Von: Ivd
Bozen – Die Staatsanwaltschaft Bozen hat ihre Bilanz für das Jahr 2025 vorgestellt. Die Zahlen zeigen ein deutliches Bild: Häusliche Gewalt, Misshandlungen und Stalking nehmen einen zentralen Platz in der täglichen Ermittlungsarbeit ein. Insgesamt beantragte die Staatsanwaltschaft im vergangenen Jahr 298 Sicherungs- und Schutzmaßnahmen – ein Ausdruck intensiver Ermittlungs- und Interventionstätigkeit.
Besonders ins Gewicht fallen 89 Verfahren wegen Misshandlung in der Familie sowie 77 Fälle von Nachstellung. Auch zwölf Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe wurden geführt. Zwar liegt diese Zahl unter jener anderer Deliktbereiche, doch betonte die Staatsanwaltschaft, dass es sich dabei häufig um besonders komplexe und belastende Verfahren handle.
Weitere Schwerpunkte betrafen die klassische Alltagskriminalität: 37 Verfahren standen im Zusammenhang mit Betäubungsmitteldelikten, 18 mit Diebstahl und 17 mit Raub. Insgesamt entfielen rund 120 Verfahren auf sogenannte allgemeine Delikte. Damit zeigt sich, dass neben schweren Gewaltstraftaten auch die breite Palette an Alltagskriminalität einen erheblichen Teil der Arbeit ausmacht.
Ein zentrales Thema der Pressekonferenz war die personelle Situation. In der ersten Jahreshälfte 2025 arbeitete die Staatsanwaltschaft zeitweise mit nur rund der Hälfte der vorgesehenen Richterstellen. Sieben von zwölf Planstellen waren nicht besetzt. Laut Generalstaatsanwalt Axel Bisignano hat sich die Lage inzwischen stabilisiert, auch wenn die Personaldecke weiterhin angespannt bleibt.
Aktuell sind vier Magistrate ausschließlich mit sogenannten „roten Code“-Delikten – also Fällen von häuslicher Gewalt und schweren Übergriffen – befasst. Weitere Abteilungen kümmern sich um Wirtschafts- und Finanzkriminalität, Umwelt- und Arbeitsunfälle sowie allgemeine Straftaten. Besonders hervorgehoben wurde die zunehmende Bedeutung von Serien- und Mehrfachtätern, deren Verfahren gebündelt bearbeitet werden.
Trotz struktureller Engpässe sieht sich die Staatsanwaltschaft handlungsfähig. Die Bilanz unterstreicht jedoch, dass Gewalt im sozialen Nahbereich weiterhin eine der größten Herausforderungen für Justiz und Gesellschaft in Südtirol darstellt.




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