Von: ka
Bozen – Mit großer Sorge blickt Italien auf die immer häufigeren Angriffe auf das Gesundheitspersonal. Dabei stellen Vorfälle wie jener in der süditalienischen Stadt Foggia, wo ein Team von Ärzten und Krankenpflegern sich in einem Raum verbarrikadieren musste, um den wütenden Verwandten und Freunden einer jungen Frau zu entkommen, die während einer Operation im Spital gestorben war, nur die Spitze des Eisbergs dar. Ärzte und Pflegekräfte sind immer öfter gezwungen, Bedrohungen und Beleidigungen, wenn nicht gar Handgreiflichkeiten zu erdulden.
Leider stellt Südtirol keine Ausnahme dar. Insbesondere in der Ersten Hilfe werden Ärzte und Krankenpfleger immer öfter Opfer von Angriffen verbaler und physischer Natur. Bei den Tätern handelt es sich nicht mehr “nur” um gefährdete Personen wie psychisch Kranke sowie um Drogen- und Alkoholabhängige, die nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, sondern immer häufiger um anscheinend ganz normale Mitbürger, die plötzlich ausrasten und randalieren. Dabei genügen Banalitäten wie eine längere Wartezeit oder ein nicht sofort ausgehändigter Befund, um “das Pulverfass zum Explodieren zu bringen”.
Dabei ist zu bedenken, dass es nur die gröberen Vorfälle – gemeint sind jene, die Einsätze der Ordnungskräfte auslösen – in die Medien schaffen. Alle anderen fallen unter dem Teppich und werden erst gar nicht gemeldet, weil es aus Sicht der Opfer oft eh wenig Sinn ergibt, das Geschehene zur Anzeige zu bringen.
Die Folgen dieser zunehmenden Übergriffe aller Art sind jedoch erheblich. Sie sorgen dafür, dass das Gesundheitspersonal, das sich aufgrund des Personalmangels bereits jetzt an der Grenze der Belastbarkeit befindet, unter noch größerem Druck gerät, wodurch die Arbeit in den Krankenhäusern, insbesondere in den Notaufnahmen, weiter an Attraktivität verliert. Gesundheitspersonal aller Ebenen und Berufsbilder wird zwar händeringend gesucht, aber das mangelnde Sicherheitsgefühl trägt wenig dazu bei, junge Leute für einen Beruf im Gesundheitswesen zu begeistern.
Die Rückendeckung durch Gesundheitslandesrat Hubert Messner – “Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und spreche allen betroffenen Kolleginnen und Kollegen meine uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung aus” – ist gut und recht, aber es ist an der Zeit, über schärfere Gegenmaßnahmen nachzudenken.
Angesichts der sich häufenden Angriffe, die von verbalen Attacken und Beleidigungen bis hin zu tätlichen Übergriffen und schwerwiegenden Körperverletzungen reichen können, ist es vonnöten, “Frontbereiche” wie die Ersten Hilfen mit mehr Polizeikräften und Wachpersonal auszustatten. Zugleich geht der Aufruf an den Gesetzgeber, einen eigenen Tatbestand zu schaffen und Angriffe auf das Gesundheitspersonal entsprechend zu ahnden, denn die schmerzhaften Erfahrungen nicht weniger Gesundheitsmitarbeiter deuten darauf hin, dass allein mit gut zureden wenig zu erreichen ist.
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