mit notierten Überstunden handelt, und sie versuchte, sie mir aus der Hand zu reißen. Dann ist sie auf mich losgegangen und hat mich am Oberkörper gekratzt. Der Sohn hat mich angeschrien, ich sei geisteskrank. Anschließend schubste er mich und schliff mich in Richtung Restaurant. Dann verpasste mir seine Mutter eine Ohrfeige und verletzte mich an der Lippe. Schließlich habe ich die Carabinieri gerufen und nach deren Ankunft bin ich gegangen“, berichtet die Frau.

Auf dem Nachhauseweg sei sie allerdings in Ohnmacht gefallen und wurde deshalb vom Weißen Kreuz ins Meraner Krankenhaus gebracht. Laut Befund hat die Kellnerin eine Prellung an der Wirbelsäule sowie mehrere Abschürfungen am Hals und an den oberen Extremitäten erlitten. Ursprünglich hätten die Ärzte mit einer Heilungsdauer von zwei Wochen gerechnet, die dann auf zweieinhalb Monate erhöht worden seien, wie auch vom INAIL bestätigt werde.

„Die Hotelbesitzer haben vorgeschlagen, um 5.500 Euro die Anzeige zurückzuziehen“, erklärt die Kellnerin. Damit würden ihr die letzten drei Monate ausbezahlt, in denen sie aufgrund des „Zwischenfalls“ nicht mehr im Einsatz war und keinen Lohn erhielt. „Ich habe nicht die Absicht, darauf einzugehen“, erklärt die Saisonarbeiterin.

HGV: „Solche Fälle sind rar“

HGV-Präsident Manfred Pinzger erklärt, dass solche Fälle, wie sie von dieser Kellnerin geschildert wurden, rar seien. Glücklicherweise handle es sich um Einzelfälle – auch wegen der strengen Kontrollen vonseiten der Finanzpolizei. Die wenigen Fälle, die dem HGV gemeldet wurden, seien stets einvernehmlich gelöst worden. Was das Notieren der Überstunden anbelangt, stellt Pinzger klar, dass es nicht reiche, sie auf losen Blättern aufzuschreiben, sondern sie müssten in ein eigenes Register eingetragen werden.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt