Von: mk
Meran – Kürzlich ist von Jugendlichen aus Sinich in Meran ein gewaltverherrlichendes Video auf Youtube veröffentlicht worden, in dem mit Waffen hantiert und der Konsum von Drogen angepriesen wird.
Für Lehrer und Eltern wirkt das Video vermutlich wie ein Schlag in den Magen. “Alle, die bereit sind zu schießen, aber ohne Kugeln, wo werdet ihr enden? Ihr landet im Grab, bevor ihr überhaupt begonnen habt”, lautet eine Zeile aus dem Text des Musikstücks “Block Freestyle”.
Verantwortlich dafür zeichnet sich die Gruppe “Fvmille feat. Lony”. In rund drei Tagen wurde es bereits über 16.000 Mal angeklickt.
Die Jugendlichen zeigen die Flaggen jener Länder, aus denen sie und ihre Eltern stammen: Tunesien, Marokko, Albanien. Einige von ihnen scheinen noch minderjährig zu sein.
Der Clip, der durchaus mit einer gewissen Professionalität gedreht wurde, verbindet soziales Unbehagen, Wut und Rebellion mit Gewalt. Die Frage, die sich dabei stellt, ist die, wie weit das Recht auf künstlerisch-musikalische Freiheit gehen darf und ab wann das Ganze ausartet. Dem Stil nach dürfte das Video der Trap Music zuzuordnen sein – ein Subgenre vom Hip-Hop.
Wird auf den Staat, „der nicht hilft“ oder auf soziale Ungerechtigkeiten und den Unterschied „zwischen schwarz und weiß“ verwiesen, ist dies eine Meinung, der man Ausdruck verleihen kann. Doch wenn man dafür mit einer Pistole auf die Kamera zielt, kann man dann noch von freier Meinungsäußerung reden?
Adam Kmn, einer der Protagonisten des Videos, stellte in den sozialen Netzwerken klar, dass weder Waffen noch Drogen echt seien, es handle sich lediglich um Musik.
Durch den Text, durch Gesten werden die Institutionen und die Ordnungshüter herausgefordert, „leichtes Geld“ wird angepriesen. Der Clip führt in eine Parallelgesellschaft, die sich nicht in der Bronx oder Berlin/Neukölln befindet, sondern mitten in Meran hier bei uns.
Unter dem Clip auf Youtube finden sich bereits unzählige Kommentare, die das Video loben – und die wohl ebenso nachdenklich stimmen.
Der Meraner Gemeinderat und Vizesprecher der Jungen Süd-Tiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer, zeigt sich entsetzt: „Für mich stellt sich die Frage, ob diese Gewaltverherrlichung und die Ereignisse der letzten Tage zusammenhängen, bzw. eine Folgeerscheinung sind. Sind diese Jugendlichen aufgrund mangelnder Integration so geworden? Werden sie dann im Erwachsenenalter zu kriminellen Banden oder Clans?“
Er hofft auf ein rasches Eingreifen von Sozialarbeitern und Behörden, um diese Jugendlichen noch vor dem Abrutschen in eine kriminelle Laufbahn aufzufangen. Landesrat Giuliano Vettorato hat unterdessen angekündigt, dass er eine dringende Aussprache mit dem Sozialstadt anstrebe. Seiner Ansicht nach enthalte das Video „nicht zu tolerierende Gewaltbotschaften“ und verkläre den Drogenkonsum.
Video laut Psychologe „Ausdruck von sozialem Unbehagen“
Auch der Bozner Psychologe Gabriele Bissacco, der das Video ebenfalls gesehen hat, zeigte sich betroffen. „Diese Jugendlichen, die fast alle minderjährig sind und von denen viele auch noch die Pflichtschule besuchen, stammen aus fünf verschiedenen Kulturen: aus der albanischen, der tunesischen, der marokkanischen, der deutschen und der italienischen. Sie erkennen sich in den Themen der Trap Music wieder: Drogen, Waffe, Gewalt, schnelles Geld“, erklärt der Psychologe laut Alto Adige.
Für ihn steht fest, dass es sich um eine klare Botschaft sozialen Unbehagens handelt. „Personen, die diese Art von Musik mögen, fühlen sich oft ungerecht behandelt“, so Bissacco. Dies könne der Staat, die Polizei oder die Schule, aber auch die Herkunftsfamilie sein. „Mit der Musik versuchen sie ihre Frustration loszuwerden. Mit dem Video, das sie auf Youtube veröffentlicht haben, suchen sie nach Aufmerksamkeit und warten vielleicht darauf, von jemandem im Musikbusiness entdeckt zu werden. Zuspruch und Likes sind in diesem Kontext besonders wichtig“, betont Bissacco. Viele Trap-Künstler hätten auf Youtube angefangen.
Hinter solchen Videos stecke auch viel Kreativität. „Ich bin mir sicher, würde man mit den Darstellern im Video einzeln reden, hätten sie viel zu erzählen“, erklärt Bissacco. Und was denkt ihr von dem Video? Teilt uns eure Meinung im Kommentarbereich mit.