Mattarella's Veto richtige Entscheidung – ein Kommentar

Italexit: Südtirol hat viel zu verlieren

Donnerstag, 31. Mai 2018 | 10:05 Uhr

Rom/Bozen – Seitdem Staatspräsident Sergio Mattarella, um – wie er später erklärte – die Ersparnisse der Italiener und den Verbleib Italiens im Euro zu schützen, gegen einen vorgeschlagenen Minister sein Veto eingelegte, geht es in Italien drunter und drüber. Die Finanzmärkte entzogen dem unter einer drückenden Schuldenlast leidenden Land schnell das Vertrauen und verlangten – nicht ganz zu Unrecht – auf italienische Schuldscheine hohe Risikoaufschläge.

Zwischen dem bis zum Hals in Problemen steckenden Italien und dem angeblichen Musterknaben der Eurozone – dem mächtigen Deutschland – flogen schon bald die Fetzen. Politiker und Medien gingen aufeinander los, wie es noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Während die Deutschen als Besserwisser mit erhobenen Zeigefinger auftreten, halten Deutschland viele Italiener für einen Euro-Profiteur und machen das große Land im Norden für die eigene Misere mitverantwortlich. Insbesondere Lega-Chef Salvini nutzt die Stimmung gegen „i tedeschi“, um für den möglicherweise erneut bevorstehenden Urnengang Stimmung zu machen.

ANSA

Auch hierzulande mangelt es auf beiden Seiten nicht an politischen Trittbrettfahrern, die aus einem wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Scherbenhaufen ihren eigenen Vorteil ziehen wollen. Doch angesichts turbulenter Zeiten sollen gerade wir in Südtirol Ruhe bewahren und nicht Rattenfängern auf den Leim gehen. Machen wir uns nichts vor. Es waren gerade die EU und der Euro, die die drei Landesteile des alten Tirol wieder näher zusammengeführten. Heute profitieren alle von einer sicheren und gemeinsamen Währung, einem gemeinsamen Wirtschaftsraum und offenen Grenzen. Aufgrund seines Gewichts würde ein Ausstieg Italiens aus dem Euro laut vielen Experten auch zu einem Ende der Währung und im schlimmsten Fall auch zu einem Auseinanderbrechen der EU führen. Niemand hat so sehr von EU und Euro profitiert, wie Grenz- und Minderheitengebiete wie Südtirol. Niemand wie Südtirol hat aber auch so viel zu verlieren. Zudem sind die internationalen deutsch-italienischen Polemiken Gift für ein Landl, in dem Deutsche und Italiener friedlich neben- oder miteinander zusammenleben wollen und auch zusammenleben sollten.

APA/HELMUT FOHRINGER

Wir werden nie wissen, wie es am Ende ausgegangen wäre, aber vielleicht war es gerade doch Mattarellas Nein, das für den entscheidenden Umschwung sorgte und das für Italien den Euro sicherstellte.

Wir Südtiroler können derzeit nur hoffen und ihm den Rücken stärken.

Von: ka

Bezirk: Bozen