EURAC: Retter erkunden neue Wege

Herzkreislaufstillstand: Ein Kampf mit dem Tod

Donnerstag, 08. September 2016 | 10:16 Uhr

Bozen – Wer außerhalb des Krankenhauses einen Kreislaufstillstand erleidet, hat keine guten Chancen: Nur etwa sieben Prozent der Patienten überleben. Viel hängt davon ab, ob sofort, richtig und ohne Unterbrechung wiederbelebt wird. In manchen Fällen werden Patienten unter laufender Herzdruckmassage in ein Krankenhaus gebracht, um dort Ursachen des Herzkreislaufstillstands zu therapieren und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Gerade während eines Transports im Rettungshubschrauber ist es jedoch schwierig,  die Herzdruckmassage in guter Qualität aufrechtzuerhalten – seit ein paar Jahren können Geräte zur mechanischen Herzdruckmassage wie „LUCAS2“ hier helfen. Ausgewählte Patienten werden im Krankenhaus an eine ECMO-Maschine angeschlossen, die  die Atem- und Herzfunktion übernimmt: Damit kann Zeit für die Therapie gewonnen werden.  Über ihre Erfahrung mit diesen Techniken berichteten Ärzte aus Oberitalien, Österreich, der Schweiz und Polen auf einem von EURAC Research veranstaltetem Symposium. Dabei eröffneten sich auch neue Perspektiven für Südtiroler Patienten.

Während „LUCAS2“ in Südtirol seit gut drei Jahren an Bord der Rettungshubschrauber ist, um eine ununterbrochene, gleichbleibend effiziente Herzdruckmassage während des gesamten Transports zu ermöglichen, sind die nächstliegenden Krankenhäuser mit einem ECMO-Gerät Innsbruck, Trient oder Treviso. Diese verkleinerte Variante einer Herz-Lungen-Maschine kann zum Beispiel bei Patienten mit einer schweren Unterkühlung die Körpertemperatur rasch anheben. Auch bei anderen Ursachen des Herzkreislaufstillstandes könnte durch die sogenannte extrakorporale Zirkulation Zeit für die Therapie gewonnen werden. Nachdem Ärzte aus  ECMO-Zentren ihre Vorgehensweise und Erfahrungen dargelegt hatten, war deshalb die zentrale Frage des Symposiums: Könnten Südtiroler Patienten, die einen Herzkreislaufstillstand erleiden, von einem Transport in eines dieser Krankenhäuser profitieren? Diese Frage ist nicht allgemein zu beantworten, betont der Intensivmediziner Simon Rauch von EURAC Research: „Abgesehen von der Unterkühlung kann das unter ganz bestimmten Bedingungen auch beim Herzstillstand anderer Ursache, etwa  bei einer Herzmuskelentzündung oder Lungenembolie, eine Option sein. Es handelt sich aber um eine enge Auswahl von Patienten. Im nächsten Schritt werden wir nun Kriterien erstellen, die erfüllt sein müssen, damit der sofortige Transport in ein ECMO-Zentrum sinnvoll ist.“

Im Notfall muss nämlich sehr schnell entschieden werden: Studien haben gezeigt, dass sich die Überlebenschancen nur erhöhen, wenn nach einem Kreislaufstillstand sofort mit der Wiederbelebung begonnen wird und bis zum Anschluss an eine ECMO nicht viel mehr als eine Stunde vergeht.

Von: mk

Bezirk: Bozen