100. Herzklappenprothese

Herzklappenchirurgie am Krankenhaus Bozen

Freitag, 11. November 2022 | 15:43 Uhr

Bozen – Seit etwas mehr als zwei Jahren wird nun auch am Landeskrankenhaus Bozen die minimal-invasive „TAVI-Technik“ angeboten: Durch die sog. „Transcatheter Aortic Valve Implantation“ ist ein Ersatz der Aortenklappe über die Leistengefäße und ohne Eröffnung des Brustkorbes möglich. Der Eingriff ist wesentlich schonender als eine große Herzoperation an der Herzlungenmaschine. Heute (11. November 2022) wurde die 100. Herzklappenprothese am Krankenhaus Bozen implantiert; das Team um Primar Rainer Oberhollenzer (Kardiologie), Primar Marc Kaufmann (Anästhesie und Intensivmedizin) und Primar Reinhold Perkmann (Gefäß- und Thoraxchirurgie), zusammen mit Dr. Giuseppe Petrilli, dem herzchirurgischen Kollegen der Universitätsklinik Verona, stellte diese Technik bei einer Pressekonferenz vor.

Generaldirektor Florian Zerzer zollte dem Team Respekt: „Ich bin sehr stolz darauf, dass diese komplexen medizinischen Leistungen in Zusammenarbeit mit der Uniklinik Verona nun auch in Südtirol möglich sind. Ein Vorteil für unsere Patientinnen und Patienten, aber auch für uns als Arbeitgeber – bedeutet dieser Kompetenzgewinn doch eine zusätzliche Attraktivität.“

Primar Rainer Oberhollenzer von der kardiologischen Abteilung am Krankenhaus Bozen beschrieb kurz die Operation und zeigte anhand von Filmaufnahmen den Ablauf dieses Eingriffs auf. „Für unsere Patientinnen und Patienten, die meist unter einer hochgradigen Aortenklappenstenose leiden und durchschnittlich über 80 sind, können wir somit eine große Herzoperation vermeiden. Eingriffe dieser Art erfordern immer die Zusammenarbeit mit kardiochirurgischen Spezialisten und ich muss sagen, dass die Zusammenarbeit mit Verona hier sehr gut funktioniert – wir arbeiten bereits daran, unser kardiochirurgisches Angebot am Landeskrankenhaus Bozen weiter auszubauen.“

Der Eingriff selbst erfolgt in der Regel in Vollnarkose, dem Patienten wird über die Leiste ultraschallkontrolliert ein Katheter bis zum Herzen vorgeschoben. Sobald die anatomisch korrekte Stelle erreicht ist, wird eine künstliche Herzklappenprothese in „zusammengefalteter“ Form dorthin gebracht. Diese entfaltet sich am gewünschten Ort – und übernimmt ab diesem Zeitpunkt die Arbeit der geschädigten Herzklappe. Der richtige Zeitpunkt für den Eingriff ist dann gekommen, „wenn die Klappe sich nicht mehr richtig öffnen kann und die Patienten einen schweren Leistungseinbruch, oft begleitet von Atemnot oder auch Schmerzen beklagen, weil der Herzmuskel vermehrt arbeiten muss. Sobald die Herzklappenprothese eingesetzt ist, empfinden die Betroffenen eine große Erleichterung, meist können sie nach 2 Tagen bereits das Krankenhaus wieder verlassen“, erklärt Oberhollenzer.

Sein Kollege Primar Marc Kaufmann von der Anästhesie und Intensivmedizin zeigte die herzanästhesiologischen Spezialkompetenzen auf, die ein solcher Eingriff und die anschließende Betreuung auf der Landesintensivstation erfordert. Das Patientenkollektiv selbst und die Art des Eingriffs bedeuten für das Anästhesieteam eine große Herausforderung, aber zugleich auch ein sehr spannendes, interdisziplinäres Arbeitsumfeld. „Das während der Pandemie etablierte ECMO-Programm (‘kleine Herzlungenmaschine’ für den vorübergehenden Ersatz der Lungen- und oder Kreislauffunktion) am Landeskrankenhaus Bozen, stellt eine wesentliche Voraussetzung für diese Eingriffe am Herzen dar“, betont Kaufmann.

Sicherheit ist das erste Gebot – weshalb der Primar der Gefäß- und Thoraxchirurgie am Krankenhaus Bozen, Reinhold Perkmann, erklärte, warum es einen gefäßchirurgischen Experten braucht: „Da der Eingriff mit fingerdicken Instrumenten über die Leistengefäße durchgeführt wird und entsprechende Komplikationen mit z.B. starkem Blutverlust jederzeit auftreten können, ist die Anwesenheit des Gefäßchirurgen samt OP-Team zwingend notwendig.“

Abschließend ein Lob, diesmal von einem auswärtigen Kliniker: „Seit wir diese Art von Eingriffen in Zusammenarbeit mit den Fachkollegen in Bozen anbieten, haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht. Wir haben hier in Bozen hochspezialisierte Akteure getroffen, die eine interventionelle Kardiologie und Kardioanästhesie auf höchstem Niveau anbieten können. Es freut mich sehr, dass der öffentliche Gesundheitsdienst damit zeigt, wie Spitzenmedizin funktionieren kann“, so Giuseppe Petrilli, Kardiochirurg aus Verona.

Von: mk

Bezirk: Bozen