Von: mk
Lana – Robel Gambato ist 19 Jahre alt und besucht das Humanistische Lyzeum in Bozen. Ursprünglich stammt er aus Äthiopien, doch als Kind wurde er von einer Südtiroler Ärztin adoptiert. Sein gleichaltriger Freund Michael studiert in Turin und lebt in Südtirols Landeshauptstadt. Auch ihm sieht man seine afrikanischen Wurzeln an. Gemeinsam mit Bekannten aus Meran wollten die beiden am Samstag einen Abend in einer Diskothek in Lana verbringen. Die Gruppe durfte das Lokal betreten – mit Ausnahme der zwei dunkelhäutigen Jugendlichen, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige.
„Wir beide sind italienische Staatsbürger. Wir haben auf unzählige Weise versucht, eine Erklärung zu erhalten. Wir haben auch die Notrufnummer 112 gewählt, doch der Security-Dienst war unerbittlich. Sie haben uns lediglich gesagt, dass sie Anweisungen befolgen würden“, erklärt Robel Gambato laut Alto Adige. Michael selbst war zum ersten Mal in Lana bei der Diskothek.
Paradoxerweise war ein Security-Mann selbst kein Einheimischer. Die Jugendlichen spürten eine feindselige Stimmung, die ihnen entgegen schlug. Die Szene wurde mit dem Handy gefilmt. „Das ist mir nur hier passiert“, erklärt Robel.
Seine Mutter Lucia Pappalardo ist Kinderärztin mit einer Praxis in Leifers. Auf ihren Reisen nach Afrika hat sie stets unterernährten Kindern geholfen. Zwei Kinder aus Äthiopien hat sie adoptiert. Einer von ihnen ist Robel. Dass es im Jahr 2021 noch zu so einem Vorfall kommt, kann sie kaum glauben. „Ich habe mein ganzes Leben lang gegen Diskriminierung in allen Lebensbereichen gekämpft, vor allem in der Arbeitswelt. Das ist nicht einmal etwas Persönliches: Nur der Gedanke daran, dass auch bei uns Unterscheidungen zwischen Personen nur aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihrer Herkunft gemacht werden, ist ein Zeichen, dass dicke Luft herrscht und dass sich die falsche Ideen etablieren“, betont die Ärztin. Personen sollten danach beurteilt werden, wie sie handeln und nicht danach, wer sie sind oder woher sie kommen.
Georg Sanin, der Betreiber der Diskothek, nimmt im Alto Adige-Interview zu den Vorwürfen Stellung. „Die Kontrollen macht die Security. Ich will nur Ruhe nach den allzu vielen Schließungen“, betont Sanin. Innerhalb weniger Monate musste das Lokal dreimal seine Tore dicht machen – zuletzt für zehn Tage ab 16. November.
Grund dafür war, dass die Carabinieri im Oktober einen entsprechenden Antrag nach mehreren Razzien gestellt hatten: Am 11. September hatten die Carabinieri Verstöße gegen die Einhaltung der Sicherheitsabstände festgestellt. Außerdem waren Atemschutzmasken nicht getragen worden. Am 10. Oktober wurden wieder Verstöße gegen Corona-Vorschriften registriert.
Auf die Frage, warum ausgerechnet jenen Jugendlichen mit dunkler Hautfarbe der Zutritt verweigert worden war, meint Sanin: „In der Regel dürfen diejenigen nicht ins Lokal, die in wenig vertrauenserweckender Begleitung erscheinen oder bei denen es schon in der Vergangenheit Probleme gegeben hat. Das ist im Fall von Albanern und Marokkanern, aber auch vor einigen Tagen mit Jugendlichen aus Sinich passiert.“