Urteilsbegründung liegt vor

Ivo Rabanser wollte auch seine Schwester töten

Mittwoch, 01. März 2023 | 09:23 Uhr

Bozen/Wolkenstein – Für das Gericht besteht kein Zweifel: Der Grödner Ivo Rabanser wollte seinen Bruder Martin aufgrund eines lang gehegten Grolls töten. Doch damit nicht genug: Der 43-Jährige hatte offenbar Ähnliches mit seiner Schwester vor, die allerdings nach England gezogen war, was der Angeklagte nicht wusste. Dies geht zumindest aus der Urteilsbegründung hervor, wie die italienische Tageszeitung Alto Adige berichtet.

Rabanser ist bekanntlich im vergangenen Dezember am Bozner Landesgericht im Rahmen eines verkürzten Verfahrens zu einer achtjährigen Haftstrafe wegen versuchten Mordes verurteilt worden. Der 43-Jährige hatte in der Nacht auf den 31. Oktober 2021 versucht, seinen Bruder Martin mit einem Messer zu töten, nachdem er in dessen Haus in der Umgebung von Wolkenstein eingedrungen war.

Falls auf ein Berufungsverfahren verzichtet wird, könnte Rabansers Haftstrafe aufgrund der Cartabia-Reform weiter um 18 Monate verkürzt werden. Die Anwälte Marco Boscarol und Mara Uggè, die die Verteidigung des 43-Jährigen übernommen haben, gaben allerdings noch nicht bekannt, welche weitere Strategie sie verfolgen.

Das Urteil stützt sich auf drei kardinale Punkte: Rabanser hat die Tat laut Urteilsbegründung geplant, er war entschlossen, sie durchzuführen, und er wurde als zurechnungsfähig eingestuft.

Bevor er ins Tal gestiegen ist, um seinen Bruder zu attackieren, hatte er fünf Monate in der Einsamkeit in den Grödner Bergen gelebt. Er hatte die Identität seines Bruders auf Facbook überprüft und sich im Februar vor der Tat auf Amazon das Messer besorgt, mit dem er in der Tatnacht zugestochen hat. Dies hatte Rabanser vor Gericht selbst erklärt.

Bei dem Angriff im Herbst wurde Rabansers Bruder schwer verletzt. Zwölfmal hatte der 43-Jährige zugestochen, der einen Tarnanzug trug. Zwei Stiche hätten beinahe die Lunge durchbohrt und wären somit tödlich gewesen. Auch Monika, die Frau des Bruders, erlitt leichte Verletzungen. Sie konnte mit dem zehnjährigen Sohn fliehen und die Polizei verständigen.

Rabanser wollte mit seinem Bruder wohl auf dramatische Weise eine alte Rechnung begleichen – vermutlich aufgrund alter familiärer Konflikte, die nie wirklich aufgearbeitet worden waren.

Zuvor hatte es Rabanser vorgezogen, ohne offensichtlichen Grund allein und abseits von seinen Angehörigen zu leben. 25 Jahre lang hatte der 43-Jährige keinen Kontakt zu seinem Bruder. In der Gegend von Verona arbeitete er gelegentlich als Wärter von Tennisplätzen. Über das genaue Tatmotiv hat sich Ivo Rabanser bis zuletzt ausgeschwiegen.

Von: mk

Bezirk: Salten/Schlern