Von: mk
Bozen – Die Impfkampagne in Südtirol schreitet voran. Bereits in der kommenden Woche werden die ersten 1.550 Dosen des Vakzins von “Johnson & Johnson” erwartet. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, setzen sowohl das Gesundheitsressorts des Landes als auch der Sanitätsbetrieb ihre Hoffnungen auf die Hausärzte: Sie sollen Unentschlossene von der Wirksamkeit eines Impfschutzes überzeugen.
Der italienische Staat erhält insgesamt 184.000 Dosen des amerikanischen Mutterkonzerns. Sowohl für Gesundheitslandesrat Thomas Widmann als auch für den Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, steht fest, dass Allgemeinmediziner der Bevölkerung am Nächsten stehen und ein besonderes Vertrauen genießen. Ihnen gelinge es am ehesten, Fragen zu beantworten, Zweifel aus dem Weg zu räumen und Ängste abzubauen.
Das gilt vor allem für Angehörige jener Altersgruppen, die sich bereits impfen lassen könnten, allerdings noch zögern. Bekanntlich dürfen sich ab 15. April bereits Personen im Alter von 60 bis 64 Jahren für eine Impfung vormerken. Für Impfwillige ist das einerseits erfreulich, andererseits bedeutet das aber auch, dass bei vielen Älteren – obwohl sie zur Risikogruppe zählen – das Misstrauen noch überwiegt. Von 28.222 Südtirolerinnen und Südtirolern, die zwischen 65 und 69 Jahre alt sind, haben sich bislang nur 5.060 für eine Impfung vorgemerkt.
Luca Armanaschi, der als Koordinator im Gesundheitsbezirk Bozen tätig, appelliert an die Vernunft: „Wir haben noch viele Plätze frei. Vereinbart jetzt einen Termin“, erklärt er laut Alto Adige. Um das Virus aufzuhalten und Herdenimmunität zu erreichen, sei eine hohe Durchimpfungsrate unerlässlich. Dann könne man zur Normalität zurückkehren.
Einerseits ist Südtirol im nationalen Vergleich seit jeher eine Hochburg von Impfgegnern und -kritikern. Andererseits haben Zwischenfälle in Zusammenhang mit dem Impfstoff von AstraZeneca bei vielen Zweifel geschürt. Viele, die einen Termin bereits vereinbart hatten, lehnten eine Impfung mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Herstellers ab und rutschten so ans Ende der Liste.
Valentina Berti ist Hausärztin in Leifers und ärztliche Leiterin des Seniorenheims „Domus Meridiana“. Sie gehört zu jenen Allgemeinmedizinern, die die Impfdosen freudig erwarten und die bereit sind, sich den Skeptikern zu stellen. „Wir können Unentschlossene auch deshalb motivieren, weil wir die einzelnen Patientengeschichten kennen und so auch ganz spezifische Fragen beantworten können“, erklärt Berti laut Alto Adige.
Eltern, die Impfgegner sind, rät sie, an ihre Kinder zu denken und sich ihnen zuliebe impfen zu lassen, auch wenn sie selbst keine Angst vor einer Erkrankung haben. Dadurch werde den Kindern langfristig wieder ein normales Leben wieder ermöglicht. Die Pandemie fordere gerade von Heranwachsenden und Senioren in psychologischer Hinsicht einen hohen Tribut.
Auch für Wirtschaftstreibende gebe es letztendlich keine Alternative zur Impfung. Ähnliches gilt wohl auch für die Wiederaufnahme von Urlaubsreisen und für das soziale Leben.
Eines steht für Berti fest: „Das wahre Risiko ist nicht die Impfung, sondern eine Erkrankung an Covid-19.“ Auch sie habe Patienten sterben sehen. Gleichzeitig leiden Genesene im Alter zwischen 40 und 50 Jahren oft auch Monate danach immer noch an Spätfolgen. Die Palette reicht von Lungenproblemen bis hin zu Erschöpfungssyndromen und neurologischen Auswirkungen.