Von: ka
Kiew – Die Ukraine wirbt um ausländische Freiwillige, die dazu bereit sind, das leidgeprüfte Land bei seinem Überlebenskampf zu unterstützen. Laut Angaben des Verteidigungsministeriums erhielten die Streitkräfte der Ukraine bereits einen Tag nach der Ankündigung „mehrere tausend Bewerbungen“, die es dem Land ermöglichen, eine eigene Internationale Legion mit vorerst zwei Bataillonen aufzustellen. Die Regierung der Ukraine richtete eine eigene Webseite ein, die bereitwilligen Legionären als Leitfaden für die Bewerbung dienen soll. Für viele Legionäre wird es bereits ernst. Sie werden an der Front in den Außenbezirken von Kiew eingesetzt.
Die Idee, idealistische Freiwillige anzuwerben, um sie für eine gerechte Sache zu gewinnen, ist nicht neu. Das berühmteste Beispiel sind die Internationalen Brigaden, die während des Spanischen Bürgerkriegs 1936 bis1939 für die rechtmäßig gewählte Republikanische Regierung Madrids gegen Francos Nationalisten und Faschisten kämpften. Damals schlossen sich viele Linke, Idealisten, Anarchisten und Demokraten aus ganz Europa und den USA den Truppen Madrids an. Die Internationalen Brigaden genossen hohes Ansehen und fügten ihren Gegnern teilweise schmerzhafte Niederlagen zu. Allerdings konnten auch sie nicht die Niederlage der „Republikaner“ gegen die „Nationalisten“ des Diktators Franco verhindern, wodurch Spanien unter eine jahrzehntelange brutale Diktatur geriet.
Around 20 thousand volunteers from 52 countries are preparing to defend #Ukraine in its war with Russia. They are enlisting in Ukraine’s international legion. Ukraine's Minister of Foreign Affairs Dmytro Kuleba. There are hundreds of Belarusians. pic.twitter.com/8ccv1p9UIj
— Sonia Sharma □■□■ (@Talk2Soniag) March 8, 2022
An dieses Erbe, für eine gerechte Sache die Waffen zu ergreifen, will nun die Ukraine anknüpfen. Da für die Bekämpfung der russischen Invasoren dringend neue Kräfte gebraucht werden, kündigte die ukrainische Führung bereits drei Tage nach Beginn der russischen Invasion an, es ausländischen Freiwilligen zu ermöglichen, der Ukraine bei dem ihr aufgezwungenen Krieg zu unterstützen. Wie der The Kyiv Independent berichtet, erklärten sich den Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums zufolge schon nach dem ersten Tag „mehrere tausend“ Bewerber dazu bereit, sich den Truppen der Ukraine anzuschließen.
Laut dem Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, erwartet die Ukraine bis zu 16.000 ausländische Freiwillige, mit denen eine eigene Internationale Legion geschaffen werden soll. Um es Ausländern zu erleichtern, sich für die Verteidigung der Ukraine zu melden, richtete die Regierung am 5. März eine Website ein, die einen Leitfaden für potenzielle Legionäre enthält.
Die Internationale Legion wird voraussichtlich Teil der Territorialen Verteidigungskräfte der Ukraine sein. Dabei handelt es sich um eine neu gegründete Teilstreitkraft der Landstreitkräfte, die aus Reservisten gebildet wird. Die Legion wird mit zwei neu gebildeten Bataillonen starten.
Nach Angaben der ukrainischen Präsidialverwaltung kann sich jeder, der die ukrainische Sache unterstützt – mit Ausnahme russischer Staatsangehöriger – um eine Einberufung bemühen, wobei es ohne Relevanz ist, ob der Bewerber bereits über Kampferfahrung verfügt, oder nicht. Nach der Kontaktaufnahme mit der ukrainischen Botschaft oder einem Konsulat des Landes erhält der angehende Legionär zunächst alle notwendigen Informationen, die Zeitabläufe, bürokratische Details und die Ausrüstung betreffen. Nach dem folgenden Gespräch mit einem ukrainischen Militärattaché erhält der Rekrut ein spezielles Visum.
Anschließend reisen die Freiwilligen in die Ukraine, wo sie nach der Unterzeichnung eines Militärdienstvertrages offiziell ihren Dienst bei der Internationalen Legion antreten können. Nach der Ausstattung mit Waffen, Schutzwesten und Uniformen und, falls nötig, der Ausbildung steht einem Kampfeinsatz an der Front nichts mehr im Wege. Die Ukrainische Regierung unterstreicht, dass der Freiwilligendienst bei der Internationalen Legion völlig legal ist und dass ausländische Angehörige der Legion den Ukrainern in Bezug auf ihre Aufgaben völlig gleichgestellt sind.
Wie die Ukrainischen Streitkräfte erklären, befinden sich die ersten Freiwilligen der beiden Bataillone bereits im Fronteinsatz. Die Legionäre, die aus den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Schweden, Litauen, Mexiko, Portugal, Brasilien und sogar Indien stammen, halten eine Stellung in den Außenbezirken von Kiew. Wie aus den Bildern ersichtlich wurden die Freiwilligen von den Ukrainern mit belgischen Sturmgewehren FN FNC 5,56×45 Millimeter ausgestattet, die aus einer für die Ukrainischen Streitkräfte bestimmten Waffenlieferung aus Belgien stammen.
Die Ukraine hegt die Hoffnung, dass die Internationale Legion einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Verteidigung des Landes leisten kann. Wie damals im Spanischen Bürgerkrieg werden gewiss aber auch viele Freiwillige ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen.